Mit einer Prise Glück und Liebe
schöne Wetter und die Tatsache, dass ich an einem so schönen Ort leben darf.
Ich fühle mich so gut, dass ich am liebsten singen möchte.
Als ich um die Ecke biege, steht der Grund für meine Freude im Garten und gießt die Blumen mit dem Schlauch. Er ist groß und durchtrainiert, mit langen, muskulösen Läuferbeinen, die unter seinen Khakishorts hervorragen. Selbst seine Knöchel sind sexy. Ich muss grinsen.
Es mag ein Schlag ins Gesicht des Feminismus sein, sich in der Gesellschaft eines Mannes so wohlzufühlen und so glücklich darüber zu sein, dass man sich in ihn verlieben darf, aber ich kann es nicht leugnen. Ich bin jedes Mal außer mir vor Freude, ihn zu sehen. »Hallo, mein schöner Mann«, sage ich und trete neben ihn. »Was sind das für Blumen?«
»Die violetten sind Flammblumen. Ich würde sie nicht pflanzen, aber der Garten ist schon alt, und es gefällt mir, wie alles miteinander harmoniert.« Er deutet auf eine rosafarbene Kletterrose, die sich in einer Kaskade über eine Reihe blauer und gelber Blüten ergießt. »Hier hat sich jemand große Mühe gegeben und viel Zeit damit verbracht, alles perfekt anzulegen. Das möchte ich respektieren.«
»Der Garten ist wunderschön. Wieso hast du dich eigentlich ausgerechnet für dieses Haus entschieden?«
»Abgesehen davon, dass es offensichtlich Schicksal war, hier in dieser Gegend zu landen?«
Ich lächle ihn an. »Na ja, es ist ziemlich bescheiden, und du hättest dir etwas in der Stadt nehmen können, wo es ein paar wirklich spektakuläre Objekte gibt.«
Er richtet den Wasserstrahl auf die Blüten und schwenkt den Schlauch hin und her. »Das stimmt. Ich habe mir auch einige davon angesehen. Aber wie viel Platz zum Leben braucht ein Mensch schon? Das hier reicht doch voll und ganz«, erklärt er ruhig.
»Darf ich dich dafür küssen?«
»Du darfst mich küssen, wann immer du willst.« Er richtet den Schlauch in die andere Richtung, und ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihn auf den Mund zu küssen. Er legt den Arm um meine Taille und zieht mich an sich. »Mmm«, sagt er und schmatzt genüsslich. »Einer meiner Lieblingsküsse. Ein Ramona-Kuss.«
Ich lasse ihn los und folge ihm über den dichten grünen Rasen, dessen Feuchte sich angenehm kühl an meinen Knöcheln anfühlt, zum Wasserhahn. Im Hintergrund ragt die gezackte Silhouette der Berge vor einem von fahlgelben und zartblauen Schäfchenwolken gesprenkelten Himmel empor.
»Hör doch mal«, sage ich.
Er dreht sich um. Legt den Kopf schief.
Die Welt scheint ganz still zu sein. In der Ferne ruft ein Kind. Ein Vogel zwitschert im Gebüsch. Wasser tropft aus dem Hahn auf den Boden. »Könntest du daraus etwas komponieren?«
»Aber ja, mit dir im Mittelpunkt. Könntest du ein Brot daraus backen?«
Ich weiß auf der Stelle, welche Zutaten ich nehmen würde – Zitronen und Honig und Mandeln. »Ja.«
»Dann lass uns gegeneinander antreten. Ich mache die Musik, du das Brot.«
Und sie lebten glücklich und zufrieden bis zu ihrem seligen Ende , denke ich lächelnd. »Abgemacht.«
In meiner Tasche läutet das Handy.
FÜNFUNDVIERZIG
Ramona
M om?« Sofias Stimme ist dünn und zittrig.
Ich werfe Jonah einen alarmierten Blick zu, wende mich ab und gehe in Richtung Gartenzaun. »Was ist passiert?«
»O mein Gott, Mom«, wimmert sie und beginnt zu schluchzen. Sie stößt ein paar Worte hervor, die ich aber nicht verstehe. Panik droht mir die Luft abzuschneiden.
»Schatz, beruhige dich doch. Atme. Ich kann dich nicht verstehen.«
»Oscar. Hat. Versucht. Sich. Umzubringen.«
Ich presse mir die Hand auf den Bauch. »Oh, Schatz. Oh, nein. Nein.«
Jonah tritt hinter mich und legt mir die Hände auf die Schultern. Erschrocken fahre ich herum und schüttle den Kopf. »Gleich«, forme ich lautlos mit den Lippen und sage zu Sofia: »Wann ist das passiert? Was hat er gemacht? Liegt er auf der Intensivstation?«
»Jemand hat ihm Tabletten gegeben. Keiner will es zugeben, aber es ist so eine Art Pakt zwischen den Soldaten. Wenn einer von ihnen sehr schwer verletzt ist und einen verabredeten Satz sagt, kümmern sich die anderen darum.«
Ich denke an Oscar, an seine wunderschönen Augen, sein großes Herz, und mir wird klar, wie schwer seine Verletzungen sein müssen, wenn er sich entschlossen hat, so etwas Grauenhaftes zu tun. »Wie geht es ihm jetzt?«
»Sein Zustand ist stabil. Sie haben ihm den Magen ausgepumpt, und er schläft.« Ihre Stimme ist tränenerstickt. »Ich dachte, ich tue das
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