Mit dir an meiner Seite
los?«
»Nichts.« Jonahs Stimme war kaum hörbar. »Bist du sicher?«
»Kann ich hier in die Schule gehen? Darf ich bei dir wohnen bleiben?«, sprudelte er plötzlich los.
Steve wusste, dass er seine Worte sorgfältig wählen musste. »Und was ist mit deiner Mom?«
»Ich habe Mom auch sehr lieb. Und sie fehlt mir oft. Aber mir gefällt es hier so gut! Ich bin supergern mit dir zusammen. Du weißt schon - das Fenster, der Drachen oder einfach nur so rumsitzen. Ich will nicht, dass es vorbei ist.«
Steve zog ihn an sich. »Ich bin auch sehr gern mit dir zusammen, Jonah. Das ist der allerbeste Sommer meines Lebens. Aber wenn du hier in die Schule gehst, sind wir ja auch nicht mehr so viel zusammen wie jetzt.«
»Vielleicht kannst du mich zu Hause unterrichten.«
Das sagte er leise, fast ängstlich, und er klang ganz und gar wie ein Kind in seinem Alter. Steve hatte einen Kloß im Hals. Er musste etwas sagen, was ihm nicht leichtfiel, aber ihm blieb keine andere Wahl. »Ich glaube, deine Mutter würde dich sehr vermissen, wenn du hier bei mir bleibst.«
»Vielleicht kannst du ja wieder nach New York ziehen. Dann könntet ihr wieder heiraten, du und Mom.«
Steve atmete tief durch. Ach, es war so schwer. »Ich weiß, das ist alles sehr kompliziert, und es ist nicht fair. Ich wollte, ich könnte es ändern, aber das kann ich nicht. Du musst bei deiner Mom sein. Sie hat dich sehr lieb. Sie wüsste gar nicht, was sie ohne dich tun würde. Aber ich habe dich auch sehr lieb. Das darfst du nie vergessen.«
Jonah nickte, als hätte er diese Antwort erwartet. »Fahren wir morgen früh nach Fort Fisher?«
»Wenn du möchtest. Und anschließend kommen die Wasserrutschen dran!«
»Da gibt es Wasserrutschen?«
»Ganz in der Nähe. Wir dürfen auf keinen Fall unsere Schwimmsachen vergessen.«
»Okay.« Jonah klang schon wieder etwas munterer. »Vielleicht können wir auch zu Chuck E. Cheese gehen.« »Ehrlich?«
»Wenn du Lust hast.«
»Okay - ich habe jetzt schon Lust!«
Wieder sagte Jonah eine ganze Weile lang nichts, dann griff er nach der Kühltasche und holte eine Plastiktüte mit Keksen heraus. Steve übersah es geflissentlich.
»Dad?«
»Ja?«
»Meinst du, die Schildkröten schlüpfen heute Nacht?«
»Ich glaube, sie sind noch nicht ganz so weit, aber lange dauert es nicht mehr.«
Jonah presste die Lippen aufeinander und blieb stumm. Sein Sohn dachte wohl wieder daran, dass er bald von hier fortmusste. Liebevoll drückte er ihn an sich, doch er spürte, wie in seinem Inneren etwas zerbrach, das nie wieder ganz heilen würde.
Am nächsten Morgen schaute Steve auf den Strand. Wenn er heute seinen Spaziergang machte, tat er dies nur, um die frische Morgenluft zu genießen.
Gott, das hatte er inzwischen begriffen, war nicht da. Jedenfalls nicht für ihn. Irgendwie leuchtete ihm das ein.
Wenn es so einfach wäre, Gottes Gegenwart auf einen Ort festzulegen, dann wären die Strände zu Tagesbeginn ziemlich bevölkert. Überall würden Leute herumlaufen, die ihn suchten - und nicht nur Jogger oder Hundebesitzer oder Typen, die in der Brandung angelten.
Die Suche nach Gott war mindestens so geheimnisvoll wie Gott selbst, und Gott war das größte aller Mysterien, nicht wahr?
Eigentlich seltsam, dass er so lange gebraucht hatte, um das zu verstehen.
Er verbrachte den Tag mit Jonah, genau wie sie es am Abend geplant hatten. Die Befestigungsanlage von Fort Fisher war vermutlich interessanter für ihn als für Jonah, weil er viel mehr über den Bürgerkrieg wusste. Zum Beispiel, dass Wilmington der letzte noch funktionsfähige Hafen der Südstaaten gewesen war.
Die Wasserrutschen wiederum waren eine wesentlich größere Attraktion für Jonah als für seinen Vater. Man musste seine Unterlage immer selbst wieder nach oben tragen. Die ersten paar Male schaffte Jonah das ohne Probleme, aber dann musste Steve es übernehmen.
Er hatte das Gefühl, als würde er gleich tot umfallen vor Erschöpfung.
Chuck E. Cheese war eine Pizzeria, in der es Dutzende von Videospielen gab. Dadurch war Jonah stundenlang beschäftigt. Außerdem spielten sie drei Runden Lufthockey, sammelten ein paar Hundert Spielgutscheine, und nachdem sie diese eingelöst hatten, verließen sie das Restaurant mit zwei Wasserpistolen, drei Hüpfbällen, einer Schachtel Buntstifte und zwei Radiergummis. Steve wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie viel ihn dieser Tag gekostet hatte.
Es war ein guter Tag gewesen, ein Tag voller
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