Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit der Liebe eines Highlanders

Mit der Liebe eines Highlanders

Titel: Mit der Liebe eines Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
Vom Netzwerk:
Klebeband, mit dem ihr Hände und Füße gefesselt worden waren.
    Sadie war den Tränen nahe. Sie hatte die Kamera ihres Vaters verloren, die sie seit seinem Tod vor drei Jahren immer begleitet hatte. Wie hatte sie gestern so unachtsam sein und die Kamera im Stich lassen können?
    Aber, wichtiger noch, wo war sie jetzt?
    Der Fremde musste zurückgekommen sein und sie an sich genommen haben. Indem er sie freigelassen hatte, hatte er Großmut bewiesen, damit aber war sein guter Wille erschöpft. Sie würde ihre Kamera niemals wiedersehen.
    Im Wald hinter ihr knackte es, und Sadie drehte sich um. Hatte sie das Tier nervös gemacht, weil sie hier angehalten hatte? Wartete es ungeduldig, dass sie weiterging?
    Ein letztes Mal ließ Sadie ihren Blick über die kleine Lichtung wandern, doch als ihre Sachen nicht wie von Zauberhand wieder auftauchten, seufzte sie bedauernd und machte sich auf den Rückweg.
    Nach einer guten halben Stunde war ihr Fußverband so zerdrückt und faltig, dass sie nicht weitergehen konnte. Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und wollte sich eben bücken und ihre Stiefel aufschnüren, als sie es sah.
    Das Tier trat weniger als dreißig Fuß von ihr entfernt lautlos aus dem Dickicht.
    Es war der größte und prächtigste Koyote, den sie jemals gesehen hatte. Ein wahrhaft majestätisch wirkendes Tier, dessen Augen wie zwei unbewegte Weiher grün leuchteten. Das Fell um sein Gesicht, voll und am Kinn flauschig, wurde gegen die großen, aufmerksamen Ohren schmäler. Seine Schulterblätter würden auf Höhe ihrer Taille liegen, wenn sie gestanden hätte, und seine langen Beine ruhten fest auf großen Pfoten mit breiten Zehen. Das dichte, glatte Fell hatte die Farbe von Zedernsägemehl, gesprenkelt mit verschiedenen Grauschattierungen.
    Es war das schönste Tier, das sie je gesehen hatte.
    Sadie wagte nicht einen Muskel zu bewegen. Sie hielt sogar fast den Atem an. Was machte er da, indem er sich ihr zeigte? Kein Koyote mit auch nur einem Funken Instinkt hätte sich so nahe an einen Menschen herangewagt. Koyoten wurden gejagt und einzig aus dem Grund getötet, weil sie dasselbe Wild jagten, das die Menschen schätzten.
    Aber Koyoten waren nicht so groß. Und nicht so kühn. Da kam ihr der Gedanke, dass sie in die Augen eines Wolfes starrte.
    Sofort tat Sadie diesen Gedanken ab. Es war ausgeschlossen. Wölfe waren in Maine seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr gesichtet worden. Gejagt und ausgerottet, waren sie so klug gewesen, nie wieder zurückzukehren. Bis jetzt?
    Sadie wusste nicht, ob sie den direkten Blickkontakt mit dem Tier so lange aufrechterhalten sollte, oder ob er dies als aggressives Verhalten ihrerseits auffassen würde, doch besaß sie auch nicht den Mut, ihren Blick abzuwenden.
    Das Tier gähnte und zeigte jeden einzelnen seiner tödlichen Fänge. Dann ließ es sich auf seinen Hinterläufen nieder, und streckte die Schultern. Doch anstatt sich aufzurichten, legte es sich mitten auf dem Pfad hin und leckte seine Pfoten.
    So wie Ping, wenn menschliche Gesellschaft sie langweilte.
    Sadie konnte den Blick nicht abwenden. Er benahm sich, als wäre er zu einem freundschaftlichen Besuch gekommen.
    Sie war ratlos.
    Sollte sie einfach aufstehen und gehen?
    Unsinn. Er würde es womöglich als Unhöflichkeit auffassen.
    Es sei denn, er war gar kein Koyote oder Wolf, sondern eine domestizierte Hybridform. In der Zeitung erschienen oft Anzeigen, die Welpen halb wölfischer Herkunft anboten. O Gott, sie hoffte dass dies hier der Fall war. Wenn er so etwas wie ein halbes Haustier war, hatte er vielleicht nichts dagegen, dass sie sein Verlangen nach einem längeren Beisammensein nicht teilte.
    Ihre wunden Füße waren vergessen, als Sadie aufstand, sehr darauf bedacht, plötzliche Bewegungen zu vermeiden. Das Tier hob den Kopf von seiner Tätigkeit und blickte sie an.
    »Braver Junge«, sagte sie ruhig und beschwichtigend. »Ich gehe weiter … nach Hause. Und du kannst weiter deine Pfoten pflegen. Ich finde meinen Weg allein.«
    Während sie das sagte, entfernte Sadie sich rücklings mit kleinen, wachsamen Schritten, fort vom Tier, ohne den Blick abzuwenden.
    »Brav ist er«, flüsterte sie, sich langsam umdrehend und weiter ausschreitend. Sie ging mindestens zehn Schritte, ehe sie einen Blick über die Schulter warf, um zu sehen, ob sie verfolgt wurde.
    Das Tier war fort.
    Sadie ging schneller. Sie wusste nicht, ob sein Verschwinden gut oder schlecht war. Links von ihr brach im Wald

Weitere Kostenlose Bücher