Mit der Zeit
auf der Fahrerseite aufgemacht und stieg aus. Zander und Vielle kamen gerade zurück; sie gingen auf den Kastenwagen zu, und Zander winkte sie zu sich.
Sie stiegen alle in den Kastenwagen und blieben ein paar Minuten dort, ehe dann sie und Zander zum Kombi zurückkamen.
»Ich habe beschlossen, daß wir getrennt weiterfahren werden«, sagte er zu mir, während er einstieg. »Dann werden wir weniger Aufmerksamkeit erregen. Simone hat uns von Ihren kritischen Bemerkungen über unser Verhalten und unsere Disziplin berichtet. Wir haben Ihre Punkte vorgemerkt und werden Ihren Rat befolgen. Jean-Pierre wird den Kastenwagen fahren, und die jungen Leute werden die neuen Anordnungen beachten. Sie werden die Nacht in einem Motel auf der anderen Seite von Zürich in der Nähe des Flughafens verbringen. Wir drei haben nun Zimmer in einem Hotel in derselben Gegend. Es ist eines dieser neuen Tagungszentren und hat einen Fernschreiberanschluß. Jean-Pierre wird mit dem Taxi zu uns rüberfahren, damit wir uns später besprechen können.«
Danach sagte er nichts mehr, bis wir im Hotel waren.
Es hatte ein neuartiges Aussehen – nämlich das eines Haufens aus übereinandergestapelten Eierkartons aus dem Supermarkt, nur daß sie aus Beton und nicht aus Pappmache waren. Neuartig war es auch noch in anderer Hinsicht. Wenn man sich erst angemeldet hatte, war man sich selbst überlassen. Man suchte sich sein Zimmer selbst, trug sein Gepäck selbst, mixte sich seinen Drink selbst und holte sich seine Betten selbst aus dem Schrank. Aufs Zimmer wurde einem nichts gebracht. Wenn man etwas haben wollte, das es im Zimmer nicht gab, rief man den Empfang an und erhielt Auskunft, wo es zu finden war. Auf diese Weise fand ich jemanden, der bereit war, mir einen kleinen Raum mit einem Fernschreiber zu vermieten und mir zu zeigen, wie er funktionierte.
Ich rief Ulm an und gab den Namen und die Nummer des Hotels durch. Als Antwort bekam ich noch einmal die Telefonnummer in Velden, die ich anrufen sollte, wenn ich in dem Gasthaus bei St. Veit war. Man gab mir auch den Namen des Mannes, nach dem ich fragen sollte. Ich sollte nach Herrn Kurt Mesner fragen. Bitte um Bestätigung.
Zander sah in mir mehr und mehr seinen Mann, nicht ihren, und er überwachte diesen Nachrichtenaustausch voll Eifersucht. Außerdem wurde er ungeduldig. »Wen interessiert es schon, was für Decknamen die verwenden?« fragte er gereizt. »Erkundigen Sie sich nach dem Namen, den wir wollen, den wir wissen müssen.«
Das tat ich auch, aber nicht, weil ich ihm gehorchte, sondern weil das zufällig der nächste Punkt auf der Liste der zu erledigenden Dinge war, die Schelm mir für mein aide-mémoire gegeben hatte.
LINDWURM VON BOB. ERBITTE NAMEN DES CHEFUNTERHÄNDLERS.
Die Antwort kam sofort zurück.
BOB VON LINDWURM. NAME DES UNTERHÄNDLERS IST NEWELL. WIEDERHOLE NEWELL. BITTE UM GEGENPROBE ZUR BESTÄTIGUNG DER RICHTIGEN SCHREIBWEISE DES NAMENS.
Ich befolgte die Anweisung und drehte mich dann nach Zander um. »Sagt Ihnen der Name irgendwas?« fragte ich.
»Das werde ich bald wissen, wenn Jean-Pierre eintrifft. Wo ist er denn?«
»Er versucht von einem Motel aus in der Nähe des Flughafens an einem Sonntagabend ein Taxi zu bekommen, nehme ich an. Was wollen Sie als Antwort zurückschicken?«
»Sagen Sie, daß ich innerhalb einer Stunde meine Zustimmung oder Ablehnung durchgeben werde.«
»Warum sollten Sie ablehnen? Mit welcher Begründung?«
»Wenn dieser Newell kein Lieutenant-General im Stab der Nato ist, wie Sie mir eingeredet haben, dann werde ich ablehnen. Und wenn wir unter den Fotografien hoher Nato-Offiziere in unseren Dossiers kein Bild von diesem Newell haben, das es mir erlaubt, ihn auf den ersten Blick zu identifizieren, dann werde ich ablehnen. Der Herrscher wird sich darauf verlassen, daß ich mich persönlich dafür verbürge, daß dieser Mann auch tatsächlich der ist, als der er sich ausgibt.«
Ich hatte allerdings nicht vor, das Wort ›Ablehnung‹ zu gebrauchen. Ich schrieb:
BOB AN LINDWURM. NAME WIRD ÜBERPRÜFT. MELDE MICH INNERHALB EINER STUNDE FALLS RÜCKFRAGE. ANDERNFALLS NICHT.
Zehn Minuten danach kam Vielle mit seiner Aktentasche an und wurde von Zander hastig die Treppe raufgeschoben. Jedes Zimmer hatte einen verschlossenen Kühlschrank mit kleinen Flaschen Wein, Hochprozentigem und Alkoholfreiem, die der Gast entnehmen konnte, wenn er seinen Zimmerschlüssel benutzte und einverstanden war, daß die Kosten dafür auf seine Rechnung
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