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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus dem Wagen und sah erlöst, daß Dorothea und Manfred schon von dem hupenden Trümmerhaufen wegliefen. Hinter ihm bremste Walter mit seinem Citroën, daß die Bremsen kreischten, und sprang aus dem Auto.
    »Die Zündung aus!« brüllte er. »Willst du mit der Karre in die Luft fliegen?«
    Er lief zu dem Wagen, drehte den Zündschlüssel herum, und nun schwieg auch die Hupe. Hermann Wolters saß drei Meter neben seinem Auto an der Böschung und stierte entgeistert auf den Haufen verbogenen Blechs.
    »Die Bremsen …«, stotterte er. »Walter, die Bremsen haben einfach versagt …«
    »Bei diesem Alter hält kein Auto mehr ein Fading aus.«
    »Was hält es nicht aus?«
    »Bei andauerndem Bremsen lassen die Bremsen nach.«
    »Das ist bekannt.«
    »Natürlich.«
    »Und warum hat mir das Meister Müller nicht gesagt? Dem werde ich was erzählen!« Hermann Wolters kam wieder zu Kräften, der erste Schock war vorbei. »Dieser Müller!« brüllte er. »Läßt mich mit einem Fading losfahren! Der bezahlt mir das Auto! Wozu habe ich eine Werkstatt, die mir den Wagen urlaubsfertig durchsieht – und dann passiert so etwas! Erst klappert alles, dann versagen die Bremsen! Und ich muß mich von diesem Müller auch noch verhöhnen lassen!«
    Es half kein Fluchen mehr. Walter begutachtete den Wagen, der sich mit der Schnauze halb in die Böschung gebohrt hatte, und sagte kalt: »Totalschaden. Den kannst du wegwerfen.«
    »Ich denke nicht daran!« schrie Wolters. »Er hat noch seinen Wert!«
    »Schrottwert! Der Motor ist hin, das Getriebe auch, der Rahmen verbogen, die Achse … Du wirst noch was zuzahlen müssen, daß sie die Karre überhaupt abschleppen.«
    Genauso war es auch. Man alarmierte eine Werkstatt in Diano Marina, die einen Fachmann schickte. Er trug einen weißen Overall mit einer bekannten Automarke auf der Brust, betrachtete sich die Trümmer, ohne etwas zu berühren, um sich nicht zu beschmutzen, und sagte dann weise: »Signore, ganz schlimm. Alles kaputt. Nix Reparatur. Wegwerfen …«
    »Schrottwert«, sagte Wolters mühsam.
    »Nix Schrott! Haben kaputte Autos ganze Haufen. Was tun mit kaputte Auto? Zu alt …«
    »Sie sind alle gleich, diese Mafiosi von den Autowerkstätten«, sagte Wolters böse. »Erst für teures Geld alles mögliche an Ersatzteilen hineinstecken, dann bei Bruch nichts zahlen. Was nun?«
    Das war eine berechtigte Frage. Die Familie trat am Abend auf der Terrasse zusammen und beriet. Es gab zwei Möglichkeiten:
    Erstens – von Onkel Theos Geld kaufte man sich sofort einen Gebrauchtwagen.
    Hermann Wolters verwarf diesen Vorschlag. Als Deutscher, der nicht italienisch spricht, von einem Italiener in Italien einen gebrauchten Wagen zu kaufen, das war wie ein russisches Roulett: Entweder man überlebte – oder man landete in einem Krankenhausbett, günstigstenfalls.
    Also die zweite Möglichkeit: Paps, Mami und Manfred fahren mit dem Zug nach Hause. Walter und Gabi kommen mit dem Citroën nach und transportieren das Familiengepäck. Deshalb kann auf dem Rücksitz auch keiner mehr mitgenommen werden, höchstens Eva. »Weil sie schlank genug ist«, argumentierte Walter, »um zwischen den Koffern zu sitzen.«
    Diese Möglichkeit wurde nur teilweise gebilligt. Gabi und Walter im Citroën mit Gepäck – ja. Der Rest der Familie aber mit dem Zug.
    »Eva soll bei mir bleiben!« rief Manni, der nun nicht mehr bestechlich war, auch nicht mehr mit hundert Mark.
    Walter kniff die Lippen zusammen. Ein Nachkömmling ist eine Strafe der Familie. Eine letzte große Möglichkeit fiel damit flach:
    Walter hatte mit der Idee gespielt, auf der Rückfahrt eine Panne zu inszenieren und irgendwo zu übernachten, natürlich nur, wenn Eva mit in seinem Wagen fuhr. Das weitere würden Wein und Gesang tun … Immerhin war Ingeborg außer Sichtweite.
    Überhaupt, Ingeborg. Sie war schon seit einer Woche wieder in Deutschland. Nicht, weil es Krach gegeben, sondern weil ihr Vater geschrieben hatte, Mutti wäre krank geworden – eine Herzgeschichte, und es wäre für Mutti sicherlich eine Freude, wenn sie, Ingeborg, nach Hause käme.
    »Du fährst natürlich nicht«, hatte Walter gesagt.
    »Wie kommst du denn darauf?« hatte Ingeborg gerufen.
    »In einer Woche läuft doch die große Demo gegen die neue Autobahnstrecke. Du bist als Kampfspitze fest eingeplant.«
    »Und du?«
    »Ich gehöre zum ideologischen Stab.«
    »Das heißt, du bist hinten und machst große Haufen, während wir vorne die Jacke vollkriegen.«
    »Jemand

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