Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
befreundet«, sagte er, »und alles in allem sind sie offen für Vorschläge. Ich denke, dass ich eventuell etwas für Sie tun könnte. Wissen Sie, derlei Entscheidungen werden doch meistens hinter den Kulissen getroffen.« Während er diese unerträgliche Verleumdung aussprach, blinzelte Fen verschmitzt mit einem Auge.
Entzückt blinzelte Dr. Boysenberry zurück. »Ich stehe zutiefst in Ihrer Schuld«, sagte er. »Zutiefst. Und nun …«
»Und nun zu Elphinstone.«
»Ja, ja, natürlich. Elphinstone.« In dem Bemühen, hilfreich zu sein, sprang Boysenberry aufgeregt von seinem Stuhl auf und setzte sich dann wieder. »Solange ich Sie für einen Reporter hielt … Damit will ich sagen, in Ihrem Fall …« Er nahm ein Blatt Papier in die Hand und starrte einen Moment lang abwesend darauf. »Elphinstone, ja. Selbstverständlich wird es mir eine Freude sein, Sie mit allen Informationen zu versorgen, die Sie benötigen. Eine große Freude … Und ich erinnere mich, dass Sie sich in verschiedene Fälle mit kriminellem Hintergrund eingeschaltet haben. Im Hinblick auf diese schreckliche Sache von gestern Abend bedeutet das vielleicht …«
»Ja«, sagte Fen. »Das ist es, was mich interessiert. Wie Ihnen vermutlich bekannt sein wird, ist die Polizei zu dem Standpunkt gelangt, dass Elphinstone die Morde begangen hat.«
»Das habe ich gehört.« Bei dieser Erinnerung verflog Boysenberrys Hochstimmung ziemlich abrupt. »Und zweifellos«, fügte er düster hinzu, »wird man mich dafür verantwortlich machen, insofern, als dass er von hier entkommen ist.«
»Wenn es Ihnen ein Trost ist«, entgegnete Fen, »ich persönlich glaube nicht, dass er der Täter ist. Deshalb bin ich hier. Und ich nehme an, dass Ihnen geholfen wäre, wenn man seine Unschuld beweisen könnte.«
»Das wäre es in der Tat«, sagte Boysenberry beflissen. »Ich werde nicht versuchen, vor Ihnen zu verheimlichen, dass, falls bewiesen wird, dass Elphinstone tatsächlich der Täter ist, die Konsequenzen für mich recht … äh … unangenehm wären. Böse Zungen werden behaupten, ich hätte ihn nicht angemessen unter Verschluss gehalten. Glauben Sie denn« – er warf Fen einen ängstlichen Blick zu – »dass solch ein … nennen wir es Unglück … dass solch ein Unglück meine Chancen, als Professor nach Oxford berufen zu werden, mindern könnte?«
»Das könnte es, so leid es mir tut.«
»Oh je«, sagte Boysenberry in nackter Verzweiflung. »Oh je … Nun, wir können nur hoffen, dass die Fakten anders liegen, als es im Moment den Anschein hat.«
»Und eventuell liegt es im Bereich des Machbaren, genau das zu beweisen.« Fen wurde der umständlichen Einleitungen müde und kam brüsk auf den Punkt. »Würden Sie sagen, nach allem, was Sie über ihn wissen, dass Elphinstone in der Lage wäre, einen Mord zu begehen?«
Boysenberry wand sich unbehaglich hin und her. »Das Problem ist«, sagte er, »dass ich aus direkter Beobachtung recht wenig von ihm weiß. Er hatte sich vor seinem Ausbruch nicht viel länger als eine Woche als Patient hier aufgehalten. Und in jedem Fall war es ein großer Fehler gewesen, ihn überhaupt herzuschicken.«
»Ein Fehler?«
»Ein Verwaltungsfehler, wie ich vermute. Diese Anstalt wurde nicht für so komplizierte Fälle wie diesen ins Leben gerufen, sondern für leichte und vorübergehende Fälle von Geistesverwirrung, und für Patienten, die sich schnell erholen und längst auf dem Wege der Besserung sind. Eigentlich hätte Elphinstone nach Climball oder Ferris Haugh gebracht werden müssen. Aber irgendjemandem ist ein Schnitzer unterlaufen, wie Browning es in der Ballade von der leichten Kavalleriebrigade so schön ausgedrückt hat, und er ist hier gelandet. Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist, aber die staatliche Bürokratie ist eine Organisation, die ihre Fehler so gründlich und unwiderruflich macht, dass sie nur in einer ebenso intensiven wie aufwendigen Prozedur wieder rückgängig gemacht werden können … Ich hatte natürlich in dem Moment, als Elphinstone und seine Krankenakte hier eintrafen, bemerkt, dass er fehlgeleitet worden war. Aber konnte ich unverzügliche Maßnahmen ergreifen, um diese Situation zu bereinigen? Konnte ich nicht – es sei denn, Sie nennen das Ausfüllen von Formularen ›Maßnahmen‹. Und in der Folge entkam er, da wir nicht über die geeigneten Mittel verfügten, ihn davon abzuhalten.«
»Äußerst unglücklich«, pflichtete Fen bei. »Und in diesem Fall kann ich auch
Weitere Kostenlose Bücher