Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
zur Gegenwart und zu dem Anruf zurück, den sie an diesem Abend zu Hause noch tätigen wollte. Bazza und seine Andeutung vor dem Sprung, er wolle etwas Wichtiges mit ihr besprechen, waren vergessen.
Zwischen Dusche,Ankleiden, Föhnen und Schminken (alles ein mühsames Unterfangen, da sie nur ein Bein belasten konnte) versuchte sie, besagteTelefonnummer zu erreichen, doch es meldete sich stets nur der Anrufbeantworter. Violet kam schließlich mit einem Taxi, um sie abzuholen, und wurde wütend, als sie Evelyns geschwollenen Knöchel sah.
»Ich habe dir gleich gesagt, dass das ein idiotischer Sport ist! Wie bist du nur auf diesen Wahnsinn verfallen?«
»Das ist längst nicht alles, was passiert ist«, entgegnete Evelyn von oben herab. Und stieg zu ihrer Schwester ins Taxi. Dort zückte sie ihr Handy und wählte erneut die gewünschte Nummer. Ohne Erfolg.
Sie erreichten die Veranstaltung gerade noch rechtzeitig, betraten den großen Saal und betrachteten pflichtschuldig die riesigen Bildschirme mit den neuesten Produkten der Firma GameTech. Was sie allerdings von dieser Welt der Games halten sollten, wussten sie beide nicht. Videospiele schienen ihnen kaum Kunstwerke zu sein, die man bewundernd betrachten konnte. Durften sie ihren Unmut und teilweise auch ihr Entsetzen zeigen? Oder war gerade dies der gewünschte Effekt?
Evelyn hantierte auch weiterhin mit ihrem Handy, bis Violet sie gereizt anfuhr: »Was gibt es denn so Wichtiges, dass du unbedingt jetzt telefonieren musst?«
Evelyn seufzte, als sich am anderen Ende erneut der Anrufbeantworter einschaltete, und legte auf. »Ich versuche Belinda zu erreichen. Ich hatte heute Nachmittag sozusagen einen hellen Augenblick. Mir ist nämlich klar geworden, dass ich meine Abneigung gegen Belinda überwinden muss. Außerdem muss ich sie etwas sehr Wichtiges fragen. Eigentlich hatte ich erwartet, sie heute Abend hier zu treffen. Wobei ich keine Ahnung habe, ob sie ebenfalls eingeladen ist.«
»Donnerwetter!Woher weht denn jetzt derWind? Hattest du so eine Art Offenbarung, oder was?« Violet betrachtete die Schwester skeptisch.
»So ungefähr. Leider erreiche ich immer nur ihren Anrufbeantworter.«
»Ach, Ev!Warum gibst du die Telefoniererei nicht auf, entspannst dich und genießt den Abend? Egal was du sie fragen möchtest, es hat bestimmt Zeit bis morgen. Warte mal! Ist das dort drüben nicht Andys Freund Michael Coombes? Gehen wir zu ihm und erkundigen wir uns, welches dieser ausgesprochen gruseligen Machwerke von deinem begabten Sohn stammt.«
Evelyn gab nach, nahm das Glas Champagner, das ihr die Schwester reichte, und steuerte auf Michael zu. Eine Stunde und etliche Gläser Champagner später fühlte sich Evelyn sehr entspannt, die Schmerzen im Fußgelenk waren etwas abgeflaut, und es wurde Zeit für die Preisverleihung.
Als erster Redner trat Andys Chef an das Mikrofon. Wie sich herausstellte, war er kein besonders gewandter Redner. Seine Stimme zitterte. »Hm … also hallo allerseits. Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? … Ich bitte Sie kurz um Gehör, danke … prima, herzlichen Dank. Wir möchten eine Person würdigen, die heute Abend nicht hier sein kann. Es handelt sich um Andy McGavin. Er war eine sehr wichtige Persönlichkeit bei GameTech und hatte entscheidenden Anteil an unserem ›Snowboard Slasher‹-Projekt. Aber eigentlich war er außergewöhnlich vielseitig begabt und überhaupt ein großartiger Junge. Deshalb wird Ihnen sein Freund und Kollege Michael Coombes jetzt etwas mehr über ihn erzählen.«
Damit trat er sichtlich erleichtert zur Seite und überließ Michael das Feld. Dieser stellte das Mikrofon auf seine Größe ein und begann schnell und selbstsicher. »Alle, die Andy McGavin gekannt haben, wissen, was für ein großartigerTyp er gewesen ist. Immer freundlich, verdammt fleißig und humorvoll, einfach ein richtig guter Kumpel. MitAbstand mein bester Freund. Ihn im September vergangenen Jahres zu verlieren war für mich und unseren Freundeskreis ein harter Schlag.Aber wie gesagt, ich kannte Andy gut. Und ich weiß, dass es sein Wunsch gewesen wäre, dass wir heute hier feiern und es uns gut gehen lassen. In diesem Sinne … heben wir unser Glas und trinken einen Schluck auf Andy. Wir werden ihn nie vergessen.« Michael hob sein Glas Bier in die Höhe.
»Auf Andy! Er bleibt unvergessen!«, schallte es im Chor aus der Menge, und alle hoben gehorsam ihre Gläser.
Michael beugte sich erneut über das Mikrofon und fügte hinzu: »Und
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