Mit der Liebe eines Highlanders
erhellten Dunkelheit dasitzend hielt sie ihren nassen, zitternden Leib umfangen und wartete, dass das Gewitter sich verzog.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis der Regen sich zu einem Nieseln abschwächte und der Donner verhallte. Ping riss Sadie aus ihrer Benommenheit, als sie auf ihren Schoß sprang und sie zwang, die Arme zu öffnen und sie zu umfangen.
»Ach, Ping Pong«, flüsterte sie und kraulte das Tier hinter den Ohren. »Hat der Donner dich erschreckt?«
Pings Antwort war ein Schnurren, dann sprang sie von Sadies Schoß auf den Tisch. Dort ließ sie sich nieder und machte sich sofort ans Putzen. Sadie seufzte. Nachdem das Feuer im Ofen am Abend zuvor heruntergebrannt war, hatte sie sich einfach voll bekleidet in ihr Bett verkrochen und sich in die Decken gewickelt, ehe sie in einen unruhigen Schlaf verfallen war – und am Morgen vom Gewitter geweckt wurde.
Das gelegentliche Donnergrollen des abziehenden Gewitters übte eine erstaunlich beruhigende Wirkung auf Sadie aus. Ihre Kräfte gerieten langsam wieder ins Gleichgewicht, und die Ereignisse des Vortages wurden aus ihrem unmittelbaren Bewusstsein herausgespült.
Sie bezweifelte, dass sie jemals vergessen würde, wie verletzlich sie sich gefühlt hatte, doch hatte das Gewitter sie daran erinnert, dass nichts auf dieser Welt ohne Risiko war. Eine in einem Raum unbeobachtet brennende Kerze konnte einen todbringenden Brand verursachen, das Eindringen in die Privatsphäre eines Fremden konnte dessen Gewalttätigkeit wecken.
Aber der Mann mit den grünen Augen war nicht gewalttätig geworden, oder? Er hatte ihr eigentlich nichts getan. Er hatte nur sein Ziel erreicht und ihr eine Heidenangst eingejagt. Vor allem hatte er ihr eine Lehre erteilt, die sie nicht so leicht wieder vergessen würde.
Ja, der Fremde hatte ihr nichts antun wollen – das erkannte sie jetzt. Verdammt. Was hätte sie selbst denn getan, wenn sie entdeckt hätte, dass jemand Fotos von ihr schoss?
Sie hätte sich vielleicht nicht so großherzig verhalten.
Sadie wollte aufstehen, doch ließ der Schmerz in ihren Füßen sie zusammenzucken. Sofort hob sie einen Fuß aufs Knie, sah das Blut und warf einen Blick auf die Scherben, die vor der zerbrochenen Fensterscheibe auf dem Boden lagen. Sie hatte sich geschnitten, als sie das Fenster schloss. Sie untersuchte den anderen Fuß.
Verdammt. Beide Füße bluteten.
Sadie humpelte in den Küchenbereich, zog den Erste-Hilfe-Koffer herunter und humpelte zurück zum Tisch. Sie säuberte einen kleinen Schnitt und untersuchte ihre Füße nach weiteren eingetretenen Scherben. Befriedigt darüber, dass es keine gab, und heilfroh, dass kein Schnitt so tief war, dass er genäht werden musste, verband sie beide Füße und zog dicke Wollsocken darüber.
Sie stand auf und prüfte ihr Werk.
Die Salbe half, ebenso die Polsterung durch Verband und Socken. Und sobald sie ihre Wanderstiefel angezogen hatte, würden die kleinen Wunden sie beim Gehen nicht behindern.
Sadie ging ins Bad im rückwärtigen Teil des Hauses, zog sich dabei aus und warf die Sachen im Vorübergehen auf das zerwühlte Bett. Sie prüfte den Wasserstand im Boiler und entschied, dass es für eine lauwarme Abreibung mit dem Badeschwamm reichte.
Als Sadie sich umdrehte und ein Handtuch suchte, fiel ihr Blick in den Spiegel. Fast hätte sie aufgeschrien. Ihr Haar war ein unentwirrbares, mit kleinen Zweigen und Tannennadeln verwobenes Gestrüpp, ihre Stirn war mit Dreck, ihre Wange mit Blut verschmiert, einer ihrer Ohrstecker fehlte.
Und dann die Narben. Immer wieder diese Narben. Sie lugten über ihre rechte Schulter, verliefen den Rücken hinunter und schlangen sich in einem irren Steppmuster über die linke Seite ihrer Taille.
Sadie hob die rechte Hand und drehte sie um, um einen Blick auf die hässlichen Narben auf der Handfläche zu werfen. Der brennende Balken hatte sie fast zerschmettert, und sie hatte in dem Versuch, sich zu befreien, mit der Rechten verzweifelt dagegengedrückt.
Frank Quill war vor drei Jahren mit Narben an beiden Händen gestorben – Zeugnis seiner Kraft und Entschlossenheit, mit zumindest einer seiner Töchter aus dem brennenden Haus zu entkommen.
Sadie ließ die Hand sinken und wandte sich von dem Bild ab, das in den vergangenen acht Jahren so sehr Teil ihres Lebens geworden war.
Damals vor acht Jahren war sie zu Bett gegangen und hatte die Lavendelduftkerze im Arbeitszimmer brennen gelassen; ihre Gedanken hatten einzig und allein einem längst
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