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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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muß doch die geistige Leitung haben! Das war immer so: Es gab den Taktiker, und es gab die Kämpfer. Ohne Generalstab keine Schlacht. Frag doch meinen Vater, das Geschichts-Genie.«
    »Dann will ich dir mal was sagen, mein Schatz!« Ingeborg hatte sich vorgebeugt und Walter einen Kuß gegeben. »Ich gehöre ab sofort zur Marketenderei und spiele bei dir die Mutter Courage. Ich beliefere dich mit Liebe, damit du taktisch gut denken kannst. Und morgen fahre ich zu Mutti und versöhne mich mit den Alten. Wenn du nach Bamberg zurückkommst, bin ich auch wieder da. Und dann fahren wir zusammen zu meinen Eltern.«
    »Wozu?«
    »Damit mein Vater dir dein bißchen Hirn herausnehmen kann.«
    »Ach du, meine Mutter wollte dich auch noch sprechen.«
    »Das hat sie bereits getan.«
    »Lieber Himmel, wann denn?«
    »Eines Morgens vor vier Tagen, als ich aus deinem Zimmer kam. Sie wartete unten auf der Terrasse auf mich. Es war eine warme Nacht, wir haben bis um sechs Uhr in der Früh gequatscht.«
    »Davon weiß ich ja gar nichts«, stotterte Walter. »Meine Mutter hat mir kein Wort erzählt …«
    »Das war so ausgemacht. Wir verstehen uns fabelhaft. Und nun bist du dran bei meinen Eltern … Mein Gott, was kannst du dämlich aussehen …«
    Dann war Ibo abgereist, und Walter wußte nicht recht, ob er aufatmen oder trauern sollte. Um seine Mutter schlich er tagelang herum, aber Dorothea sagte nichts. Walter fand das niederträchtig, wie eine Verschwörung gegen ihn, und verdoppelte seine Anstrengungen bei Eva, um zu demonstrieren, daß ihn Ingeborgs Abreise in keiner Weise belastete oder betrübte.
    Am letzten Ferientag erschien – nach fünf Wochen zum erstenmal – Ermano Zaparelli, der Immobilienmakler und Vermieter. Er kam in Begleitung eines ehemaligen Boxers, um die Schlüssel abzuholen und das Ferienhaus zu inspizieren, ob es auch so zurückgegeben wurde, wie die Wolters' es übernommen hatten. Durch Erfahrungen mit etlichen Vormietern gewarnt, hatte Zaparelli bereits 100.000 Lire mitgebracht, um sie als Entschädigung anzubieten, falls Hermann Wolters sich durch den grimmig dreinblickenden Boxer nicht einschüchtern ließ und wegen der Schafe und Ziegen, der Wasserleitung und des verwilderten Gartens mit der Polizei drohen sollte.
    Zu Zaparellis sprachloser Verblüffung geschah nichts dergleichen. Im Gegenteil: Der Garten war gesäubert und gepflegt, die Schafe und Ziegen zeigten sich in bester Verfassung, das Haus blitzte vor Sauberkeit; alles strahlte eine preußische Ordnung aus, obwohl Bamberg ja zu Bayern gehörte. Die Familie schien rundum zufrieden und erholt zu sein, was Zaparelli als ein Wunder betrachtete, das es wert war, nach Rom gemeldet zu werden.
    Die Deutschen! Diese standfesten Erben der Germanen! Ein Italiener hätte beim Anblick von Zaparelli sofort zum Messer gegriffen, aber Hermann Wolters drückte ihm die Hand und bedankte sich sogar für den wunderbaren Urlaub.
    Die 100.000 Lire blieben in Zaparellis Tasche. Die Fremden sind selbst schuld, wenn sie beschissen werden, ihre Duldungskraft ist sensationell.
    Immerhin erbot sich Zaparelli – zur Beruhigung seines eigenen Gewissens – die Familie mit seinem Wagen kostenlos zur Bahn nach Ventimiglia zu bringen, was Wolters in seiner urdeutschen Naivität ungeheuer großherzig nannte und Zaparelli abermals die Hand schüttelte.
    Man darf es wirklich laut sagen: Der Abschied vom Ferienhaus fiel der Familie Wolters schwer. Es war ihnen in diesen fünf Wochen ans Herz gewachsen – der Weingarten, die Terrasse mit dem phantastischen Weitblick über Stadt, Strand und Meer, die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, die drei krähenden Hähne morgens um sechs, die sechs Schafe und vier Ziegen, die nur nachts sprudelnde Wasserleitung und der Waschbottich in der Waschküche, in dem Dorothea viermal Wäsche gekocht hatte.
    Manfred heulte laut, umarmte die Schafe und Ziegen, und auch Hermann Wolters war es blümerant zumute; ein Kloß steckte in seinem Hals, als er Zaparelli sagte:
    »Im nächsten Jahr kommen wir wieder. Wir alle. Bestimmt! Reservieren Sie uns dieses Paradies schon jetzt – vom 19 . Juli bis 24. August.«
    Zaparelli verstand die Welt nicht mehr, aber er versprach alles und wurde wieder einmal in seiner Ansicht bestätigt, daß die Nordländer alle einen Stich haben.
    Mit gesenkten Köpfen fuhr man ab. Keiner blickte zurück, um den Abschiedsschmerz nicht noch zu vergrößern. Nur einmal zuckten die Köpfe wie auf ein Kommando hoch, als man nämlich

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