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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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irritiert Frau Sandners Stimme. Pech gehabt. Ich drücke die Klinke hinunter und trete ein:
    »Guten Abend«, wünsche ich fröhlich, und sie sieht mir fassungslos entgegen.
    »Sie?«
    »Ja, ich«, gebe ich zurück und gehe entschlossen auf die mir gegenüberliegende, geschlossene Tür zu. »Darf ich?« Frau Sandner greift hektisch nach dem Telefon.
    »Moment, ich kündige Sie wohl besser an«, meint sie und drückt eine Taste. »Herr Huber, äh, Frau Sonntag steht hier vor mir … Hmm … Das weiß ich auch nicht … das dachte ich auch …« Ungeduldig stehe ich da und tippe rhythmisch mit der Fußsohle auf den Boden. Na, was ist denn nun? Würde mich ja sehr interessieren, was die beiden gedacht haben. »Soll ich sie reinschicken? Ja, gut.« Sie legt den Hörer auf und macht eine einladende Handbewegung. »Herr Huber erwartet Sie.«
    »Danke.«
    »Möchten Sie vielleicht … ein Glas Wasser oder so?«, erkundigt sie sich, und ich sehe mich, die Türklinke schon in der Hand, überrascht zu ihr um.
    »Ja gerne, danke«, antworte ich. Ein solches Angebot bekommt man schließlich nicht alle Tage von der Schreckschraube.
    »Kommt sofort.« Verwundert trete ich in das Büro, wo Herr Huber sich gerade aus seinem Sessel erhebt und mir entgegentritt.
    »Frau Sonntag, was für eine Überraschung«, meint er und gibt mir die Hand. »Wie geht es Ihnen?«
    »Bestens, wirklich, vielen Dank«, gebe ich zurück und setze mein strahlendstes Lächeln auf.
    »Setzen Sie sich doch.« Er deutet auf den Lederstuhl vor seinem Schreibtisch, auf dessen Sitzfläche sich heute Morgen noch meine Unterschenkel befanden. Unter normalen Umständen würde mir diese Erinnerung wohl die Schamesröte ins Gesicht treiben, aber diese kleinen Glückskapseln tun wahrhaftig ihre Wirkung. Ganz locker und selbstbewusst lasse ich mich auf den Sessel fallen.
    »Vielen Dank!« Mein Chef setzt sich mir gegenüber hin und sieht mir ernst in die Augen.
    »Frau Sonntag, was machen Sie hier?«, erkundigt er sich.
    »Ich bin hier, um Ihnen meinen, nun ja, Auftritt von heute Morgen zu erklären«, beginne ich eifrig, doch er winkt ab.
    »Nicht nötig, wirklich.«
    »Doch, Sie verstehen nicht …«
    »Sehen Sie, es tut mir sehr Leid für Sie, dass Sie derzeit private Probleme haben, ich hätte Sie sicher nicht so angegangen, wenn ich davon gewusst hätte.« Jetzt ist es an mir abzuwinken.
    »Nicht doch, es ist …« Aber er lässt mich nicht zu Wort kommen.
    »Ich habe Sie für eine sehr starke Persönlichkeit gehalten, von Anfang an. Ungewöhnlich für eine Frau«, setzt er hinzu, und ich kneife ungläubig die Augen zusammen. Habe ich das eben richtig verstanden? »Deshalb habe ich Sie auch als Erste zur Managerin befördert, noch vor Ihrem Kollegen Herrn Walsenfels, der, das können Sie mir glauben, alles andere als glücklich mit meiner Entscheidung war. Aber ich fand, dass Ihr Einsatz und Ihre Qualifikation außergewöhnlich waren. Für eine Frau.« Da, er hat es schon wieder gesagt. Ich schnappe nach Luft und frage mich, wie empört ich wohl über diese Ansprache wäre, wenn ich sie nicht im Beruhigungsmittelrausch anhören müsste. »Ich mache Ihnen ja keinen Vorwurf«, fährt mein Chef fort und verschränkt die Hände vor sich auf der Schreibtischplatte, »es ist allein meine Verantwortung, Sie überschätzt zu haben.«
    »Aber …«
    »Es ist ganz normal, dass die Trennung von Ihrem Freund Sie mitnimmt.« Wenn ich diesen Benjamin in die Finger bekomme, dann drehe ich ihm mit meinen bloßen Händen den Hals um. Dieses Plappermaul! »Wissen Sie, meine Frau hat mich ebenfalls verlassen. Sie ist vor einem Jahr ausgezogen«, erzählt Huber, und ich lege bedauernd den Kopf auf die Seite. »Wissen Sie, was ich an jenem Morgen getan habe, als sie plötzlich mit gepackten Koffern vor mir stand und das Ende unserer Ehe verkündete?«
    »Nein, was?«, frage ich atemlos, und er beugt sich weiter zu mir herüber.
    »Ich bin ins Büro gefahren und habe meinen Job gemacht. So wie jeden anderen Tag auch«, sagt er in so scharfem Tonfall, dass ich erschrocken zurückzucke. »Dies ist nun mal ein Job, der hundertprozentigen Einsatz von Ihnen fordert. Das Privatleben muss hinten anstehen«, fährt Herr Huber fort. Dieser Mistkerl, er hat mich reingelegt. »Es geht ums Geschäft, da haben Emotionen einfach keinen Platz, verstehen Sie? Oder haben Sie schon einmal einen Ihrer männlichen Kollegen an seinem Arbeitsplatz in sein Taschentuch heulen sehen?«
    »Nun, nein, aber

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