Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
Uhren – ich will alles haben. Raus damit und auf den Boden.« Andy gehorchte sofort und fischte sämtliche Gegenstände aus den Taschen – Handy, Brieftasche, Uhr – und legte sie neben sich auf den Fußboden. Er hörte, wie alle anderen Kunden offenbar dasselbe taten.Als Nächstes wandte sich der Junkie an den Kassierer. »Also, Freundchen . Du spielst meinen Laufburschen. Sammel das Zeug ein und bring’s her. Und zwar ein BISSCHEN PLÖTZLICH !« Seine Stimme überschlug sich fast. Er schien sich kaum noch in der Gewalt zu haben – klang in der einen Minute so ruhig und vernünftig, wie man das in dieser Situation überhaupt erwarten konnte –, bevor er plötzlich wieder wie ein Wahnsinniger ausrastete.
Der Kassierer hatte mittlerweile offensichtlich jeden Widerstand aufgegeben, kam hinter der Ladentheke hervor und begann, die abgelegten Wertgegenstände der Kunden einzusammeln. Als er zu Andy kam, schien er bemüht, dem Junkie an der Kasse den Rücken zugewandt zu halten, und schob unauffällig Andys Handy wieder zurück und drückte es ihm in die Hand, während er mit der anderen Hand Brieftasche und Uhr aufhob. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen, die Brille war ihm auf die Nasenspitze gerutscht und saß ganz schief.
»Wählen Sie dreimal die Null«, zischte er ihm zu. »Keine Ahnung, warum mein Alarmknopf nicht funktioniert.« Dann wandte er sich ab und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten, im Nachbargang.
Mist! Wieso musste das ausgerechnet ihm passieren? Warum hatte der Idiot ausgerechnet ihm die Heldenrolle zugedacht? Die Polizei anzurufen war viel zu riskant. Wozu war der Typ an der Ladentheke fähig, wenn er ihn dabei erwischte? Er würde ihn vermutlich, ohne mit der Wimper zu zucken, erschießen. Andys Handflächen unter dem Handy wurden feucht und glitschig. Was sollte er tun?
In diesem Moment wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Der Kassierer benötigte offenbar zu lange, um Geld und Wertgegenstände von der jungen Mutter drüben bei den Gefriertruhen einzusammeln. Jedenfalls war der Junkie von der Ladentheke gesprungen und lief auf die beiden zu. »He, Mann! Was zum Teufel habt ihr beiden da zu quatschen? Geheimnisse vor mir? Haltet ihr mich für blöd, oder was? Scher dich weg von der Tussi!«
Andy hörte voller Entsetzen einen dumpfen Aufprall. Der Junkie musste den Kassierer brutal von der jungen Mutter weggestoßen haben. »Was hat er zu dir gesagt! Sag schon!«
»Nichts!«, wimmerte die junge Frau. »Er hat gar nichts gesagt. Ich … ich hatte nur Mühe, meine Ringe von den Fingern zu kriegen. Sie saßen fest.« In diesem Moment begann das Baby, das vermutlich die Angst der Mutter spürte, erneut laut zu schreien.
»Habe ich dir nicht gesagt, dass du deinen BALG RUHIG STELLEN SOLLST !«
Mist, der Junkie dreht durch! Andy konnte es kaum noch ertragen. Er musste wissen, was da hinten vor sich ging, konnte die anderen nur hören, aber das genügte nicht – das Regal versperrte ihm die Sicht. Er stützte sich auf Hände und Knie und kroch lautlos zum Ende des Mittelgangs. Dort angekommen presste er den Rücken flach gegen das Regal und spähte vorsichtig um die Ecke. Jetzt konnte er alles sehen. Sein Magen krampfte sich zusammen. Die junge Mutter hielt ihr Baby beschützend umklammert, während sich der durchgedrehte Junkie über sie beugte und wild mit der Waffe gestikulierte. Der Kassierer lag vor der Gefriertruhe auf dem Boden und hielt sich mit schmerzverzerrter, geschockter Miene die Hüfte.
»Der kleine Bastard soll endlich still sein! Stopf ihm das Maul!«, brüllte der Junkie und schüttelte sich, als bereite ihm Kindergeschrei körperliche Schmerzen.
»Ich versuch’s ja«, schluchzte die junge Mutter. »Psst, ganz ruhig, Liebling. Mami ist ja bei dir«, flüsterte sie mit erstickter Stimme, während ihreTränen auf den kleinen Kinderkopf tropften.
Ich muss etwas tun, ihm zuvorkommen . Andy starrte auf das Handy in seiner Hand. Mit zitternden Fingern begann er den Zugangscode einzutippen und wählte dann dreimal die Null. Er hatte nie zuvor den Notruf gewählt. Konnte er der Person am anderen Ende die Situation erklären, ohne dass der Junkie merkte, was er tat?
Erneut wurde ihm eine Entscheidung abgenommen. Es schien, als könne der Junkie das Geschrei nicht länger ertragen. Mit einer schnellen Bewegung schlug er der jungen Mutter den Pistolenknauf ins Gesicht, beugte sich über sie und begann wütend an den Riemen der Babytrage zu zerren.
»Ich sorge dafür,
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