Mit Familienanschluß
kreisen begann.
»Was hast du am Auge?« fragte sie.
»'ne Schraube.«
»Was? Du hast 'ne Schraube am Auge?«
»Blödsinn! Mir ist eine draufgefallen beim Autoreparieren.«
»Und was hast du da gemacht?«
»Gekühlt, was sonst!«
»Und es ist nichts verletzt? Nicht die Linse, der Glaskörper, die Hornhaut, die vordere Augenkammer, die Zonulafaser …«
»Was ist denn mit dir los?« Walter unterbrach den angenehmen Reibetanz. »Was redest du da für Opern? Woher weißt du das denn alles?«
»Mein Vater ist schließlich Arzt.« Sie machte ein verbissenes Gesicht. »Wenn ich das Abitur gemacht hätte und in der verfaulenden Gesellschaft geblieben wäre, hätte ich Medizin studiert.«
»Du als Ärztin? O Gott, rettet die Medizin!«
»Blödmann!« Sie tanzten weiter und schoben sich mühsam über die Tanzfläche. Ingeborgs Hüften rotierten … Walter hatte das gern. Er bekam einen roten Kopf und drückte sie enger an sich.
»Laß das sein!« sagte er heiser.
»Was denn?«
»Stell dich nicht so doof! Ein Glück, daß wir nicht umfallen können …«
»Hast du immer noch die Absicht, Eva rumzukriegen?«
»Natürlich. Sie ist klasse.«
»Und warum sagst du dann, daß du mich liebst?«
»Das war ein Irrtum! Außerdem sollte Paul es hören.«
»Der war ja gar nicht dabei. Wir waren allein.«
»Vergiß es«, sagte Walter verbissen. »Kümmere dich lieber um die Liegesitze bei Paul.«
»Die hat er bei mir nicht runtergeklappt.«
»Logisch. Du bist ja 'ne gute Turnerin …«
Da trat sie ihn. Sie hob beim Tanzen nur kurz das Knie und stieß zu. Walter biß die Lippen zusammen und knirschte mit den Zähnen, aber er behielt Haltung und blieb aufrecht stehen. Er hätte auch gar nicht umfallen können bei dem Gedränge auf der Tanzfläche.
»Das … das zahle ich dir heim!« knirschte er. »Du verfluchtes Luder! Komm raus hier!«
»Wohin denn?«
»Vor die Tür. Oder soll ich dir hier eine donnern?«
»Das will ich sehen!« Sie hörte mit dem Hüftwackeln auf, ließ Walter stehen und drängte sich durch die anderen Tanzenden. Walter folgte ihr ziemlich steifbeinig, jeder Schritt brannte und stach. Sie verließen den Club durch einen Hinterausgang und landeten in einer engen Gasse, die direkt zum Meer hinunterführte.
Ingeborg blieb stehen und hielt Walter ihren Kopf hin. »Bitte, hau rein!«
»Hier ist es nicht einsam genug!« knurrte Walter. »Wenn, dann richtig …«
»Ich habe keine Angst!« sagte sie, nun doch unsicher. »Gar keine Angst …«
Er ergriff ihre Hand mit festem Druck und zog sie zum Meer hinunter. Ingeborg wehrte sich nicht, sie folgte ihm ohne Sträuben und dachte immer nur: Das kann er doch nicht tun! Das ist doch gar nicht seine Art, mich durchzuprügeln. Er schreit das wohl immer in der Wut, aber er würde nie die Hand gegen ein Mädchen erheben! Das weiß ich doch. Was will er denn nun von mir?
Die Frage beantwortete sich von selbst, als sie den Strand erreicht hatten und hinter dem verlassenen, um diese Zeit geschlossenen Kiosk standen. Weit und breit waren sie die einzigen Menschen am Strand. Um diese späte Stunde – es mochte nach Mitternacht sein – herrschte nur noch in den Bars Betrieb.
Ingeborg hielt den Atem an. Hier war es jetzt wirklich einsam. Hier sah und hörte sie niemand. Ein Stapel Badetücher, die dem Liegestuhlvermieter gehörten, lehnte an der Bretterwand.
Walter ließ Ingeborgs Hand los, holte zwei Tücher, breitete sie auf dem Boden aus und kam zurück.
»Jetzt kannst du was erleben, du Aas!« sagte er gepreßt.
»Bitte, schlag zu!«
Ganz nahe trat er an sie heran. »Zieh das Kleid aus.«
Sie starrte ihn aus plötzlich ganz weiten Augen an. »Du bist wohl bekloppt?« stammelte sie.
»Zieh es aus!« zischte er. »Oder ich reiß' dir den Fummel vom Leib!«
»Walter …«
»Halt den Mund!«
Später, viel später lagen sie nebeneinander auf den Badetüchern und blickten in den hellen Sternenhimmel. Sie lagen ganz nahe beieinander und waren glücklich, daß sie sich spürten.
»Du bist ein verrückter Hund«, sagte Ingeborg leise. »Total verrückt! Ich hab' doch ein Zimmer.«
»Wenn schon.« Er legte den Arm um ihre Schulter. »Der Weg dahin war mir viel zu weit …«
VIII
Die Wirkung von Rotwein auf die Darmtätigkeit ist eine völlig individuelle Angelegenheit.
Während die einen behaupten, Rotwein stopfe und sei für Leute mit Problemen in dieser Richtung mit Maßen zu genießen, gibt es eine Menge anderer, die darauf schwören, ein Gläschen
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