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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gesicht.
    »Ich schenke Ihnen die gewünschten fünf Minuten, Walter.« Hedler nickte seinem Rivalen zu. Eigentlich – ganz objektiv betrachtet – fand man sich gegenseitig geradezu sympathisch. Auf den ersten Blick schon; so was gibt es. Aufgeklärte nennen das eine gleiche Wellenlänge. »Aber mehr nicht«, fügte Paul Hedler hinzu. »Ich habe Hunger.«
    »Mehr brauche ich auch nicht.«
    »Ich brauche gar keine Minute! Nichts!« rief Ingeborg. »Paul, schützen Sie mich vor diesem Chaoten …«
    »O Gott, das sagt ausgerechnet sie!« Walter ergriff wieder ihren Arm und zerrte sie zu einer der hohen Palmen. Diesmal schritt Hedler nicht ein, er drehte sich sogar um, um nicht zu stören. Ein Gentleman …
    »Was willst du?« fragte Ingeborg und entzog sich Walters Griff.
    »Ich? Du hast geschrieben.«
    »Das ist überholt.«
    »Durch Paul?«
    »Auch.«
    »Und wodurch noch?«
    »Durch dich. Als ich dich gestern mit deiner Familie kommen sah … Du lieber Himmel, habe ich gedacht, so was hast du mal geliebt! Dreckige Jeans, lange Haare, ausgelatschte Schluffen. Ein perfekter Vogelscheuchen-Stil.«
    Erst jetzt fiel Walter auf, daß Ingeborg einen hübschen, bunten Rock trug, eine saubere Bluse mit Spitzen am Kragen und lustige, geflochtene Sandaletten.
    »Was ist denn mit dir los?« stotterte er. »Wie siehst du denn aus?«
    »Man muß sich anpassen …«
    »Die Klamotten hattest du doch nicht in Bamberg.«
    »Nee. Die hab' ich mir gestern hier gekauft.«
    »Wovon denn? Hast du auf der Piazza Gitarre gespielt?«
    »Ich habe schließlich einen Vater!«
    »Der nimmt überhaupt noch Notiz von dir?«
    »Die fünf Minuten sind um!« sagte Ingeborg spitz. »Hau ab! Paul wartet mit einem Menü à la Bocuse …«
    »In Ordnung!« Walter machte zu Ingeborgs Verblüffung keinerlei Anstalten, das Gespräch hinauszuzögern. »Aber vergiß nicht: Fleisch schneidet man mit dem Messer, man beißt es nicht einfach vom Stück ab.«
    »Arschloch!«
    »Akzeptiert. Guten Appetit! – Ich liebe dich …«
    Er ließ sie stehen, ging an Hedler vorbei, tippte grüßend an die Stirn und schlenderte zum Strand zurück.
    Mit offenem Mund starrte Ingeborg ihm nach, zerwühlte mit beiden Händen ihre Haare und war völlig aus der Fassung geraten. Auch als Hedler zu ihr trat, reagierte sie nicht, sondern blickte immer noch Walter hinterher, bis er im Menschengewühl verschwunden war.
    »Was ist passiert?« fragte Hedler. »Hat er Sie sehr beleidigt?«
    »Ich weiß nicht. Er liebt mich …«
    »Das ist begreiflich.«
    »Für mich nicht! Wie er sich mir gegenüber benimmt …«
    »Und wie sind Sie ihm gegenüber?«
    »Das braucht er. Anders wäre er irritiert.«
    Was kann man darauf noch erwidern? Die Gedankengänge einer Frau und ihre Gefühlsskala verbergen Labyrinthe, die nie ein Mann durchschreiten wird. Er würde sich heillos verirren.
    »Essen wir nun miteinander?« fragte Hedler.
    »Nein, Paul. Bitte, verzeihen Sie …« Sie schüttelte den Kopf. »Er liebt mich …«
    »Nicht mal eine Curry-Wurst?«
    »Fangen Sie nicht an wie Walter!«
    Er liebt mich. Sie dachte es immer wieder. Und das sagt er in diesem Ton zum ersten Mal. O Himmel, ist das ein Gefühl!
    Und laut setzte sie hinzu: »Es hat sich viel geändert.«
    »In fünf Minuten?«
    »Das geht wie der Blitz! Sind Sie nun sehr böse, Paul?«
    »Ein wenig enttäuscht. Als ich den Zettel am Straßenrand fand, da dachte ich …«
    »Vergessen Sie den blöden Zettel.«
    »So schnell werden aus Neandertalern Supermänner?«
    »Das liegt in unserer Natur.«
    »Wankelmut – dein Name ist Weib!«
    »Auch von Schiller?«
    »Von mir aktuell abgewandelt.«
    »Sie sind wirklich unheimlich nett, Paul.« Ingeborg lächelte. Es sah irgendwie traurig aus, dieses Lächeln, weil ihre Mundwinkel dabei zuckten, als würde sie am liebsten in Tränen ausbrechen. »Wenn … wenn ich jetzt mit Ihnen essen gehe …«
    »Wunderbar!«
    »… dann erhoffen Sie sich bitte nicht mehr. Es wird nichts mit uns. Ich bleibe bei Walter.«
    »Das ist mir klar.«
    »Wieso ist Ihnen das klar?«
    »Ibo, ich habe ein voll intaktes Hirn im Kopf. Und deshalb bin ich der Ansicht, daß man den guten Walter einmal kräftig schmoren lassen sollte. Im eigenen Saft. Er ist zu sicher, daß Sie ihm gehören. Das sollte man mal ankratzen. Es könnte zu einem Heilungsprozeß führen.«
    »Walter ist Judo-Meister. Das nur nebenbei.«
    »Ich war Studentenmeister im Boxen. Mittelgewicht. Das wird lustig.«
    »Ob wir das können,

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