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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ewigkeit‹ – wo man das allerdings grandios fand und sich wünschte, es nachmachen zu können …
    Wolters holte tief Atem. Tierhaft war das, wie streunende Katzen, Karnickelliebe … Eva und Walter!
    Ihm wurde richtig übel. Er sah die Szene vor sich und spürte, wie ein Zittern durch seinen Körper rann.
    Im Haus tappten leise Schritte. Eine Tür quietschte und klappte dann zu. Im Badezimmer rauschte Wasser.
    Mit schweren Beinen kehrte Hermann Wolters zum Bett zurück, setzte sich auf die Kante und stierte ins Leere.
    Hinter ihm atmete Dorothea in seligem Schlaf. Ab und zu pfiff sie leise beim Atmen – das Geräusch war wie ein Messer, das Wolters' Nerven zerschnitt.
    Ruhe! wollte er schreien. Pfeif nicht beim Schlafen! Ich habe Eva verloren – an meinen eigenen Sohn … Und du liegst da und pfeifst! Hör auf damit! Alles in mir tut weh …
    Er legte sein Gesicht in beide Hände und wurde nach einigen Minuten ruhiger. Über sich selbst verwundert, stellte er fest, daß er sich jetzt zum ersten Mal selbst eingestanden hatte, was er in Eva Aurich sah. Er hatte es nie wahrhaben wollen. Heimliche Sehnsüchte vergräbt man ganz tief und labt sich an ihnen in stillen Stunden. Sie sind wie wertvolle Spielzeuge, die niemand berühren darf, die nur einem allein gehören, mit denen man hinter verschlossenen Türen spielt. Die Traumwelt der Männer, in der sie herumwandeln als die strahlenden Helden, unbesiegbar und immer siegreich bei den Frauen …
    Wehe, wehe, wehe, wenn man ihnen dieses heimliche Spielzeug nimmt. Wenn man einbricht in diesen harmlosen, aber leuchtenden Himmel.
    Wolters legte sich wieder ins Bett und betrachtete Dorothea. Sie war ihm immer treu geblieben, auch in Gedanken, darauf hätte er schwören können. Dabei war sie, das mußte er ihr zugestehen, eine Frau, die andere Männer interessierte, der man nachblickte, die sich modisch kleidete (soweit sein Studienratsgehalt das zuließ) und der man Komplimente machte. Und den Kollegenfrauen sprang der Neid förmlich aus den Augen, wenn Dorothea bei irgendwelchen Feierlichkeiten oder Einladungen erschien. Eine Frau aus Gold, das konnte man wohl sagen.
    Und doch, und doch …
    Eva und Walter … das ist unmöglich! Aber es gab keine andere Deutung für diese nächtliche Heimkehr. Es war ja alles ganz klar. Und ebenso klar schien es, daß es unmöglich war, fünf Wochen lang diesem Treiben zuzusehen und zu schweigen. Schon am zweiten Ferientag zerfledderten Moral und Anstand – wie würde dann die Familie erst nach fünf Wochen aussehen?
    Das war eine Aussicht, die Wolters zu energischer Gegenwehr aufrief.
    Aber wie?
    Sollte er Eva entlassen und nach Hause schicken?
    Schon der bloße Gedanke war schwer zu ertragen. Sollte man mit biblischer Strenge vor Eva hintreten und ausrufen: »Du liegst mit meinem Sohn nachts um drei unter Pinien – hebe dich hinweg! Hier ist die Fahrkarte zurück nach Bamberg!«
    War das eine Lösung?
    Man konnte natürlich auch Walter wegschicken – zu seinem Demonstrationsmädchen Ingeborg zurück. Aber nach den Ereignissen dieser Nacht würde Walter vermutlich nie mehr bereit sein, sich auf eine Matratze auf dem Boden zu legen und sich mit einer roten Fahne zuzudecken. Evas Welt war eine andere, eine kultiviertere, bürgerlichere, arbeitssamere – genau das, was Ingeborg ankotzte, wie sie sich ausgedrückt hatte. So betrachtet war Evas Einfluß auf Walter geradezu heilsam … Aber es war unmöglich, das Vorgefallene deswegen zu tolerieren.
    Hermann nagte an seiner Unterlippe. Seine Traumwelt war zerrissen worden, seine Traumfrau entführt und geschändet. Darüber muß ein Mann erst einmal hinwegkommen. Was wissen Frauen, wie Männer leiden können …
    Ich spreche morgen mit Walter, nahm Hermann Wolters sich vor. Ganz behutsam, so hintenherum, aber deutlich genug. Wir müssen einen Ausweg finden, sonst ist alles zum Teufel. Sonst haben wir hier fünf Wochen die Hölle. Hätte ich Walter doch mit seiner Ingeborg nach Ibiza fahren lassen! Wie unkompliziert wäre alles geworden … Dorothea, Manfred, Gabi – und ich und Eva …
    Die Gedanken der Männer, vor allem in einem reiferen Alter, sind manchmal von kaum noch zu begreifender Einfältigkeit!
    Irgendwann schlief Hermann Wolters ein und wurde vom Schrillen des Weckers aufgescheucht. Sieben Uhr. Wie gemartert setzte er sich hoch, strich sich durch das zerwühlte Haar, spürte noch immer den üblen Druck im Magen und zuckte zusammen, als Dorothea neben ihm sagte:
    »Das ist

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