Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Sprechzimmer für mich finden, oder? Aber als alle Patienten und Mitarbeiter untergebracht waren, blieb praktisch nur dieser Raum übrig. Ich wollte ihn in mehrere kleine Zimmer unterteilen lassen, aber das gestattete man mir nicht. Mit der Begründung, irgendein berühmter Mann habe es entworfen und es sei so hübsch.« Mit unverhohlenem Abscheu blickte Boysenberry sich um. »Grinning Gibbon hieß er, oder so ähnlich.«
Fen setzte sich auf den Puff und bot Boysenberry eine Zigarette an.
»Danke«, nahm dieser an. »Nun, vielleicht möchten Sie mir jetzt verraten, was Sie hergeführt hat?«
»Ich habe Sie angerufen«, sagte Fen. »Gestern Abend.«
»Ah ja, natürlich. Ich hatte es mir aufgeschrieben.« Halbherzig durchwühlte Boysenberry die Unterlagen auf seinem Schreibtisch, jedoch offenbar ohne zu finden, wonach er suchte. »Vielleicht wären Sie so gut zu wiederholen …«
»Ich bin hergekommen«, erklärte Fen, »um einige Informationen über Elphinstone zu erhalten.«
Boysenberrys Gehabe veränderte sich schlagartig. Er wurde kühl. »Es ist ganz unmöglich«, sagte er eisig, »vertrauliche Fakten dieser Art an unautorisierte Personen weiterzugeben. Mr. … äh …«
»Fen.«
»Mr. Fen. Wenn ich recht verstehe, sind Sie Reporter?«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Fen. »Ich bin in Oxford Professor für Englische Sprache und Literatur.«
Und als Boysenberry diese Nachricht aufnahm, durchlief sein Verhalten nochmals eine schnelle, beachtliche Wandlung. Er fuchtelte aufgeregt herum und riss seinen Mund auf, was anscheinend den Eindruck größter Herzlichkeit vermitteln sollte. »Ach du liebe Güte«, rief er. »Wie außerordentlich dumm von mir … Professor Fen. Natürlich . Es ist mir wirklich eine Ehre … Was müssen Sie bloß von mir denken, frage ich mich jetzt.« Und er kicherte idiotisch.
Die Beweggründe, die diesem plötzlichen Gesinnungswandel zugrunde lagen, waren Fen keineswegs klar. »Allzu verständlich«, murmelte er unzusammenhängend. »Wirklich, allzu verständlich.«
»Und es macht unsere Begegnung umso schöner«, sagte Boysenberry, »dass wir uns bis Weihnachten vielleicht ein kleines bisschen näher kommen.«
Fen, der diese Möglichkeit gerade als wenig wünschenswert abtun wollte, hielt sich im Interesse seines Anliegens zurück und machte stattdessen nur: »Ah.«
»Ich vermute, dass Sie nicht ganz verstehen, was ich meine.« Boysenberry, bemüht und wild entschlossen, strahlte weiterhin gute Laune aus. »Aber es ist Ihnen doch klar, dass der Oxforder Lehrstuhl für abnorme Psychologie in Kürze neu besetzt werden soll?« Da ihm nichts in der Art klar war, machte Fen wieder: »Ah.« »Nun«, fuhr Boysenberry bescheiden fort, »ich bewerbe mich für den Job – für die Position, meine ich natürlich.«
»Dann muss ich Ihnen wohl viel Glück wünschen«, antwortete Fen mit so viel Herzlickeit, wie er aufbringen konnte.
»Ah, aber es handelt sich doch hier nicht um eine reine Glückssache, oder?« Mittlerweile hatte Boysenberrys unbeirrbare Freundlichkeit entschieden etwas Makabres bekommen. »Wissen Sie, ein gutes Wort, eingelegt zur rechten Zeit, kann eine Menge bewirken.« Und mit dieser Anspielung wurde sein Bemühen, seinen Pfeil dezent abzuschießen, zu viel für ihn. Aus reiner Nervosität schlug seine Stimme in eine Art Kreischen um.
»Oh, ich verstehe«, sagte Fen, der endlich begriffen hatte. »Jedoch glaube ich kaum, dass meine Empfehlung …«
Mit lobenswerter Anstrengung wurde Boysenberry wieder Herr seiner Sinne. »Sie unterschätzen sich, Professor Fen«, sagte er; und als Fen, dem diese Anschuldigung vollkommen neu war, vage abwinkte, wiederholte Boysenberry beharrlich: »Aber doch, das tun Sie. Sie dürfen natürlich nicht denken, dass ich in eigener Sache die Werbetrommel rühren will. Oh nein, ich doch nicht. Aber ich dachte mir, wenn Sie zufällig einem der Mitglieder der Auswahlkommission über den Weg laufen, und sei es bei einem gesellschaftlichen Ereignis, dann könnten Sie doch nebenbei erwähnen, dass ich zumindest – haha! – vorzeigbar bin …« Er brach den Satz in der Mitte ab, rückte seinen Kneifer zurecht und strich sich das Haar in dem Anliegen zurück, seinen Vorschlag glaubwürdig wirken zu lassen.
Ein besseres Sesam-öffne-dich zu den Einzelheiten von Elphinstones Krankheit hätte es nicht geben können, und Fen ergriff die Chance mit einzigartiger Skrupellosigkeit. »Ich bin mit allen Mitgliedern der Auswahlkommission auf das Engste
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