Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
verborgen blieb? Psychologie jedenfalls schien die wahre Berufung des jungen Mannes zu sein.
Evelyn, Bazza und ungefähr acht oder neun Mitglieder der Belegschaft von SkyChallenge verbrachten den restlichen Abend an einem runden Tisch im Irish Pub. Evelyn bemühte sich, mit den jungen Leuten mitzuhalten und dieselbe Trinkfestigkeit an den Tag zu legen. Dabei erzählte sie Bazza, was sie veranlasst hatte, ihr Glück beim Fallschirmspringen zu versuchen. Sie erzählte (ohne Einzelheiten zu erwähnen, denn dazu war sie noch nicht bereit), dass sie vor kurzem einen ihrer Zwillingssöhne verloren hatte und James sie mit seinen Extratouren in den Wahnsinn trieb – sie nicht wusste, wie sie mit ihm umgehen oder ihm helfen sollte, den Verlust des Bruders zu überwinden. Dafür war sie selbst noch zu sehr damit beschäftigt, diesen Schock zu verkraften.
Bazza und seine Kumpel am runden Tisch hielten trotz schwerer Zunge mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. »Klingt, als hätte ihn das doch ziemlich umgehauen«, bemerkte eines der Mädchen ernst über James. »Hat er eine Freundin?«, fügte sie hoffnungsvoll hinzu und wickelte eine ihrer dicken blonden Lockensträhnen um ihren Finger.
»Glaub mir, als Schwiegermutter willst du mich ganz sicher nicht«, sagte Evelyn und dachte flüchtig an Belinda mit ihren rot geweinten Augen bei Andrews Beerdigung.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn heiraten möchte«, entgegnete das Mädchen patzig.
Es war in den frühen Morgenstunden, als Evelyn das Klingeln ihres Handys vor dem lautstarken Gegröle von Monty Pythons »Always Look on the Bright Side of Life« rettete. Dass es für einen harmlosen Anruf eigentlich viel zu spät war, registrierte sie erst, als sie abhob und Violets aufgeregte Stimme hörte.
»Ev, wo bist du? Du musst kommen! Es ist wegen James.«
Oh nein, nein, nein, nicht schon wieder!
Für einen Augenblick saß sie wieder in ihrem Büro in der City an ihrem Schreibtisch, als Andrews Anruf sie erreicht hatte.
»Hallo, Mum?«
»Was gibt’s, mein Lieber?«, hatte sie knapp und ungeduldig geantwortet, hatte zuerst nicht gemerkt, wie schwach und brüchig seine Stimme klang.
»Kannst du bitte herkommen? Ich brauche dich. Ja, ich glaube, ich brauche dich. Jetzt sofort.« Erst allmählich dämmerte ihr, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Ihr erster Gedanke war, dass er getrunken hatte. So mühsam und schleppend kamen seine Worte übers Telefon.
»Wo bist du?«, fragte sie und richtete sich abrupt auf ihrem Stuhl auf.
»Hm … bin hier. Und muss dir was sagen. Mum, ist so wichtig. Komm einfach her. Ja, ich brauche dich. Brauche dich jetzt.«
Und dann hörte sie Stimmen im Hintergrund. Weinen und panische Schreie. »Sollen wir ihn aufrichten?« »Nein, rührt ihn nicht an!« »Hat jemand einen Krankenwagen gerufen?«
»Andrew, sag mir jetzt, wo du bist. Konzentrier dich. Sag mir ganz genau, wo ich dich finden kann!«
»Ich bin hier, Mum! Du musst kommen, musst kommen …« Die Verbindung brach mittendrin ab.
Evelyn versuchte zurückzurufen, doch das Handy schaltete sich nach dem ersten Freizeichen aus. Sie wählte hastig Andrews Büronummer, trommelte ungeduldig mit der Schuhspitze auf den Boden, während sie ängstlich darauf wartete, dass jemand abnahm. Schließlich schaltete sich Andrews Anrufbeantworter ein. »Hallo, hier ist der Anrufbeantworter von Andrew McGavin. Ich bin im Augenblick nicht erreichbar, freue mich jedoch über eine Nachricht nach dem Piep. Alternativ können Sie die Sterntaste drücken und sich mit der Zentrale verbinden lassen.« Sie hämmerte auf die Sterntaste.
Eine Telefonistin meldete sich umständlich: »Guten Tag und willkommen bei GameTech. Sie sprechen mit Sarah!«
»Verbinden Sie mich mit Michael Coombes! Und zwar ein bisschen plötzlich!«
»Stelle durch«, kam die knappe, beleidigte Antwort. Evelyns harscher Befehlston zeigte Wirkung.
Das Rufzeichen ertönte einmal, zweimal, dreimal. Heb ab! Heb endlich ab!
»Mike Coombes.«
Gott sei Dank .
»Michael? Evelyn McGavin hier. Wo ist Andrew? Schnell! Hat er für heute schon Schluss gemacht?« Ihre Stimme überschlug sich fast.
»Ja, tut mir leid, Mrs Mc… er ist schon fort.«
»Ja, aber wohin? Wohin wollte er heute nach Büroschluss? Da stimmt was nicht. Scheint was passiert zu sein. Ich muss wissen, wo er ist.«
»Soviel ich weiß, wollte er zu dem Lebensmittelmarkt in der Pitt Street. Einkaufen. Belle wollte ihn abholen. Da könnte er sein.«
Evelyn legte ohne ein
Weitere Kostenlose Bücher