Mit einer Prise Glück und Liebe
Fühl mal.«
Sie legte die Hand auf meinen gewölbten Bauch. »Ja. Wir sollten uns auf den Weg machen.«
»Aber es ist doch noch viel zu früh. Glaubst du, es geht ihr gut?«
»Sie soll in elf Tagen kommen, Schatz. Das ist nicht allzu früh für eine Erstlingsgeburt.«
Sofia Adelaide Gallagher erblickte um sechs Minuten vor Mitternacht das Licht der Welt. Meine Wehen verliefen völlig normal, geradezu lehrbuchmäßig. Dank Nancys langjähriger Erfahrung musste weder ein Dammschnitt gemacht noch die Saugglocke eingesetzt werden oder sonst etwas, und da ich eine Betäubung abgelehnt hatte, war ich zwar völlig geschafft, aber bei vollem Bewusstsein, als Nancy mir den glitschigen Säugling auf den Bauch legte, während sie die Nabelschnur durchtrennte. Ich legte ihr die Hände auf den Rücken und sagte: »Willkommen.« Vielleicht war es der Winkel, in dem sie auf mir lag, aber ich schwöre bei Gott, dass sie lächelte und ein leises, glückliches Glucksen von sich gab.
Später, nachdem man uns beide gesäubert und versorgt hatte, war ich endlich allein mit meiner Tochter. Sie brachte stramme drei Kilo und ein paar Zerquetschte auf die Waage und hatte überall an Armen und Beinen Speckfalten und einen süßen kleinen Babywanst. Ich strich über ihre winzigen Schultern, berührte ihre Zehen, ihre Nase und ihre Ohren. Sie hatte einen dichten Schopf seidig weicher Haare, was sie größer und älter als ein Neugeborenes wirken ließ. Ihre Augen waren riesig und blau, und als sie trank – was sie wie ein alter Hase tat, meinte Nancy –, musterte sie mich mit unverhohlener Neugier.
»Ich weiß«, sagte ich. »Ich bin auch völlig von den Socken. Schon verrückt, dass wir uns erst jetzt das erste Mal sehen, was?«
Sie hielt inne und blickte mir tief in die Augen. In diesem Moment spürte ich, wie etwas in meinem Innern geschah und alles von Grund auf veränderte.
Für immer.
Ich blieb noch zwei Wochen bei Poppy, um alles zu lernen, was man als frischgebackene Mutter können musste, während meine Eltern alles für meine Rückkehr vorbereiteten. Anfangs war die Enttäuschung groß, dass ich Sofia tatsächlich behalten wollte, doch als sie sie zwei Tage nach der Geburt das erste Mal sahen, waren sie genauso in sie verliebt wie ich.
Nicht dass sie ein besonders braves Baby gewesen wäre. Sie quengelte, wenn sie sich in ihren Sachen nicht wohlfühlte, und mochte die Hitze nicht, so dass ich sie nachts draußen herumtragen musste. Sie verlangte ständig nach der Brust, so dass ich schon dachte, ich würde etwas verkehrt machen, aber Nancy meinte, das sei völlig normal.
Eines Abends war ich im Garten und erntete Tomaten, Kürbisse und Maiskolben. Sofia schlief bereits. Meine Brüste waren so groß, dass sie mir im Weg waren, aber insgeheim gefiel mir ihre Prallheit. Mein Bauch war noch nicht ganz verschwunden, aber immerhin passte ich mittlerweile wieder in meine alten Sachen. Das Tolle am Stillen war, dass ich massenhaft essen durfte und die Schwangerschaftskilos trotzdem zusehends schmolzen.
Ich hatte seit Sofias Geburt nur wenige Gelegenheiten gehabt, allein zu sein, deshalb genoss ich es in vollen Zügen, eine Weile ungehindert meinen Gedanken nachzuhängen. Es roch nach feuchter Erde und Tomaten, und über mir zogen sich erste rosa und blassgoldene Streifen über den Horizont, während die Sonne in Richtung Berge wanderte. Um mich herum zirpten die Grillen, und eine Katze schlich raschelnd durch das Maisfeld. Ich riss eine reife Tomate von einem der Sträucher und betrachtete sie staunend, während ich an meine kleine Tochter und daran dachte, was in diesem Sommer passiert war. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte mich.
In diesem Augenblick hörte ich einen Wagen die gekieste Einfahrt heraufkommen. Ich trat aus dem Maisfeld und spähte ums Haus, in der Annahme, es sei Nancy, die in den vergangenen Wochen zu einer von Poppys engsten Freundinnen geworden war.
Aber es war nicht Nancy, sondern Jonah in seinem alten Mercedes. Er stieg aus. Sein Haar fiel ihm offen über die Schultern. Es schien, als hielte jede einzelne Zelle in meinem Körper die Luft an. Seit dem Nachmittag in der Raststätte hatte ich ihn nicht mehr gesehen, und ich wusste, dass er sich mit Absicht rargemacht hatte.
»Hallo«, sagte er, schob sich das Hemd in die Hose und kam näher.
»Hi.«
»Ich habe gehört, du hast ein Mädchen zur Welt gebracht.«
»Sie ist wunderschön. Du solltest reinkommen und sie dir ansehen.«
»Ich bin
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