Mit dir im Paradies auf Erden
gekommen war. Nach dem Essen war sie stets müde ins Bett gefallen, und die Lackarbeiten in der Küche waren um keinen Schritt vorangekommen. Sebastian hatte ihr nur einmal auf den Anrufbeantworter gesprochen, und dann hatte seine Sekretärin angerufen, um den Chauffeur anzukündigen.
Fleur legte sich ihre elfenbeinfarbene Stola aus flauschigem Kunstpelz um und nahm ihre Handtasche. Entschlossen zog sie die Wohnungstür hinter sich zu und verbot sich Illusionen jeglicher Art. Sie war nicht auf dem Weg zu einem romantischen Date, sondern zu einer geschäftsmäßigen Verabredung. Sebastian hatte sie nur eingeladen, um sich unerwünschte Bewunderinnen vom Hals zu halten.
Keine halbe Stunde später hielt der Chauffeur vor dem bekannten Londoner Luxushotel. Sofort eilte ein Portier in Livree zu der schwarzen Limousine, um Fleur die Tür zu öffnen und sie in das hell erleuchtete Gebäude zu begleiten.
Dort drängten sich schon die Gäste, die Männer im Smoking, die Frauen in extravaganten Abendroben, und Fleur verspürte plötzlich Panik. Anlässe wie diese hatte sie bisher möglichst gemieden, weil sie nicht ihrem Lebensstil entsprachen. Heute jedoch würde sie sich alle Mühe geben, ihrer Rolle gerecht zu werden, denn sie hatte es Sebastian versprochen.
Kaum hatte sie das Foyer betreten, kam Sebastian auch schon auf sie zu. Er war nicht zu übersehen, da er die meisten Männer um einen guten Kopf überragte. In seinem perfekt sitzenden Smoking wirkte er selbstsicher und elegant – und unbeschreiblich begehrenswert. Sein dunkles Haar, das bei der festlichen Beleuchtung bläulich schimmerte, war ein wenig zu lang, doch Fleur mochte es so besonders gern.
Auch sein markant geschnittenes Gesicht, seine breiten Schultern und sein lässiges Benehmen hoben Sebastian aus der Masse heraus. Die Aura von Macht und Willensstärke, die ihn umgab, ließ Fleur frösteln.
Er nahm ihren Arm und führte sie zur Garderobe. „Ich würde dir raten, deinen Pelz abzugeben, er wird dir nur lästig, denn brauchen tust du ihn hier wirklich nicht.“
Fleur nickte.
„Dann warte ich hier auf dich.“
Eine Garderobiere kam, nahm Fleur die Stola ab und zeigte ihr den Waschraum. Vor den raumhohen Spiegeln standen schon etliche andere Frauen, die kritisch ihr Aussehen überprüften und dabei den neuesten Klatsch auszutauschen schienen.
„Man sieht ihn schon seit ewigen Zeiten nur noch solo“, meinte die eine gerade.
„Kommt er nicht immer mit seiner Schwester?“, fragte eine andere. „Ich mag sie, sie ist umgänglich und gesprächig.“
„Also das genaue Gegenteil von ihrem Bruder.“ Alle lachten.
„Ich finde ihn ganz in Ordnung, besonders wenn man ihn näher kennt. Mir persönlich gefallen schweigsame und selbstbewusste Männer. Ich würde ihn ganz bestimmt nicht von der Bettkante stoßen.“ Wieder erklang allgemeines Gelächter.
„Mach dir bloß keine Hoffnungen“, empfahl die erste Rednerin. „Wir werden ihn sowieso nicht mehr lange sehen. Er will sich auf einem alten Gut im tiefsten Cornwall vergraben, um es für die Familie zu erhalten. Was für eine Verschwendung!“ Sie seufzte. „Dieser Mann ist doch für Ackerbau und Viehzucht viel zu schade.“
Die Frauen gingen zum Ausgang. „Zerbrecht euch nicht den Kopf über ihn, heiraten wird er sowieso nicht“, meinte eine und öffnete die Tür. „Gebranntes Kind scheut das Feuer.“
„Kein Wort mehr“, warnte jemand. „Dort ist er.“
Fleur stand immer noch auf der gleichen Stelle. Von Anfang an hatte sie geahnt, über wen die Frauen sich unterhielten. Obwohl sie nichts Schlechtes über ihn gesprochen hatten, war Fleur peinlich berührt. Das Gerede störte sie, und sie verstand jetzt sehr gut, weshalb Sebastian sie gebeten hat, für den heutigen Abend seine Begleiterin zu spielen.
Nun, sie würde ihre Rolle mit Bravour meistern und damit für neuen Gesprächsstoff sorgen, das nahm sie sich fest vor. Ein letzter Blick in den Spiegel, und mit hoch erhobenem Kopf verließ auch sie den Raum.
Sebastian war von Fleurs Anblick hingerissen und machte ihr Komplimente.
„In dieser Farbe habe ich dich noch nie gesehen“, meinte er, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Sie steht dir hervorragend.“
„Ich habe nur zwei Ballkleider“, gestand sie. „Erst wollte ich das schwarze anziehen, habe mich aber dann doch anders entschieden.“ Sie lächelte ihn an. „Schwarz trägt jede … ich wollte auffallen.“
Ihre Robe aus flammend rotem Satin war im Nacken gebunden
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