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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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aber!«
    Ich suche die Turnschuhe, finde sie vor der Haustür, gepanzert mit einer zentimeterdicken Lehmschicht.
    »Das habe ich doch glatt vergessen. Wollte sie gestern noch saubermachen. Die hatte ich an, als wir am Trosselbach den Stausee gebaut haben. Was mache ich denn jetzt bloß?«
    »Barfuß turnen!«
    Sascha malt mit dem Messer Girlanden auf die Butter.
    »Iß endlich!«
    »Hab' keinen Hunger.«
    »Iß, oder es gibt am Nachmittag Hausarrest!« (Alberne Drohung, wird ja doch nicht in die Tat umgesetzt.)
    Sascha angelt sich eine Toastscheibe, bohrt ein Loch in die Mitte, steckt den Finger durch, läßt sie rotieren, beißt schließlich hinein.
    Es ist 7.10 Uhr, um Viertel fährt der Schulbus.
    Die Knaben angeln sich ihre Ranzen, poltern die Treppe hinunter. Die vergessenen Pausenbrote werfe ich aus dem Fenster hinterher.
    Die Zwillinge brüllen immer noch, das Wasser, in dem die Fläschchen zum Warmwerden stehen, kocht Blasen. Verflixt, man sollte sechs Hände haben! Die Schreihälse bekommen ihr Frühstück und ich endlich eine Tasse Kaffee.
    Rolf erscheint im Bademantel, in einer Hand die Zeitung, in der anderen eine brennende Zigarette. Kann man ihm die Qualmerei auf nüchternen Magen nie abgewöhnen?
    Jetzt schnell ins Bad. Dusche andrehen, es röhrt und zischt, dann tropft es schwärzlich. Ach so, muß man ja erst ablaufen lassen. Dauert zu lange, also Katzenwäsche. Anschließend zu den Zwillingen, die in harmonischem Einklang die geleerten Flaschen gegen die Gitter hauen. Waschen, trockenlegen, zurück in die Bettchen. Gebrüll! Sie kriegen ihre Teddybären und die Klappern, beruhigen sich, spielen.
    Acht Uhr. Endlich Frühstück. Rolf ist schon fertig und liest Zeitung. »In Italien streikt das Hotelpersonal, die Gäste müssen sich die Betten selber machen.«
    »Na und? Muß ich ja auch.« Der Kaffee ist lauwarm, der Toast inzwischen zäh.
    Unten klappt die Haustür. Wenzel-Berta kommt, sie hat Schlüssel. »Guten Morgen! Is ja man wieder ein wunderschönes Wetter, und hier habe ich Karotten mitgebracht. Eugen hat sie gestern alle rausgemacht, aber es sind ja so viele.« Wenzel-Berta kommt selten ohne ein paar Produkte aus ihrem Garten. Vielleicht meint sie, daß man kinderreiche Familien unterstützen muß, am besten mit Naturalien.
    »Haben Sie noch 'n Täßchen übrig?«
    »Sicher, aber der ist fast kalt.«
    »Macht nichts, heiß is ja ungesund.«
    Fast jeden Morgen wiederholt sich dasselbe Ritual. Wenzel-Berta schenkt sich eine Tasse Kaffee ein, und während sie ihn trinkt, erzählt sie die Neuigkeiten, die sich während der letzten 24 Stunden ereignet haben.
    Rolf türmt, und ich höre mir geduldig an, daß die Jüngste vom Schrezenmeier jetzt auch Mumps hat und daß in der Nacht der Tierarzt zum Hagner-Bauern kommen mußte, weil die Kuh nicht kalben konnte. »Und was der Kleinschmitt is, der is vielleicht wütend. Da ha'm doch die Bengels den Bach oben gestaut, und nu is dem seine Wiese überschwemmt. Jetzt will er wissen, wer das war.« (Hoffentlich kriegt er es nicht heraus.)
    Stefanie kommt. Den Pullover hat sie verkehrt herum angezogen, ein Strumpf fehlt, und gekämmt ist sie auch nicht. Ich bringe sie zurück, komplettiere die Garderobe, setze sie an den Frühstückstisch. Der Tee ist eiskalt, und außerdem »ich will lieber Milch!«
    Wenzel-Berta wärmt Milch. »Mit Zucker!« Wenzel-Berta holt die Zuckerdose. »Haben wir noch Zwieback?« Wenzel-Berta holt den Zwieback. Steffi ist endlich zufrieden.
    Neun Uhr. Rolf erscheint, sucht Autoschlüssel und Sonnenbrille. Ich finde beides im Bad.
    »Kommst du zum Essen nach Hause?«
    »Nein, ich bin in Stuttgart.«
    Auch gut, dann kochen wir heute auf Sparflamme. Karotten sind ja sehr gesund.
    »Weißt du, wo der Stadtplan von Stuttgart ist?«
    Weiß ich nicht, aber ich suche ihn. Nach fünf Minuten habe ich ihn auf dem Schuhregal gefunden.
    »Vielen Dank, wenn ich dich nicht hätte …« Haha! Abschiedsküßchen, weg ist er.
    Halb zehn. Wenzel-Berta hängt Wäsche auf, ich hole die Zwillinge, albere ein bißchen mit ihnen herum und setze sie in ihren Käfig. Protestgeheul, ich soll dableiben. Geht nicht, muß Betten machen. Stefanie verschwindet um die Hausecke, das volle Milchglas steht auf dem Tisch.
    Es klingelt. Ich melde mich an der Sprechanlage.
    »Ich hend Poscht für Sie.«
    Nanu, so früh heute? Ach so, ist ja Mittwoch, die Kneipe hat Ruhetag.
    »Dann werfen Sie's doch in den Kasten.«
    »Ha, Sie müsset schon selber kommen!«
    Treppe

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