Mit der Zeit
hinunter. Ich war mir ziemlich sicher, daß der Erste Sekretär von diesen Dingen zuwenig wußte, um beim Öffnen des Filmpacks zu erkennen, daß der Film, den ich ihm gegeben hatte, gar nicht belichtet war.
Vom Parkplatz aus gab der Sicherheitschef dem Tor unten das Okay-Zeichen. Die zwei holländischen Fahrzeuge wurden sofort wieder gestartet und fuhren durch die sich öffnenden Tore. Vom Sicherheitschef bekam ich ein liebenswürdiges Kopfnicken. Auch ich konnte jetzt gehen, wenn ich wollte. Und meine Freunde ebenso. Sie hatten sich durchgesetzt, und jeder wußte es.
»Der Kombi fährt voraus«, sagte Zander. »Jean-Pierre hält sich dahinter. Wir werden dicht zusammenbleiben, bis wir sehen, womit wir es zu tun bekommen. Wo können wir mit Ihren Freunden vom ORF rechnen. Mr. Halliday?«
»Sobald wir auf die untere Straße einbiegen. Ein paar Meter vorher kommt eine Holztafel, die auf das Petrucher-Grundstück aufmerksam macht. Danach sollten wir wohl Ausschau halten. Wir biegen dann rechts ab, nach Judenburg. Ein ORF-Kamerawagen wartet darauf, vor uns herzufahren, und ein schwerer ORF-Übertragungswagen wird dicht hinter uns bleiben. Kurz vor Judenburg, wenn wir die Hauptstraße erreichen, werden wir scharf rechts abbiegen und Richtung Klagenfurt fahren. Noch vor Klagenfurt gehen wir auf die Autobahn nach Villach. Rainer wird in dem Kamerawagen sitzen. Er wird seine Fahrer anweisen, uns gleichsam einzukeilen, als gehe es darum, uns nicht mit irgend etwas entkommen zu lassen, was sie haben wollen. Wenn irgendein anderer Wagen überholen oder sich zwischen seine und unsere Fahrzeuge zwängen will, wird er rausgedrückt. Es wird also dicht aufgefahren werden, es wird alle möglichen gemeinen Fahrmanöver geben, und vielleicht knallt gelegentlich einer hinten drauf oder es kommt zu einer seitlichen Berührung. Wenn es die vom ORF nicht stört, braucht es uns auch nicht zu stören, oder?«
»Wo haben Sie vor, den Film zu übergeben?«
»An der Grenze. Sie kommt gleich hinter Arnoldstein, in einem Dorf namens Thörl.«
»Nun, wir wollen sehen, ob wir so weit kommen. Simone, du fährst. Und sieh zu, daß uns die Österreicher nicht so oft rammen.«
Wir stiegen alle ein und folgten den Holländern den Weg hinunter, der an den provisorischen Bauten vorbei zu den Toren führte. Sie standen immer noch offen, aber die Hundeführer waren wieder da, und ihre Schützlinge knurrten und schnappten nach unseren Reifen.
»Jean-Pierre wird jedenfalls froh sein, wenn er wieder auf der Straße ist«, sagte Zander. »Der arme Kerl. Wie kann man nur vor abgerichteten Hunden Angst haben? Sie lassen sich so leicht töten, wenn man gute Schuhe hat, seine Füße gebrauchen kann und keine Angst hat.«
Wir schaukelten langsam den Weg zur unteren Straße hinunter. Als wir sie fast erreicht hatten, fuhr ein hellblauer ORF-Kamerawagen, eine Limousine mit einem rotierenden gelbbraunen Licht auf dem verstärkten Dach, rückwärts auf uns zu und riegelte den Weg vollkommen ab. Wir kamen mit einem Ruck zum Stehen, ich drehte neben meinem Sitz hinten das Fenster herunter und schaute hinaus. Der Mann neben dem Fahrer des Kamerawagens war Rainer. Ich gab ihm ein Okay-Zeichen, und er hob zur Bestätigung eine Hand. Dann fuhr der Kamerawagen an, und wir folgten. Jean-Pierre in dem Kastenwagen war nur wenige Meter hinter uns. Der ORF-Übertragungswagen, der ihm folgte, sah riesig aus.
Im Konvoi zu fahren ist, vor allem, wenn sich die einzelnen Fahrzeuge in ihrem Beschleunigungs- und Bremsvermögen stark unterscheiden, nicht so leicht, wie es bei einer guten Militärkolonne oft aussieht. Schon bei unserem kleinen Vierer-Konvoi war der Harmonika-Effekt von Anfang an zu bemerken. Daraufhin beschloß Rainer, es langsamer angehen zu lassen; bei gleichbleibenden 50 km/h kamen wir besser zurecht. Als wir die einigermaßen gerade Strecke nach Unterzeiring erreicht hatten, hatten alle Fahrer langsam den Dreh raus.
Das Rasmuk-Kommando fand uns ohne jede Mühe bei Judenburg und setzte sich hinter uns, als wir auf die Straße nach Klagenfurt einbogen.
Vierzehntes Kapitel
S
ie saßen in einem beigefarbenen Citroën CX mit Vorarlberger Kennzeichen, und das erste, was wir von ihnen hörten, war ein langer Hupton, als sie den ORF-Lastwagen zu überholen versuchten und scheiterten. Die Straße über Neumarkt und Friesach in den Süden nach Klagenfurt ist zwar eine wichtige Verbindungsstraße, aber keine sehr moderne. Es gibt Streckenabschnitte, wo der schnelle
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