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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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ihn irritiert, dann spähte sie durchs Fenster in das Haus. »Und wo ist er jetzt?«
    »In der Kirche. Vorhin ist Pastor Harris gekommen. Der Pfarrer war in letzter Zeit überhaupt oft hier und Dad bei ihm in der Kirche. Er und Dad reden gern miteinander.«
    »Sie sind befreundet.«
    »Ich weiß. Aber ich glaube, das ist nur eine Ausrede. Dad geht hin, um Klavier zu spielen.« »Wie meinst du das?«
    »Letzte Woche hat die Kirche ein Klavier bekommen, und Dad spielt da.« »Ehrlich?«
    »Oje - ich weiß nicht, ob ich dir das verraten darf. Wahrscheinlich vergisst du am besten, was ich gesagt habe.«
    »Warum darfst du es mir nicht sagen?«
    »Weil du ihn dann wieder anschreist.«
    »Ich schreie ihn doch nicht an!«, protestierte Ronnie. »Wann habe ich ihn denn das letzte Mal angeschrien?«
    »Als er Klavier gespielt hat. Erinnerst du dich?«
    Ja, natürlich erinnere ich mich, dachte sie. Dieser kleine Junge ist ein guter Beobachter. »Jedenfalls schreie ich ihn jetzt nicht mehr an.«
    »Gut. Weil ich das nämlich nicht will. Morgen fahren wir nach Fort Fisher, und da will ich, dass Dad guter Laune ist.«
    »Wie lange ist er schon in der Kirche?«
    »Keine Ahnung. Mir kommt es vor wie hundert Stunden. Deshalb sitze ich hier draußen. Ich habe auf ihn gewartet. Und plötzlich bist du aufgetaucht, mit Will im Schlepptau, und schon habt ihr angefangen rumzuknutschen.«
    »Wir haben uns nur geküsst!«
    »Finde ich nicht. Ich habt euch eindeutig abgeknutscht«, verkündete Jonah im Brustton der Überzeugung.
    »Hast du eigentlich schon was zu Abend gegessen?«, fragte Ronnie schnell, um das Thema zu wechseln.
    »Ich habe auf Dad gewartet.«
    »Soll ich dir zwei Hotdogs machen?«
    »Nur mit Ketchup?« Er klang begeistert.
    Ronnie seufzte. »Ja, klar.«
    »Ich dachte, du fasst kein Fleisch an.«
    »Es ist echt komisch, aber in letzter Zeit musste ich so viele tote Fische anfassen, dass mir ein Würstchen gar nicht mehr so schlimm vorkommt.«
    Jetzt grinste Jonah zufrieden. »Nimmst du mich mal mit ins Aquarium, damit ich sehen kann, wie du die Ottern futterst?«
    »Gern - und wenn du Lust hast, kannst du sie sogar selbst füttern.«
    »Echt wahr? Geht das?« Ihr kleiner Bruder strahlte richtig.
    »Ich glaube schon. Natürlich muss ich erst fragen, aber es kommen ja immer wieder Schülergruppen vorbei, und die dürfen auch die Ottern füttern. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass es ein Problem ist.«
    »Super! Vielen Dank. Da fällt mir noch was ein - du schuldest mir zehn Dollar.«
    »Wofür?«
    »Hallo? Kannst du dir das nicht denken? Dafür, dass ich Dad nicht sage, was ihr beiden gemacht habt. Kapiert?«
    »Das ist nicht dein Ernst, oder? Obwohl ich dir Hotdogs mache?«
    »Komm schon. Du arbeitest, und ich bin arm.«
    »Du denkst anscheinend, dass ich jede Menge Kohle verdiene, aber das stimmt nicht. Ich habe keine zehn Dollar übrig. Alles, was ich kriege, geht sofort an meine Anwältin.«
    Jonah überlegte. »Okay. Wie wär's mit fünf?« »Ich habe auch keine fünf Dollar!«, rief Ronnie mit gespielter Empörung. Jonah überlegte wieder. »Wie wär's mit zwei?« »Ein Dollar?« »Einverstanden.«
     
    Nachdem sie Jonah Hotdogs gemacht hatte - er wollte, dass sie die Würstchen in heißem Wasser erhitzte, nicht in der Mikrowelle -, lief Ronnie den Strand entlang in Richtung Kirche. Sie war schon öfter zufällig daran vorbeigekommen, hatte ihr aber bisher wenig Beachtung geschenkt.
    Die Silhouette des Kirchturms hob sich feierlich gegen den Abendhimmel ab. Ansonsten war die Kirche so gut in ihre Umgebung integriert, dass sie kaum auffiel. Ja, sie war sogar kleiner als die beiden Villen, die sie flankierten, und obwohl sie gerade neu aufgebaut worden war, wirkte sie ein wenig verwittert.
    Ronnie musste über die Düne klettern, um zum Parkplatz zu gelangen, der auf der Straßenseite lag, nicht beim Strand. Dort gab es Hinweise darauf, dass hier alle möglichen Aktivitäten stattfanden. Der Müllcontainer quoll fast über. Neben der Tür befand sich ein Stapel mit frischem Feuerholz, und beim Eingang parkte ein großer Lastwagen. Das Hauptportal war geöffnet und von einem sanften Lichtstrahl erhellt, obwohl der Rest des Gebäudes im Dunkeln lag.
    Ronnie betrat den Kirchenraum. Man sah auf den ersten Blick, dass es hier noch viel zu tun gab. Der Fußboden bestand aus Zement, die Trockenmauer war nur halb fertig, und es gab keine Sitzgelegenheiten für die Gemeindemitglieder, weder Stühle noch Bänke. Staub

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