Mit dir im Paradies auf Erden
sich.
„Lange genug.“ Sie lächelte geheimnisvoll. Sollte er ihre Bemerkung doch interpretieren, wie er wollte. Armer Sebastian, dachte sie insgeheim. Die Kollegen schienen an seinem Privatleben äußerst interessiert zu sein, und sie konnte sich gut vorstellen, wie lästig ihm das war.
Nach dem Essen begann eine Versteigerung, die von einem professionellen Auktionator durchgeführt wurde und in einem atemberaubenden Tempo verlief. Fleur konnte nur den Kopf schütteln, zu welch astronomischen Preisen die Dinge über den Tisch gingen.
„Wenn das so weitergeht, werden wir mehr Geld für unsere Hilfsprojekte haben als letztes Jahr.“ Sebastian lächelte zufrieden, und jetzt erst erkannte Fleur, wie sehr ihm der gute Zweck am Herzen lag.
Die aufgeheizte Stimmung im Saal und der viele Wein, den sie zum Essen getrunken hatte, ließen Fleur schwindeln. Das Geschehen um sie her und Sebastians Nähe hatten für sie eine leicht irreale Qualität, was sie jedoch durchaus als angenehm empfand.
Nachdem der Erlös der Versteigerung unter großem Applaus bekannt gegeben worden war, ging der Eventmanager persönlich ans Mikrofon.
„Meine Damen und Herren“, verkündete er. „Für den heutigen Abend haben wir uns etwas ganz Besonderes ausgedacht, nämlich eine Art Talentshow. Jeder Tisch wählt eine Person aus, die hier auf der Bühne mit Unterstützung der Band einen beliebigen Hit zum Besten gibt. Zum Schluss honorieren wir dann alle die einzelnen Darbietungen mit dem, was sie uns wert waren.“
Der Geräuschpegel im Saal stieg noch einmal deutlich, denn an jedem Tisch wurde gelacht und wortreich diskutiert, wer den Gang auf die Bühne antreten sollte.
Fleur lehnte sich zurück und betrachtete ihre Tischnachbarinnen. Die ganze Zeit hatten sie äußerst lebhaft gewirkt und versucht, die Aufmerksamkeit der anwesenden Männer auf sich zu lenken. Hatte sie jedoch erwartet, sie würden sich um den Auftritt reißen, sah sie sich enttäuscht. Alle fünf weigerten sich kategorisch.
„Nein danke, das ist nicht mein Ding“, meinte die hübsche Brünette, die Fleur gegenübersaß. „Doch wie ist es mit dir, Tom?“, wandte sie sich an ihren Begleiter. „Du bist doch so musikalisch.“
„Ja, aber meine Zeiten im Knabenchor sind glücklicherweise längst vorbei. Heutzutage singe ich nur noch zum Vergnügen und das auch nur in der Badewanne.“
„Einer muss es tun, es ist für eine gute Sache und nichts weiter als ein Spaß“, warf Sebastian in die Runde. „Also los! Es wäre eine Blamage, wenn wir als einziger Tisch nicht teilnehmen.“
„Wenn du möchtest, Sebastian, übernehme ich die Aufgabe.“ Unversehens waren Fleur die Worte herausgerutscht, und sie erschrak. Die Bewunderung, die sich auf Sebastians Gesicht malte, ließ sie jedoch erleichtert aufatmen.
Genau, wie es die Organisatoren vorhergesehen hatten, schlugen die Wellen im Publikum hoch. Die einzelnen Kandidaten wurden mit Pfiffen und Klatschen begrüßt und mit lauten Zurufen angefeuert. In ausgelassener Stimmung boten sie mit Unterstützung der Band die neuesten Popsongs dar und brachten damit den Saal zum Kochen.
Ihr Tisch war bei der Aktion der letzte, und Sebastian half Fleur beim Aufstehen, reichte ihr den Arm und begleitete sie zur Bühne.
Fleur ging zu dem Keyboarder. „Pop ist nicht so mein Fall“, erklärte sie. „Kennen Sie Mancinis Moon River ?“
„Wer kennt diesen Titel nicht? Ein wunderschöner Song.“ Leicht und sicher glitten seine Finger über die Tasten, und die Einführungsmelodie erklang.
Fleur, die immer noch das Gefühl hatte zu träumen, war überhaupt nicht aufgeregt. Der Text war ihr so vertraut, dass sie sich ganz auf dieses wundervolle Liebeslied konzentrieren konnte.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so still war es plötzlich in dem riesigen Saal geworden. Keinem fiel es ein, ihr etwas zuzurufen oder gar zu pfeifen. Selbst als der letzte Ton schon verklungen war, rührte sich noch niemand.
Fleur hatte das Publikum verzaubert, so aus dem Rahmen gefallen war ihre Darbietung gewesen, so eindringlich ihre Interpretation. Schließlich jedoch brach der Bann und tosender Beifall erklang. Mehrere Leute standen auf und forderten lauthals eine Zugabe. Doch sofort war Sebastian an Fleurs Seite und führte sie von der Bühne zurück an den Tisch.
Jetzt musste jeder der Teilnehmer aufstehen, die Leute klatschten noch einmal und nannten die Summe, die ihnen die Vorstellung wert gewesen war. Die Geldbeträge, die auf
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