Mit falschem Stolz
stinksauer, weshalb er darauf bestanden hat, dass Mats weiter im Kerker zu bleiben hat, bis er in der Lage sei, sich verständlich auszudrücken.«
»Was ja nie zu erwarten ist.«
»Ich wollte für ihn sprechen, aber John hat mich daran gehindert.«
Marian sah John einigermaßen ungehalten an.
»Es hätte die Angelegenheit nur schlimmer gemacht, mein Freund. Wir kümmern uns als Nächstes um ihn. Es geht ihm nicht schlecht in dem Gelass.«
»Ja, möglich«, sagte Alyss. »Aber Gislindis ist auf ihn angewiesen. Ihr entgeht viel Einkommen, solange Mats nicht die Messer schleift.«
»Ein dummer Gegner ist ein gefährlicher Gegner, Mistress Alyss. Er wartet nur darauf, seine Macht auszuspielen.«
Gislindis’ Worte von dem lauernden Bösen kamen ihr wieder in den Sinn, und sie nickte, wenn auch nicht glücklich.
»Es war wichtiger, Bob zu entlasten.«
»Es ist Euch gelungen.«
»Mit einiger Mühe. Der Overstoltz, dieser lousy ape , hat sogleich eine neue Theorie aufgestellt, warum der schmutzige Bettler den wohlhabenden Kaufmann umgebracht haben muss. Er hat Bob befragt und glaubt aus seinen Worten ein Geständnis herausgehört zu haben. Ich habe seine Kenntnisse der englischen Zunge öffentlich einer Überprüfung unterzogen.« John grinste. »Diese beiden youngmen hier hätten ihre Freunde daran gehabt.«
»Wurdet Ihr sehr ausfallend, Master John?«, fragte Frieder.
»Ausgesucht ausfallend. Einige Jahre in der Tretmühle im Londoner Hafen haben meinen Wortschatz sehr kultiviert.«
»Einer der Schöffen erlitt einen Erstickungsanfall. Ich vermute, er gehört zu den Englandfahrern«, ergänzte Marian.
»Man nahm mir schließlich meine Bürgschaft ab, denn es gab keinerlei Hinweise darauf, dass Bob auch nur in die Nähe von Arndt gekommen war.«
»Wer hat ihn beschuldigt?«
»Eine Magd, die bei den Beginen arbeitet, sagte der Wachmann. Sie hatte wohl Angst vor dem zotteligen Mann, der sich in der Nähe des Konvents herumdrückte.« Über Marians Gesicht huschte dabei ein kleines Lächeln. Alyss verstand. So hatte Robert sich verdächtig gemacht.
»Ist Catrin wieder zu Hause?«
»Ich brachte sie vom Turm dorthin, während John sich um seinen Diener kümmerte.«
»Und mein Diener bleibt er«, betonte John mit einem strengen Blick in die Runde. »Auch jetzt noch!«
»Auch für Catrin?«
»Mistress Alyss, so schwer es mir fällt, ja.«
»Wir werden sehen.«
»Mistress Alyss, Leben hängen davon ab.«
»Tun sie das?«
»Versprecht mir zu schweigen, Mistress Alyss!«
Er sah sie eindringlich an, seine blauen Augen kalt unter den schweren Lidern. Alyss wollte aufbegehren, doch dann besann sie sich. Mochte Catrin noch zwei, drei Tage auf die gute Nachricht verzichten müssen.
»Nun gut. Aber auch ich habe eine Neuigkeit, Master John. Und die wird Euch mit Freude erfüllen, denn sie bedeutet, dass Ihr Eure Bekanntschaft mit den zärtlichen Schwälbchen erneuern dürft.«
Hilda schnaubte, doch Alyss überging dieses unwirsche Geräusch.
»Wie großmütig Ihr seid, Mistress Alyss. Darf ich meine überwältigende Männlichkeit wieder in Euren Dienst stellen?«
»Vergnügen und Pflicht miteinander verbinden, das ja. Es heißt, dass mein verstorbener Gatte seine letzten Stunden in einem Hurenhaus am Hungksrücken zugebracht hat.«
»Ei wei!«, kommentierte Marian.
»Und ich soll in Erfahrung bringen, wie es um seine Männlichkeit bestand?«
»Weniger dieses als das, was er wirklich dort wollte. Hieß es nicht, dass er kein Geld mehr, dafür aber eine Buhle in Riehl hatte?«
»So hieß es. Ich bringe Euch zuverlässig Nachricht, my Mistress. Gebt mir eine Nacht zügelloser Wonnen …«
»Heißt es nicht auch, dass die zügellos genossene Lust das Hirn der Männer aufweicht?«
»Frau Alyss, es sind drei keusche Jungfern am Tisch!«, wies Hilda sie zurecht, während die Angesprochenen versteckt in die Ärmel kicherten.
»Nun gut, wir haben alle die erfreulichen Neuigkeiten vernommen, und nun können wir mit unseren Arbeiten fortfahren. Tilo, Frieder, der Weingarten wartet, Lauryn, Hedwigis – zurück in den Gemüsegarten, Hilda, die Speisekammer muss gefüllt werden, tätige die entsprechenden Einkäufe. Leocadie, du begleitest mich zu den Beginen.«
»Tut, wie eure Mistress sagt, aber achtet auf eure Zungen. Und, Mistress Alyss – Ihr habt Euer Wort gegeben!«
»Ja, ja, ja!«
Alyss strebte aus der Küche, um das verwaschene Tuch, mit dem sie während der Arbeit ihre Haare bedeckte, abzunehmen und
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