Mit einem Kuss find alles an ...
verstehe ich nicht. Warum bist du so gut und großzügig zu mir? Beinahe könnte ich glauben …“
Dass du mich liebst . Doch der Gedanke erschien ihr zu lächerlich, um ihn laut auszusprechen.
Sein Handy klingelte. Er wandte sich ab, sagte zwei Mal „sì“ in schroffem Ton und klappte das Gerät wieder zu, gerade als die Limousine vor einem Luxushotel anhielt. „Wentworth ist jetzt da drinnen. Violetta ist erst vor wenigen Tagen aus New York zurückgekommen, aber sie haben schon Streit. Er sitzt seit einer Stunde in der Bar und trinkt, während sie auf sich warten lässt.“
Der Portier öffnete die Beifahrertür.
„Geh“, sagte Massimo.
„Du kommst nicht mit?“
„Nein. Du sollst zuerst einsehen, was für ein Mensch er in Wahrheit ist. Er ist nicht gut genug, um Chloes Vater zu sein. Er ist für niemanden gut genug.“
„Alexander wird es sich anders überlegen, wenn er das Foto von Chloe sieht“, beharrte sie mit mehr Zuversicht, als sie eigentlich hegte.
Er verzog das Gesicht. „Versuche es. Frag ihn, ob er die Vaterschaft anerkennt, ohne ihm von deinem Vermögen zu erzählen. Du wirst ja sehen, was passiert. Die Bar ist gleich rechts neben der Lobby. Geh.“
Sie stieg aus und betrat das Hotel. Schon von Weitem erblickte sie ihn. Den Mann, den sie einmal geliebt hatte. Er saß auf einem Hocker an der Theke der elegant eingerichteten Bar, wippte nervös mit einem Bein und stierte mürrisch in sein Glas.
Dann hob er den Kopf, drehte sich zum Eingang um und sah Lucy dort stehen. Schlagartig hörte das Wippen auf.
11. KAPITEL
Auch wenn Lucy gerade nicht nach Lachen zumute war, amüsierte es sie, die wechselnden Gemütsregungen in Alexanders Gesichtsausdruck zu beobachten – zunächst Verwirrung und Verblüffung, dann Wiedererkennen, schließlich Schreck und Zorn.
„Lucy? Bist du es wirklich?“ Verwundert musterte er sie von Kopf bis Fuß, registrierte mit Kennerblick das elegante Etuikleid, die modischen Stiefeletten im Wert von siebenhundert Dollar, die raffinierten glitzernden Schmuckstrümpfe. „Was machst du denn hier?“ Er bestaunte unverhohlen ihr verändertes Erscheinungsbild.
Ihre Haare waren aus dem Gesicht gekämmt. Kostbare goldene Ohrringe blitzten unter den losen Strähnchen, die sich aus der modisch strengen Frisur gelöst hatten. Sie trug Kontaktlinsen statt Brille und hatte die Augen mit Kajal und Mascara betont, während ihre vollen Lippen im warmen gedämpften Rot von Herbstlaub schimmerten.
Er starrte sie an, als wäre sie ihm völlig fremd. „Du hättest nicht herkommen dürfen.“
„Ich hatte keine andere Wahl.“ Um zu verbergen, dass ihre Hände zitterten, drückte sie die Aktentasche von Ferrazzi fester an sich. Darin befand sich das Dokument, das ihm die Vaterrechte entziehen sollte. Und daneben das Foto von Chloe, das seine Liebe zu seinem Kind wecken sollte. „Ich muss dir etwas zeigen.“
Er stand von dem Barhocker auf. „Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, das Geld für die Fahrt hierher aufzutreiben, aber du musst sofort wieder verschwinden.“
Also wusste er von ihren Geldnöten. Irgendwie hatte sie gehofft, dass er nichts davon ahnte. Das hätte sein Vergehen in ihren Augen gemildert. Doch es war ihm bekannt, und er hatte trotzdem keinen Finger gerührt. Er war wirklich ein egoistischer oberflächlicher Schuft.
Aber jeder Vater ist besser als gar keiner. Oder etwa nicht?
„Warum soll ich denn verschwinden? Hast du Angst, dass deine Verlobte von unserem Kind erfährt?“
Grob packte Alexander sie am Arm. „Zum allerletzten Mal: Ich bin nicht der Vater deines Kindes! Verstanden?“
Sie holte tief Luft und griff nach dem Foto. Es war erst eine Woche alt und vor dem kleinen kümmerlichen Weihnachtsbaum aufgenommen, den sie zum halben Preis erstanden hatte. Chloe hielt Hippo, das rosa Nilpferd, in einer Hand und einen Keks in der anderen. Sie lachte so strahlend, dass ihre neun perlweißen Zähne hervorblitzten. Der Schnappschuss kündete von ihrer Frohnatur, ihrer Lebensfreude.
„Guck mal.“ Sie drückte Alexander das Bild in die Hand und hielt gespannt die Luft an. „Was zum Teufel soll …“ Abrupt verstummte er, als sein Blick auf das Foto fiel.
Lucy atmete erleichtert auf und dachte: Endlich sieht er ein, welch kostbares Geschenk Chloe ist, und will ihr von jetzt an ein anständiger Vater sein. „Sie heißt Chloe und ist gerade ein Jahr geworden. Sie ist allerliebst, so klug und lustig. Aber sie braucht ihren Vater. Sie braucht
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