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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Stunden vergangen, und er war immer noch da. Zwar hatte er aufgehört zu klopfen, aber er saß jetzt auf der Düne, mit dem Rücken zum Haus. Er befand sich auf einem öffentlichen Strand, also konnte man nichts unternehmen. Man konnte ihn nur ignorieren. Und das versuchte Ronnie auch, genau wie ihr Vater, der verblüffenderweise wieder in der Bibel las.
    Jonah hingegen schaffte es einfach nicht, Will nicht zu beachten. Ihn faszinierte es offenbar, dass ein junger Mann draußen auf der Düne Wache hielt - als wäre ein Ufo beim Pier gelandet oder als würde ein Bigfoot durch den Sand trotten. Er trug schon seinen Transjormers-Schlafanzug und hätte seit einer halben Stunde im Bett liegen müssen! Aber er hatte Dad angefleht, noch ein bisschen länger aufbleiben zu dürfen. »Wenn ich zu früh schlafen gehe, mache ich vielleicht ins Bett«, sagte er.
    Wie bitte?
    Ihr kleiner Bruder hatte seit Jahren nicht mehr ins Bett gemacht, eigentlich seit er kein Baby mehr war, und Ronnie wusste, dass Dad sein Argument auch nicht ganz ernst nahm. Dass er sich trotzdem erweichen ließ, hatte sicher damit zu tun, dass es der erste Abend war, den sie zu dritt verbrachten. Und je nachdem, was Officer Johnson morgen verkündete, war es vielleicht auch ihr letzter. Möglicherweise wollte Dad das noch ein bisschen auskosten.
    Ronnie konnte es verstehen. Irgendwie bekam sie fast ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Abreisepläne. Gemeinsam mit Dad zu kochen hatte ihr mehr Spaß gemacht als erwartet, weil er seine Fragen nicht immer mit irgendwelchen Anspielungen verband, wie Mom das in letzter Zeit ständig gemacht hatte. Und sie, Ronnie, konnte dafür sorgen, dass es für alle ein schöner Abend wurde.
    Was natürlich nicht funktionierte. Wegen Will.
    »Wie lange wird er noch da draußen sitzen - was würdet ihr schätzen?«, brummelte Jonah. Die Frage stellte er nicht zum ersten, sondern bestimmt zum fünften Mal, obwohl weder sie noch Dad je antworteten. Diesmal legte Dad allerdings seine Bibel beiseite.
    »Warum fragst du ihn nicht?«, schlug er vor.
    »Ach, Quatsch«, schnaubte Jonah verächtlich. »Er ist doch nicht mein Freund.«
    »Mein Freund ist er auch nicht«, warf Ronnie ein.
    »Aber er benimmt sich so.«
    »Aber er ist es nicht, kapiert?«
    »Wieso sitzt er dann da draußen?« Jonah legte den Kopf schief, als würde ihm das helfen, dieses Rätsel zu lösen. »Ich meine - das ist doch alles ziemlich komisch, findest du nicht? Stundenlang hockt er auf der Düne und wartet, dass du endlich mit ihm sprichst. Hallo?«
    »Ich höre, was du sagst.« In den letzten zwanzig Minuten hatte sie denselben Absatz mindestens sechs Mal gelesen.
    »Ich will damit nur sagen, dass es sehr merkwürdig ist«, sagte Jonah. Er klang wie ein verblüffter Physiker. »Wieso wartet er da draußen auf meine Schwester?«
    Ronnie merkte, dass sich Dad ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
    Mit neuer Entschlossenheit wendete sie sich wieder ihrem Buch zu und nahm sich denselben Absatz noch einmal vor. Ein paar Minuten lang herrschte Stille im Raum.
    Nur Jonah stand immer noch am Fenster und murmelte vor sich hin.
    Ronnie versuchte, ihn nicht zu beachten, lehnte sich zurück, legte die Füße auf das Couchtischchen und zwang sich, konzentriert zu lesen. Für ein paar Sekunden war sie fähig, alles andere um sich herum auszublenden, und schaffte es sogar, wieder in die Handlung einzutauchen. Doch dann meldete sich Jonah erneut unüberhörbar zu Wort.
    Wie lange sitzt er wohl noch da rum - was denkt ihr?«
    Genervt klappte Ronnie ihr Buch zu. »Okay!«, rief sie. Ihr Bruder wusste genau, welche Knöpfe er drücken musste, um sie in den Wahnsinn zu treiben. »Ich hab's verstanden. Ich gehe zu ihm.«
     
    Es wehte ein starker, salziger Wind, als Ronnie von der Veranda in den Sand trat. Will schien nicht gehört zu haben, wie die Tür ins Schloss fiel. Jedenfalls reagierte er nicht. So wie es aussah, war er ganz und gar damit beschäftigt, mit kleinen Muscheln nach den Spinnenkrabben zu werfen, die blitzschnell zu ihren Löchern flitzten.
    Ein feiner Dunstschleier trübte das Licht der Sterne, sodass die Nacht kühler und dunkler schien als vorher. Wie so oft verschränkte Ronnie die Arme vor der Brust, um sich gegen die Kälte zu schützen. Ihr fiel auf, dass Will immer noch dasselbe T-Shirt und dieselben Shorts trug wie heute Morgen. Ob er wohl fror?, fragte sie sich, schob den Gedanken aber schnell beiseite. Es ging sie nichts an. Als er sich endlich zu ihr

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