Mit dir an meiner Seite
war doch alles ganz anders!«, rief Ronnie flehend. »Der Vorschlag kam nicht von mir. Ich weiß wirklich nicht, was für ein Spiel er spielt...«
»Was für ein Spiel er spielt? Er?« Blaze schleuderte den Kopfhörer weg. »Ich habe doch genau gesehen, wie du ihn die ganze Zeit angehimmelt hast. Und ich habe gehört, was du gesagt hast!«
»Aber ich habe nichts gesagt! Ich habe keinen Ton von einem Spaziergang gesagt -«
»Du hast versucht, ihn zu küssen!«
»Was redest du für einen Quatsch? Ich habe überhaupt nicht versucht, ihn zu küssen!«
Blaze ging einen Schritt auf sie zu. »Marcus hat es mir erzählt.«
»Dann hat er gelogen.« Ronnie wich nicht zurück. »Mit diesem Kerl stimmt etwas nicht, ehrlich.«
»Nein ... nein, komm mir nicht mit so was!«
»Er hat dich angelogen, Blaze. Ich würde ihn nie küssen. Ich kann ihn doch gar nicht leiden! Der einzige Grund, weshalb ich gestern mitgekommen bin, warst du - weil du darauf bestanden hast, dass wir hingehen.«
Eine Weile lang sagte Blaze nichts, und Ronnie hoffte schon, dass sie endlich begriffen hatte.
»Meinetwegen«, sagte Blaze schnippisch, und selbst wenn Ronnie nicht gewusst hätte, was sie damit sagen wollte - der Tonfall wäre unmissverständlich gewesen.
Blaze drängte sich an ihr vorbei, schubste sie weg und lief zur Tür. Ronnie schaute ihr nach. Sie wusste nicht, ob sie selbst jetzt verletzt oder wütend war. Vermutlich beides. Durchs Schaufenster sah sie Blaze davonstürmen.
Tja - so viel zu ihrem Versuch, die Situation zu retten.
Sie wusste nicht weiter. An den Strand wollte sie jetzt nicht mehr, aber nach Hause konnte sie auch nicht. Sie hatte kein Auto, und sie kannte hier keine Menschenseele. Das bedeutete .ja, was bedeutete das? Vielleicht musste sie die ganzen Ferien auf einer Bank am Pier verbringen und die Tauben futtern, wie die traurigen Gestalten im Central Park. Vielleicht gab sie jeder Taube einen Namen ...
Als sie den Laden verließ, wurde sie aus ihren Grübeleien geholt, weil plötzlich der Alarm losging. Sie drehte sich um, aus Neugier, aber dann war sie verwirrt, weil sie begriff, was los war. Es gab nur einen Ausgang aus diesem Laden.
Und schon kam der Mann mit dem Pferdeschwanz auf sie zugerannt.
Sie versuchte nicht wegzulaufen, weil sie ja wusste, dass sie nichts verbrochen hatte. Als der Pferdeschwanztyp ihre Tasche sehen wollte, zögerte sie keine Sekunde - warum sollte sie ihm nicht ihre Tasche zeigen? Es musste sich um einen Irrtum handeln. Doch dann holte der Mann zwei CDs und ein halbes Dutzend signierte 45er-Platten heraus. In dem Moment begriff sie, dass Blaze ganz bewusst hier auf sie gewartet hatte. Die CDs waren diejenigen, die sie in der Hand hatte, und auch die 45er hatte sie von der Wand genommen. Ronnie war schockiert - ihre Freundin hatte das die ganze Zeit geplant.
Plötzlich wurde ihr schwindelig, und sie hörte kaum, wie der Mann ihr mitteilte, die Polizei sei bereits unterwegs.
Kapitel 11
Steve
Nachdem Steve das notwendige Material gekauft hatte, vor allem Kanthölzer und Sperrholzplatten, verbrachten er und Jonah den Vormittag damit, den Alkoven abzutrennen. Besonders schön sah es leider nicht aus - Steves Vater wäre entsetzt gewesen -, aber es musste genügen. Der Bungalow wurde ja sowieso demnächst abgerissen, das war bekannt. Ohne Haus war das Grundstück mehr wert. Rechts und links erhoben sich dreistöckige Villen, und Steve war sicher, dass einige seiner Nachbarn das Häuschen als Störfaktor betrachteten, der den Preis ihrer eigenen Immobilie minderte.
Steve schlug einen Nagel in die Sperrholzwand, hängte das Foto von Ronnie und Jonah daran und trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu begutachten.
»Na - was sagst du?«, fragte er Jonah.
Sein Sohn rümpfte die Nase. »Sieht aus wie ein hässlicher Schuppen, an den wir ein Bild gehängt haben. Und außerdem kannst du jetzt gar nicht Klavier spielen.«
»Ich weiß.«
Jonah legte den Kopf schräg. »Ich glaube, die Wand ist krumm. Jedenfalls nicht ganz gerade.«
»Ich sehe nichts.«
»Du brauchst eine Brille, Dad. Und ich kapiere immer noch nicht, warum du die Wand überhaupt haben willst.« »Ronnie sagt, sie möchte den Flügel nicht sehen.« »Und?«
»Ich kann ihn nirgends hinschieben, also muss ich stattdessen eine Wand einziehen. Jetzt braucht sie ihn nicht mehr zu sehen.«
»Ach so.« Jonah nickte bedächtig. »Weißt du, ich mache echt nicht gern Hausaufgaben. Es gefällt mir auch nicht, wenn die
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