Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
war verschwitzt.
Die Absicht, sich kurz umzuziehen, führte ihn unter die Dusche und zu langen Überlegungen darüber, welches Hemd für die Gelegenheit am passendsten war. Dann trug er etwas zu reichlich Aftershave auf, spielte mit dem Gedanken, sich erneut unter die Dusche zu stellen, entschied sich jedoch dagegen. »Komm schon, Baz, du solltest die Sache nicht überbewerten. Reiß dich zusammen und geh endlich zu ihr!«
Wieder im Lift, drückte er schließlich auf die Taste zum dritten Stock und fuhr in die nächste Etage hinauf. Er lief nervös den Gang entlang, hob die Hand, um zu klopfen, und hielt inne. Er hörte eine Stimme. War sie das? Er horchte angestrengt. Sie unterhielt sich mit jemandem. So viel war klar. Vermutlich ist ihr Freund bei ihr , dachte er bitter enttäuscht. Und eine innere Stimme meldete sich zu Wort: Woher willst du das wissen? Du hörst doch keine männliche Stimme! Aber die Vorstellung, dass sie die Tür öffnen und ihn ansehen könnte wie einen armen Idioten, nahm ihm den Mut. Er legte die Packung Schokolade vor die Tür und schlich durch den Flur zurück zum Fahrstuhl. Die gute Fee hat wieder zugeschlagen , dachte er sarkastisch.
Stunden später riss ihn der durchdringende Summton der ankommenden Kurzmitteilung auf seinem Handy aus seinem traumlosen Schlaf. Er rollte zur Seite, schlug benommen die Augen auf und peilte blinzelnd die Uhr auf seinem Nachttisch an, bis er sie deutlich im Fokus hatte.
Drei Uhr morgens! Wer zum Teufel schickte ihm um diese unchristliche Zeit eine Textmitteilung? Und, was noch wichtiger war, seit wann war der Rufton seines Handys so beschissen laut eingestellt?
Er rieb sich mit dem Handrücken die Augen und griff nach seinem Handy. Die Nachricht kam von einer ihm unbekannten Telefonnummer und lautete schlicht:
Du bist überfällig.
Ich bin überhaupt nicht überfällig! In keiner Beziehung, erklärte er seinem schicken Nokia Handy gereizt. Er wollte das Gerät gerade ausschalten, um nicht erneut von ihm geweckt zu werden, als er das Geräusch hörte.
Und war plötzlich hellwach.
Das war definitiv der Schrei einer Frau gewesen, und er kam zweifellos aus der Wohnung direkt über ihm.
Belinda!
SECHSTER TEIL
Mit beiden Beinen auf der Erde?
17
Belinda
An dem Tag, als Belinda die erste Wehe spürte, machte sie automatisch einen Schritt zurück über die Schwelle ihrer Wohnungstür und lehnte sich gegen die Wand, die Packung Schokolade krampfhaft umklammert.
Okay, ganz ruhig bleiben – kann auch nur eine Vorwehe gewesen sein. Wie nannte man sie noch? Braxton-Hicks-Kontraktionen oder so ähnlich. Kein Grund, hysterisch zu werden.
Belinda schleppte sich zur Couch, setzte sich und wartete, ob sich die nächste Wehe einstellte. Nachdem fünf ereignislose Minuten verstrichen waren, beruhigte sie sich ein wenig und konzentrierte sich auf die Schokoladenpackung in ihrer Hand. Sie musste ein Zeichen sein. Wie auch nicht? Das Zeichen, dass Andys guter Geist sie noch immer verfolgte. Sie griff nach dem Telefon, tippte Staceys Nummer ein. Auch wenn zurzeit Funkstille zwischen den Freundinnen herrschte, Belinda hatte in diesem Moment Staceys Stimme der Vernunft bitter nötig.
»Was gibt’s? Ist bei dir die Fruchtblase geplatzt? Bin schon unterwegs!«, meldete sich Stacey grußlos.
»Blödsinn! Beruhige dich, Stacey. Das ist es nicht. Deshalb rufe ich nicht an.«
»Belinda, du hast mich zu Tode erschreckt! Warum rufst du um diese Zeit an? Es ist fast Mitternacht! Haben die Wehen eingesetzt? Ich bin noch immer stinksauer auf dich.Also solltest du schon einen guten Grund haben, mich anzurufen.«
»Ja, ich weiß – können wir die leidige Sache mal für einen Moment vergessen? Ich brauche deinen Rat. Es ist etwas passiert … Ich glaube, Andy ist wieder da.«
»Du meine Güte! Was ist es dieses Mal? Der Geschirrspüler hat sich von selbst ausgeräumt, stimmt’s? Also in diesem Fall kann es sich nicht um Andy handeln. Er hat die Geschirrspülmaschine nie ausgeräumt. Vertraue mir. Ich weiß Bescheid. Du hast dich dauernd bei mir darüber beschwert.«
»Ach, hör auf! Die Sache ist ernst. Ich habe gerade einen merkwürdigen Anruf bekommen … von Mrs McGavin. Plötzlich ist sie supernett zu mir, und dreimal darfst du raten … Sie weiß, dass ich schwanger bin. Und woher, errätst du nie!«
»Vielleicht hat sie dich irgendwo mit deinem Monsterbauch gesehen.«
»Nein. Falsch. Der Grund ist das, was Andy in dem Laden kaufen wollte, als er erschossen wurde.
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