Mit dir im Paradies auf Erden
abgespielt?“
Fleur blickte auf. Sebastian hatte die Frage ganz wie ein Anwalt gestellt, knapp und sachlich. Sie verstand ihre Freundin immer besser. Obwohl Sebastian Mia ein liebevoller und fürsorglicher Bruder war, blieb er doch eine Respektsperson für sie, vielleicht auch deshalb, weil er so viel älter war.
„Das ist schwer zu erklären.“ Mia schob den Teller beiseite und stützte das Kinn auf die Hände. „Es lief alles so gut. Ich war überzeugt, endlich den Mann fürs Leben gefunden zu haben. In letzter Zeit jedoch veränderte sich Matt irgendwie … immer wollte er das letzte Wort behalten, immer glaubte er sich im Recht … von einigen Dingen ließ er sich einfach nicht abbringen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Gestern Abend waren wir im Kino, haben beim Italiener gegessen und sind dann zu mir gegangen. Alles war harmonisch, bis Matt plötzlich wie aus heiterem Himmel anfing, an mir herumzunörgeln. Natürlich ärgerte mich das, und ich sagte ihm, wenn ich ihm so zuwider wäre, solle er doch einfach gehen. Ihr werdet es nicht glauben, er hat es wirklich getan! Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ist er aus der Wohnung gestürmt!“
„Er hat lediglich getan, worum du ihn gebeten hattest“, antwortete Sebastian. „Was hast du denn erwartet?“
Fassungslos sah Mia ihren Bruder an. „Aber doch nicht, dass er geht! Wie kann man nur so unvernünftig sein! Warum ist er nicht geblieben, hat mit mir geredet und versucht, sich in mich hineinzuversetzen?“
Sebastian zuckte die Schultern. „Das verstehe, wer wolle. Wenn mir eine Frau die Tür weist, wäre ich auch im Nu verschwunden.“
„Worüber konntet ihr euch denn nicht einigen?“, mischte sich Mia jetzt ein. „Weshalb kommt es denn immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten zwischen euch?“
Mia dachte nach. „Matt hält mich für verantwortungslos … ich hätte nur verrückte Ideen … Ich meine … Ich möchte … Ich würde unheimlich gern Fallschirmspringen …“ Sie machte eine Pause. „Er ist einfach nicht so wagemutig wie ich. Er meint, das Leben sei zu kurz und kostbar, um unnötige Risiken einzugehen.“ Sie schluckte. „Vielleicht kann man ihn auch verstehen. Sein bester Freund ist vor einem Jahr bei einem Absprung tödlich verunglückt.“
„Das kann man nicht nur verstehen, das muss man verstehen!“ Sebastian schien ärgerlich. „Sagt dir denn sein Verhalten nichts? Du bedeutest diesem Mann sehr viel, Mia. Andernfalls wären ihm deine Eskapaden egal. Wahrscheinlich möchte er dich gesund und unversehrt, um noch viele glückliche Jahre mit dir zu verbringen.“ Er seufzte. „Wirst du eigentlich nie erwachsen, Mia? Hast du ganz vergessen, wie oft ich dich als Kind aus dem Wasser gefischt habe und wie oft du vom Baum gefallen bist? Ich stehe auf Matts Seite, den ich, im Gegensatz zu dir, übrigens für einen äußerst vernünftigen Menschen halte. Er war mir an Weihnachten ausgesprochen sympathisch.“
Sebastian legte die Serviette auf den Tisch und stand auf. „Mir wäre es auch lieber, wenn du nicht aus purem Übermut aus Flugzeugen hüpfst – das ist das Mindeste, das du für das Privileg, Pengarroth Hall zu besitzen, tun kannst. An dir wird es schließlich liegen, den nächsten Erben zu produzieren.“
Mia schob die Unterlippe vor. „Vielen Dank, Sebastian, du hast mich wirklich wieder aufgebaut! Doch das mit dem Erben ist deine Aufgabe, nicht meine.“
„Ich delegiere sie an dich.“ Er ging zum Fenster und blickte hinaus. „Ich habe das Leben, das ich liebe, aufgegeben, um mich so um Pengarroth Hall zu kümmern, wie es schon seit Generationen in unserer Familie üblich ist. Damit habe ich meine Pflicht erfüllt. Das mit den Babys überlasse ich dir.“
„Na super!“, antwortete Mia sarkastisch. „Matt hat übrigens gleich heute Morgen angerufen und sich sozusagen entschuldigt“, gab sie dann zu. „Ich habe ihm verziehen.“ Sie lächelte strahlend. „Matt ist wirklich ein Schatz, und solange er mir wenigstens ab und zu einmal recht gibt, wird uns so schnell nichts trennen können.“
Nachdem nun nichts Unausgesprochenes mehr in der Luft lag, setzten sie sich ins Wohnzimmer, um die Sonntagszeitung durchzublättern.
„Mia, bitte denk daran, der jährliche Juristenball ist bereits am übernächsten Samstag, etwas früher als sonst“, erinnerte Sebastian seine Schwester.
„O weh, das habe ich ganz vergessen.“ Mia ging zum Schreibtisch und blätterte in ihrem Kalender. „Ich ahnte es, ich bin
Weitere Kostenlose Bücher