Mit der Liebe spielt man nicht
der schweren Bettdecke zu. Und plötzlich musste sie gegen ihren Willen lächeln. Da lag sie nun in einem Hotelzimmer, das eine getreue Nachbildung des Schlafzimmers einer Dame des Viktorianischen Zeitalters war, und fürchtete sich vor einem Magier! Sie verstand jetzt, warum die Frauen des vergangenen Jahrhunderts sich so oft in Wahnvorstellungen geflüchtet hatten. Das war manchmal leichter, als die Realität zu ertragen!
Ariana knipste die Nachttischlampe aus und blickte zu ihrem Fenster hinüber. Grelle Blitze erhellten für Sekunden den Raum, gefolgt von lautem Donner. Am Himmel waren dunkle Wolken aufgezogen, und die ersten Regentropfen trommelten gegen die Scheiben der Glastür, die auf den Balkon hinausging.
Das ist wirklich die ideale Kulisse für Spuk und Zauberei, dachte Ariana und seufzte. Ihr fiel die Séance bei Fletcher Galen ein, und als sie sich daran erinnerte, wie gut es ihm gelungen war, sie aus der Fassung zu bringen, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Dieser Scharlatan hatte es tatsächlich geschafft, sie an ihrem eigenen Verstand zweifeln zu lassen. Er musste als Betrüger entlarvt werden, koste es, was es wolle! Und Lucian würde ihr dabei helfen!
Lucian. Mit welchem Recht begehrte er gerade sie, Ariana Warfield? Wie hatte er sie dazu zwingen können, die verfänglichen Worte auszusprechen? Und warum war sie so schwach gewesen, seine Bitte zu erfüllen?
Doch die Frage, auf die sie am wenigsten eine Antwort wusste, war, warum gerade Lucian Hawk Gefühle in ihr weckte wie noch kein Mann zuvor. Er verkörperte nichts von dem, was sie von einem Mann erwartete, und doch ließ der Gedanke an ihn sie nicht los. Nein, er passte nicht zu ihr, er passte ganz und gar nicht zu ihr!
Ariana wurde müde. Morgen, dachte sie und drehte sich auf die Seite. Morgen würde sie in Ruhe über alles nachdenken, vor allem darüber, wie man Tante Pauline vor diesem Scharlatan Galen warnen könnte. Und morgen würde sie sich selbst auch wieder von dem Schock erholt haben, den die Séance bei ihr ausgelöst hatte. Wie dumm von ihr, sich dermaßen zu fürchten. Und wie gut, dass Lucian gemerkt hatte, wie durcheinander sie war, und dass sie rechtzeitig aus dem unheimlichen Haus herausgekommen war. Er hatte sie vor sich selbst beschützt.
Im Halbschlaf sah Ariana einen Lucian vor sich, der sie vor allen Gefahren bewahrte. Seine Gegenwart hatte etwas Beruhigendes, und seine Zauberkraft schien untrennbar mit dem Gedanken an Sicherheit und Schutz verbunden zu sein.
Draußen tobte der Sturm mit unverminderter Kraft. Grelle Blitze und dumpfes Donnergrollen erfüllten die Nacht. Ariana lag zusammengerollt in dem großen Bett und träumte von einem Zauberer, der sie mit magischen Kräften in seinen Bann zog.
5. KAPITEL
Zwei Stunden später riss ein lauter Donner Ariana aus dem Schlaf. Erschrocken öffnete sie die Augen und wusste nicht, ob sie wachte oder träumte: Draußen auf dem Balkon stand Lucian. Ein greller Blitz erhellte seine dunkle Gestalt. Unfähig sich zu rühren, sah sie, wie er langsam die Glastür öffnete, ins Zimmer trat und auf sie zukam.
Seine Gegenwart schien ganz natürlich zu sein, denn Ariana verspürte keine Angst. Die Faszination, die von diesem Mann ausging, war stärker als alle Vernunft. Und als Lucian eine Weile dort an ihrem Bett stand und sie schweigend betrachtete, wusste sie, dass ihr Traum wahr werden würde. In dieser Nacht würden ihre Gefühle über den Verstand siegen.
Und dann hörte sie seine Stimme, tief und voller Verlangen. „Ariana, ich will dich, heute Nacht.“ Sanft strich er ihr über das Haar, dann zog er sein Jackett aus und ließ es auf den Boden fallen. Erstaunt sah Ariana, dass er darunter nur seine Jeans trug.
„Lucian?“
„Hab keine Angst. Ich werde dich sehr glücklich machen.“ Er setzte sich auf das Bett und beugte sich über sie. Lucian trug keine Brille, und so wirkten seine Augen noch unergründlicher. Ariana fühlte, wie ihr Herz wild pochte.
„Ich fürchte mich vor dir, Lucian.“
„Das ist nicht wahr“, gab er ernst zurück. „Du bist vielleicht etwas vorsichtig und auf der Hut, aber du fürchtest dich nicht. Dazu hast du auch keinen Grund, Ariana. Wenn es Morgen wird, wirst du wissen, dass ich recht habe.“ Langsam näherte er sich ihrem Gesicht. „Morgen wird es kein Geheimnis mehr zwischen uns geben.“
Er verschloss ihre Lippen mit einem Kuss, der wie eine zärtliche Liebkosung war. Und doch spürte Ariana sein Verlangen, sein
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