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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erst seit gestern wieder ein anständiger Tuchhändler. Aber … ja, ich werde das regeln. Ja, ich glaube wirklich … Ich meine … glaubt Ihr, dass sie irgendwie … also …«
    Alyss lächelte, und Robert starrte sie hilflos an.
    »Catrin, Robert, hat jeden Sonntag unter Tränen an Eurem Grab Fürbitte gehalten.«
    Marian ergänzte: »Und seit sie weiß, dass Johns struppiger Diener nur eine Maske trug, sind ihre Tränen versiegt, und sie erblüht selbst im Herbst wie eine Frühlingsblume.«
    »Ähm … ja … nein, es tut mir so leid, dass sie traurig war.«
    »Macht es einfach wieder gut. Und – ach, mir fällt gerade etwas ein.« Alyss richtete sich auf. »Werdet Ihr den Winter in Deventer verbringen? Oder in England?«
    »Je nun, das hängt davon ab … nicht wahr?«
    »Versteht Ihr noch etwas vom Wein, Robert?«
    »Ich bin als Weinhändler aufgewachsen. Warum fragt Ihr?«
    »Der Winter in Burgund ist mild und angenehm, das Reisen dorthin nicht so beschwerlich. Meine Tante Aziza führt ein großes Haus, mein Onkel besitzt große Weingüter. Und ich brauche guten Burgunder.«
    Robert strich sich über den Bart. Dann lächelte auch er.
    »Ihr versucht das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden?«
    »Und nicht nur das«, fiel Marian ein. »Es könnte noch weit nützlicher sein, wenn Leocadie vor ihrer Heirat im Frühjahr noch einmal zu ihren Eltern zurückkehrte. Mit einer achtbaren Frau, etwa einer Begine, als Begleitung.«
    »Ränkeschmiede!«, stöhnte Robert.
    »Schicksalsschmiede.«
    Alyss strich Robert über die Hand.
    »Wir handeln einen ordentlichen Gewinnanteil an dem Burgunder aus.«
    »Wir werden einiges auszuhandeln haben, wenn ich zurückkomme. Aber nun habe ich noch anderes zu vermelden.«
    Natürlich, Robert war als Bob seinem Bruder Arndt auf dessen krummen Wegen gefolgt. Die Heiterkeit, die Alyss erfasst hatte, fiel in sich zusammen. Aber immerhin kehrte der Trübsinn nicht zurück, sondern ein leise kochender Zorn.
    »Ihr wart bei seiner Buhle in Riehl.«
    »Richtig. Grämt Euch nicht darüber, es ist es nicht wert. Das Weib ist eine Witwe, recht derb und von leichtfertigem Wesen. In der Gemeinde ist sie nicht besonders gut gelitten, doch sie besitzt ein ansehnliches Haus und Felder, auf denen Weizen angebaut wird. Man munkelt, dass die Scheunen aber oft genug auch als Warenlager genutzt werden. Im Schutze der Dunkelheit legen oftmals Schiffe in Riehl an, deren Knechte dann Ballen und Fässer zu ihr bringen. Man fragt nicht danach, aber man weiß darum.«
    »Hehlerei.«
    »Zumindest ein Tauschplatz, von dem sie sicher profitiert.«
    »Habt Ihr sie gesprochen?«
    »Zunächst nicht. Nachdem Arndt bei ihr vier Tage vor seinem Tod eintraf, am Donnerstag gegen Abend, habe ich sie nur beobachtet. Er kam auf einem edlen Ross, doch ohne Waren. Und er blieb bis zum Sonntag, als ich ihn leider aus den Augen verlor. Während dieser Zeit hat er das Haus nicht verlassen.«
    »Ihr habt ihn die ganze Zeit verfolgt? Seit jener letzten Märzwoche, nachdem der Allmächtige ihn das Fürchten gelehrt und er sein Testament gemacht hat?«
    »Ja, ich folgte ihm von diesem Zeitpunkt an, Marian. Er suchte schon damals Unterschlupf bei jener Buhle und schaffte es noch, in der Stadt ein Geschäft abzuwickeln.«
    »Er kaufte die Eselin«, bemerkte Alyss trocken.
    »Eine Eselin?«
    »Das Hurenhaus ›Zur Eselin‹, Robert. Ein letzter Schelmenstreich, denn nun hat es meine Schwester geerbt.«
    »Großer Gott!«
    »Tja, auch so eine lästige Sorge, die mich bedrückt. Aber weiter, Robert. Wohin ging er dann? Er kann kaum noch Geld gehabt haben.«
    »Er brach nach Marienhafe auf, wo er von dem Häuptling Folcko die Waren aufkaufen wollte, die sie aus dem Überfall auf Johns Schiff erbeutet hatten.«
    »Verdammter Kerl«, grollte Marian.
    »Johns Handelsgehilfe Edward folgte ihm nach Bremen, wo er die Tuche losschlug. Da er aber raffgierig war, unterschlug er den Friesen einen Teil des Gewinns, was Folcko indes bemerkte. Es hat nach Edwards Aussagen einen mächtigen Streit gegeben, bei dem Arndt schließlich Hals über Kopf die Flucht ergriff. In Deventer übernahm ich wieder die Beobachtung. Arndt kurierte seine Wunden aus, verprasste sein Geld und vertrieb sich die Zeit mit einigen Hehlereien. Es brachte ihm nicht genug ein, und Anfang Oktober dann kaufte er dieses Ross und machte sich auf den Weg zurück nach Köln. Ich hielt einigen Abstand zu ihm, um nicht erkannt zu werden. Gut, den Rest kennt Ihr.«
    »Ein edles

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