Mit einer Prise Glück und Liebe
Backgammon-Partie, das Essen und unser lockeres Geplänkel haben mir geholfen, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Nun neigt sich der Abend dem Ende zu, und ich muss dafür sorgen, dass wir uns nicht in etwas verlieren.
Ich stehe auf den Verandastufen. Es scheint, als fehlten mir die Worte – oder vielleicht sind auch zu viele Worte in meinem Inneren gefangen, die darum ringen, über meine Lippen sprudeln zu dürfen. »Alles, was ich gern sagen würde, klingt irgendwie verkehrt.«
Er nimmt meine Hand und küsst die Knöchel. »Dann sag einfach nichts.«
Ich nicke. Er lässt meine Hand los. »Gute Nacht, Jonah«, sage ich.
Einen Moment lang steht er reglos vor mir. Über uns singt eine Nachtigall. Das Mondlicht fällt durch die Äste und zaubert helle Tupfen auf sein Haar und sein Gesicht. Ich sehne mich danach, ihn ins Haus zu bitten und die Arme um ihn zu schlingen, den Kummer zu vertreiben, der mich quält, aber mir ist klar, dass dies mein Ruin wäre.
»Gute Nacht«, sagt er und wendet sich zum Gehen.
Ich gehe hinein, setze mich auf die unterste Stufe und ergebe mich dem Zittern, das meinen ganzen Körper zu schütteln scheint. Es fühlt sich an, als hätte ich einen heftigen Kampf hinter mir. Ich senke den Kopf. Die melancholischen Klänge seiner Sonate hallen in meinen Gedanken wider und lassen mich schwindeln. So ist es besser , denke ich. Wir sollten nur Freunde sein. Er ist zu viel für mich, die Gefühle sind zu viel. Und wenn ich aus diesen Höhen abstürze, werde ich es nicht überleben.
Mit zittrigen Knien gehe ich nach oben; zu den Dingen, die real sind, an denen ich mich festhalten kann – mein Kater. Ein junges Mädchen, das mich braucht. Meine Tochter, die vielleicht in diesem Augenblick am Computer sitzt und mir eine E-Mail schreibt.
Doch als ich ins Bett sinke, kann ich an nichts anderes denken als an den Geschmack seines Mundes und den Duft seiner Haut. Wie kann man eine Flut stoppen, die sich bereits aufzubäumen beginnt?
SCHRITT VIER:
Zusammendrücken
Ist der Teig auf das doppelte Volumen aufgegangen – während die Hefepilzvermehrung unter der dicken Glutenschicht auf Hochtouren läuft und sich massenhaft Kohlendioxid bildet –, muss der Bäcker ihn zusammendrücken. Dies geschieht nicht etwa mit einem gewaltsamen Faustschlag, sondern indem er behutsam die Gase entweichen lässt. Legen Sie den Teig auf die Arbeitsfläche und drücken Sie vorsichtig mit dem Handballen darauf. Auf diese Weise wird das Kohlendioxid herausgepresst, und die Hefepilze verteilen sich gleichmäßig im gesamten Teig, der anschließend geformt und noch einmal stehen gelassen wird, damit das Brot seine endgültige Form annehmen kann.
DREIUNDDREISSIG
Ramona
A ls mir das Brotbacken zum zweiten Mal das Leben rettete, leckte ich mir gerade wieder einmal die Wunden, die ein Mann in meine Seele geschlagen hatte.
Nach Sofias Geburt ging ich nur selten aus. Mir fehlte schlicht und ergreifend die Zeit dafür. Die Schule und mein Job nahmen mich voll in Anspruch, und wann immer ich eine freie Minute hatte, wollte ich sie mit meiner kleinen Tochter verbringen. Als Sofia in den Kindergarten kam, hatte ich genug Geld gespart, um ein Haus in der Nähe meiner Großmutter für uns zu kaufen, und arbeitete als stellvertretende Abteilungsleiterin in der Verwaltung der Gallagher Group, was zwar sterbenslangweilig war, aber immerhin gut bezahlt wurde. Ich hatte meinen Platz im Familienunternehmen gefunden. Und ich konnte mir einiges leisten. Viele Menschen waren weitaus schlechter dran. Ich hasste meinen Job, so wie Millionen andere auch, aber wenigstens war es eine saubere, ehrliche Arbeit. Abgesehen davon war ich eine vorbildliche Mutter, backte leckere, raffinierte Köstlichkeiten für Sofias Geburtstage und las abends gern schöne Bücher.
Dane kam zu uns, als Sofia etwa sieben Jahre alt war. Ich schenkte ihm kaum Beachtung – genauso wenig wie anderen Männern. Was dazu führte, dass sie mich meistens in Ruhe ließen. Von Zeit zu Zeit gab es jemanden, der sich für mich interessierte, aber es scheiterte jedes Mal entweder an meinem Job, an meiner Tochter oder an meinem sehr speziellen Geschmack. Meine Mutter drängte mich, nicht mehr so anspruchsvoll zu sein und mir endlich einen Ehemann zu suchen, aber solange sich ein Mann nicht als der Inbegriff des Seelenverwandten entpuppte, war ich nicht bereit, mich auf ihn einzulassen.
Dane bekleidete den Posten des Betriebsleiters der Gallagher Group. Er war ein
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