Mit der Liebe spielt man nicht
um plötzlich völlig den Kopf zu verlieren. Und dann auch noch bei einem Mann, der so ganz anders war, als er sein sollte. Doch sie sah auch den zärtlichen Lucian der letzten Nacht vor sich und den besorgten Lucian, der ihr während der Séance seinen Schutz angeboten hatte.
Das alles passte einfach nicht zusammen! Sie kam einfach zu keinem Ergebnis. Seufzend ging Ariana zum Kleiderschrank und wählte sorgfältig die Garderobe für das Frühstück aus, vor dem sie sich ein wenig fürchtete.
Sie entschied sich für eine langärmlige Seidenbluse und einen engen wadenlangen Rock. Dazu trug sie modische Stiefel. Mit einem zufriedenen Blick in den Spiegel stellte Ariana fest, dass sie äußerst chic und elegant aussah. Und genau das wollte sie auch. So würde sie sich viel sicherer fühlen, wenn sie Lucian gegenübertrat. Die elegante Kleidung täuschte vielleicht über ihre eigene Unsicherheit hinweg. Mit diesem Gedanken nahm sie ihren Hotelschlüssel und ging zur Tür.
Ariana wollte gerade das Zimmer verlassen, da kam ihr ein Gedanke. Waren nicht während der letzten Nacht alle Türen verschlossen gewesen? Zögernd drehte sie sich um und blickte auf die Balkontüre, durch die Lucian hereingekommen war. Sie hätte schwören können, sie vor dem Besuch der Séance geschlossen zu haben. Das bedeutete, dass Lucian die Tür absichtlich aufgeschlossen hatte, bevor er sie gestern Abend das erste Mal verließ. Und jetzt erinnerte sie sich auch daran, wie er mit dem Rücken zu ihr vor dem Fenster gestanden hatte. Also stand es bereits fest, dass er wiederkommen würde, als er ihr so höflich gute Nacht gesagt hatte.
Das ist unglaublich, dachte Ariana verwirrt und ging eilig die Treppe zur Hotelhalle hinunter. Tante Pauline würde sicher schon beim Frühstück auf sie warten.
Kaum hatte Ariana den gemütlichen Frühstücksraum betreten, da sah sie, dass Tante Pauline nicht allein war. Mit dem dunklen Haar, den Jeans und dem schwarzen Sweatshirt fiel Lucian in dem hellen Raum sofort auf. Er hob augenblicklich den Kopf, als ob er Arianas Anwesenheit gespürt hätte. Mit einem zufriedenen Lächeln kam er auf sie zu.
„Guten Morgen, Ariana“, begrüßte Lucian sie liebevoll und küsste sie leicht auf die Wange. Wie ein Ehemann, dachte Ariana flüchtig, während er ihren Arm nahm und sie zum Tisch führte. Doch im selben Moment wusste sie, dass das nicht stimmte. Lucian mochte ja viele Qualitäten haben, aber die eines Ehemannes hatte er ganz sicher nicht.
Tante Pauline sah an diesem Morgen aus wie ein bunter tropischer Vogel. Die Farbzusammenstellung ihrer Garderobe war äußerst exotisch, doch nicht geschmacklos. Sie konnte es sich durchaus leisten, so gewagte Farben zu tragen.
„Guten Morgen, Liebes“, begrüßte sie ihre Nichte fröhlich. „Na, hast du dich von dem Schock der letzten Nacht erholt?“
Ariana griff nach ihrer Kaffeetasse und wich Lucians Blick aus. Sie hätte am liebsten gefragt, welchen Schock ihre Tante meinte, doch sie ließ es lieber.
„Es ist alles in Ordnung, Tante Pauline, wirklich. Tut mir leid, dass du meinetwegen das Ende der Séance versäumt hast. Hoffentlich hast du nichts Wichtiges verpasst“, erwiderte sie hastig und nahm ein warmes Brötchen aus dem Brotkorb.
„Nein, ganz und gar nicht. Die Sitzung hat sowieso nicht mehr lange gedauert, nachdem wir gegangen sind. Der arme Krayton hat es diesmal noch nicht geschafft, völlig bis zu uns durchzudringen, aber wir sind alle sehr ermutigt, dass er bald dazu in der Lage sein wird“, meinte Pauline zuversichtlich.
Ariana biss sich auf die Lippen. „Hör mal, Tante Pauline ... begann sie zögernd. Sie suchte nach den richtigen Worten, um ihrer Tante klarzumachen, wie naiv ihr Glaube an Fletcher Galens übersinnliche Fähigkeiten war.
„Schon gut, Ariana“, unterbrach Lucian sie ruhig. „Deine Tante und ich haben ein Abkommen getroffen.“
Ariana blickte überrascht auf. „Was denn für ein Abkommen?“
„Dass ich zuerst einmal versuchen werde, mehr über Fletcher Galen in Erfahrung zu bringen. Und wenn es etwas gibt, das gegen ihn spricht, werde ich es deiner Tante mitteilen. Das ist doch nur fair.“
Ariana wollte gerade etwas über das Geld sagen, das dieser Scharlatan seinen Anhängern aus der Tasche zog, doch Lucians Blick warnte sie rechtzeitig. Es ärgerte sie, dass Lucian über ihren Kopf hinweg eine derartige Entscheidung getroffen hatte. Unwillig verzog sie den Mund und griff wortlos nach der Butter.
„Ich bin
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