Mit einer Prise Glück und Liebe
Fantasie wie ich«, sage ich schließlich. »Und meinen Sinn fürs Absurde. Und sie liebt Musik.«
»Tust du das nach wie vor?«
»Definitiv.« Ich lächele. »Vielleicht sollte ich dir ja eine Kassette aufnehmen.«
Er lacht, so dass sich feine Fältchen in die Haut um seine Augen eingraben. »Ich war damals so sicher, dir einen guten Musikgeschmack beibringen zu können. Wie arrogant von mir.«
»Nein, ich fand es wunderbar. Ich habe die Kassette heute noch. Vor ein paar Jahren habe ich meinen Bruder gebeten, mir die Songs auf CD zu brennen, damit ich sie immer hören kann.« Ich strecke die Beine aus und kreuze sie an den Knöcheln. »Ich könnte auf Anhieb die ganze Songliste auswendig aufsagen.«
Auch er entspannt sich, wenn auch eher wie eine Katze – trotz allem stets wachsam. »An Malagueña erinnere ich mich noch.«
»Ja. Und Asturias .« Ich deute mit meinem halb leeren Glas in Richtung Wohnzimmer, aus dem leise Gitarrenklänge wehen. »Auch jetzt höre ich einzelne Noten davon.«
Er nickt, plötzlich beschämt. »Meine Lieblingssongs. Ich hätte sie so gern für dich gespielt, aber besser ging es leider nicht.«
Meine Augen füllen sich mit Tränen. Eilig wende ich den Blick ab, damit er sie nicht sieht. Es war ein langer Tag, und ich bin gefährlich aufgewühlt. Und allein die Vorstellung, wie es hätte sein können, wenn wir damals …
Lächerlich.
»Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Überhaupt nicht.« Ich hole tief Luft.
Er steht auf. »Bald kommen die Stechmücken. Wollen wir hineingehen und essen?«
»Perfekt.«
Ich folge ihm ins Haus und ziehe meine Schuhe aus, um den Boden nicht mit meinen Sandalen zu zerschrammen. Der Wollteppich fühlt sich angenehm kühl unter meinen Fußsohlen an. Wie immer sinkt die Temperatur in der Stadt rapide, sobald die Sonne verschwunden ist. Ich hätte mir einen Pulli mitbringen sollen. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Nein. Ich muss nur noch alles zusammen in den Topf geben. Setz dich.«
Der grob gezimmerte Tisch ist für drei Personen gedeckt. Ich räume das überflüssige Gedeck ab – ein Automatismus aus meiner Zeit im Restaurant. Jonah lächelt.
Minuten später serviert er die Pasta in einer großen Schüssel, gemeinsam mit dem mittlerweile aufgebackenen Brot, das er routiniert mit einem Messer aufschneidet. »Sehr gut«, lobe ich.
»Ich bin sehr gut in der Küche«, bemerkt er. »Kochen ist mein Hobby.«
»Ich hoffe, du bist keiner dieser versnobten Angeber, die sich ständig mit ihren Künsten rühmen müssen.«
Er lacht. »Wahrscheinlich schon. Aber nicht immer.«
Der Wein hat meine Nervosität vertrieben, so dass ich mich entspannt hinsetzen kann. »Und jetzt erzähl mir von dir, Jonah. Hast du Kinder?«
»Nein.« Er bringt es nicht über sich, mir in die Augen zu sehen. »Mein Leben bestand aus Reisen und allerlei Ausschweifungen.« Er hebt seine Gabel und betrachtet die Pasta. »Und daraus, kochen zu lernen.«
»Ah. Daher die Aura, dass du der Welt so unendlich überdrüssig geworden bist.« Lächelnd hebe ich meine Gabel an die Lippen. Sekunden später scheint sich ein wahres Feuerwerk des Geschmacks in meinem Mund zu entzünden – die Frische der Tomaten, die sahnige Textur der Sauce, die Festigkeit der Penne, vermischt mit der salzigen Würzigkeit des Schinkens. Meine Augen weiten sich, und ich lege mir die Finger auf die Lippen, während sich immer mehr Aromen auf meiner Zunge entfalten – zerstoßene Pfefferkörner, gefolgt von der feinen Eleganz des Spargels. Jonah beobachtet mich. Ein leises Lächeln spielt um seine Mundwinkel.
Ich schlucke und lasse meine Gabel sinken. »Ich fürchte mich beinahe weiterzuessen, weil es nie wieder so gut schmecken kann.«
Er lacht. Sein Lachen ist so sexy wie die Musik, das Essen und sein dunkles Haar, das ihm in die Stirn fällt. »Ich schätze, du wirst feststellen, dass es doch möglich ist.«
Und dann gebe ich mich hemmungslos dem Genuss hin. Mein Brot mit der irischen Butter, seine perfekt orchestrierte Pasta, der Wein, so samtig und weich, und mehr, als ich eigentlich trinken sollte. Als ich fertig bin, lege ich mir die Hand auf den Bauch. »Ich wünschte, ich hätte zwei Mägen«, sage ich lachend. »Ich sehe diesen Rest Sauce in der Schüssel und würde am liebsten den Kopf hineinstecken und ihn herauslecken.«
Eine zarte Röte liegt auf seinen Wangen. Er lacht ebenfalls. »Danke. Es ist eine echte Freude, für jemanden zu kochen, der so genießen kann wie du.«
»Hat deine
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