Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
Mund.
»Das Skydiving? Natürlich. Deshalb habe ich ja das ganze Training absolviert.«
»Nee, nicht beim Springen. Du springst, du zählst, du ziehst die Leine, fertig. Ich meine, Kaffee durch einen Schokokeks zu trinken. Dabei kommt es auf das genaue Timing an, sollen die Krümel nicht in deiner Tasse landen. Isst du den Keks zu früh, hat er sich noch nicht vollgesaugt, und dir entgeht das köstliche Aroma. Versuchen Sie’s mal.«
»Bazza, ich habe nicht die geringste Lust, meinen Pfefferminztee durch einen Schokokeks zu trinken.«
»Donnerwetter! Haben Sie gerade Bazza zu mir gesagt? Der Sprung scheint einige Verkrustungen bei Ihnen gelöst zu haben, McGavin. Hätte nicht gedacht, dass Sie meinen Spitznamen mal über die Lippen bringen. Trotzdem sollten Sie die Nummer mit dem Schokokeks probieren. Ist ein Muss. Steht in Ihrem Vertrag.« Er verschränkte die Arme in dem vergeblichen Versuch, drohend zu wirken. Trotz der kurz geschorenen Haare und desAugenbrauenpiercings waren sein warmer Blick und sein Lachen in dieser Beziehung kontraproduktiv.
»In meinem Vertrag?« Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Richtig. Mit Ihrer Unterschrift unter den Formularen für Ihre Ausbildung haben Sie sich verpflichtet, am offiziellen Post-Skydiving-Schokokeks-Zeremoniell teilzunehmen. Tja, mitgesprungen, mitgehangen! Also nehmen Sie sich bitte einen Keks und gehen Sie in Position.« Bazza demonstrierte ihr, wie es ging. Er griff sich einen Schokokeks aus der Packung und hielt ihn über seine Kaffeetasse.
Evelyn lachte und gab nach. Sie nahm ebenfalls einen Keks und hielt ihn wie Bazza über ihre Tasse. Einige Mitarbeiter, die auf ein Getränk in die Küche gekommen waren, blieben stehen und sahen zu.
»Okay. Zuerst beißen Sie die untere linke Ecke ab. So!« Er biss die Keksecke ab und fügte eilig hinzu: »Aber nicht zu viel – man braucht nur einen guten Anschnitt, durch den das Getränk eindringen kann. Als Nächstes dreht man den Keks um und beißt die diagonal gegenüberliegende Ecke ab.«
Evelyn tat wie geheißen und musste über seinen ernsten Ton lachen. Du meine Güte, dieser Junge macht aus mir wieder ein albernes Schulmädchen.
»Und jetzt die obere abgebissene Ecke in den Mund nehmen, den Keks in das Getränk Ihrer Wahl knapp bis unter die Oberfläche tauchen und saugen!« Damit sog er einen Schluck Kaffee ein und verschlang anschließend den Keks. »Okay! Sie sind an der Reihe!«, sagte er undeutlich mit vollem Mund.
Evelyn nahm verlegen den Keks zwischen die Lippen, beugte sich über ihren Becher mit Tee. Sie begann zu saugen, zuckte jedoch zurück, als ein viel zu großer Schluck heißen Tees in ihren Mund schoss und ihr die Zunge verbrannte. Dabei löste sich der Keks vollständig auf, und es regnete feuchte Keksbrösel über den Tisch, während sie wild mit den Armen ruderte und schließlich die Hand vor den Mund schlug. »Das war zu heiß. Viel zu heiß!«, kreischte sie, hielt sich die Zunge, sprang auf und tanzte von einem Bein auf das andere. Bazza und die anderen lachten. Und Evelyn musste trotz der Schmerzen einstimmen. Die ganze Sache war eine Lachnummer. Während sie sah, wie die jungen Leute vor Lachen prusteten und schnaubten, erinnerte sie sich unwillkürlich an eine Szene, die sie längst vergessen zu haben glaubte.
Sie sah sich, Carl und die beiden Söhne in der Küche ihres ersten Hauses – das Haus, das sie verkauft hatten und aus dem sie nur wenige Monate nach Carls Krebsdiagnose ausgezogen waren (zu viele schlechte Erinnerungen waren mit diesem Haus verbunden gewesen, um zu bleiben). Die beiden Jungen waren fünf oder sechs gewesen. Sie hatten ein Wetttrinken mit Milchshakes und Strohhalmen veranstaltet. Wer zuerst ausgetrunken hatte, hatte gewonnen. Plötzlich war Carl dabei Milch in die Nase gestiegen, und er hatte die ganze Flüssigkeit unter lautem Prusten auf den Küchenboden gespuckt. Die Jungen bogen sich vor Lachen und hatten im nächsten Moment ebenfalls Milch in ihren Nasen. Schoko-Erdbeer-Milch klebte überall. Normalerweise wäre jetzt eine Standpauke von Evelyn fällig gewesen – aber sie hatten zu dritt so viel Spaß, dass sie einfach nicht böse werden konnte.
Als Nächstes war Evelyn auf den Milchresten auf dem Boden ausgerutscht und flach auf dem Rücken gelandet. Die Slapstickszene war komplett, als sich die Jungen auf sie warfen, außer Rand und Band kicherten. Carl, der noch immer lauthals lachend von seinem Stuhl aufstand, wollte ihr auf die
Weitere Kostenlose Bücher