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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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fest, daß ich keinen zweiten Winter in diesem Haus verbringen würde, am besten erst gar nicht einen zweiten Sommer. Ich hatte noch vom letzten genug! Trotzdem sehnte ich mich manchmal nach unserem Treibhaus zurück, das jetzt trotz voll aufgedrehter Heizkörper bestenfalls 16 Grad Innentemperatur aufwies und nur an Tagen mit Sonneneinstrahlung ohne winterfeste Kleidung zu bewohnen war. Manchmal genügte es sogar, wenn wir nur einen Pullover trugen, meistens brauchten wir aber zusätzlich noch eine Jacke.
    Ich hatte mich bei der ersten Besichtigung des Hauses schon über den riesigen Öltank gewundert, der einen ganzen Keller ausfüllte und 10.000 Liter faßte. Aber da in diesem Haus alles sehr groß bemessen war, mußte es der Tank zwangsläufig auch sein. Wir ließen bei unserem Einzug 3ooo Liter Öl anfahren und hatten bis Mitte Oktober so gut wie nichts verbraucht. Dann drehten wir die Heizungen an, und nach drei Wochen zeigte der Ölstandmesser ein Absinken des Heizöls von ungefähr zweihundert Litern an; in den beiden darauffolgenden Wochen verbrauchten wir nur hundert Liter, und in der fünften Woche war der Ofen aus! Die rote Lampe signalisierte Brennerstörung, also wurde ein Heizungsmonteur alarmiert. Der kam, von der frierenden Familie herzlich begrüßt, sogar am Samstagvormittag und diagnostizierte Ölmangel.
    »Aber es ist doch noch genügend im Tank«, protestierte ich.
    Der Fachmann begehrte einen Zollstock, schob ihn in die Tanköffnung, zog ihn wieder heraus und hielt ihn mir vor die Nase.
    »Sehen Sie selbst, das sind knapp vier Zentimeter, also ungefähr 3oo Liter, und die werden nicht mehr angesaugt.«
    »Aber der Ölstandmesser…«
    »Der taugt nichts, kaufen Sie lieber einen vernünftigen!«
    Mit diesen Worten wischte sich der Herr Monteur die Hände ab, packte seine Tasche zusammen, schrieb eine Rechnung über ›Kontrolle des Brenners‹ nebst Arbeitszeit und Kilometergeld aus und verschwand.
    Rolf rief den Heizöllieferanten in Aufeld an. Der war über das Wochenende verreist. Rolf telefonierte in die Stadt, dort gab es zwei. Beim ersten meldete sich niemand, der zweite erklärte, er könne erst am Montag kommen. Rolf holte sich das Branchen-Telefonbuch und versuchte es in Heilbronn. Der dritte, den er erreichte, und den er unter Zusicherung ewiger Dankbarkeit, ständiger Kundentreue und künftiger Einbeziehung in das Nachtgebet zum sofortigen Kommen bewegen wollte, sagte zu und erschien tatsächlich am Sonntagmorgen. Wir waren inzwischen halb erfroren und vor dem Ableben nur durch Wenzel-Berta bewahrt worden. Sie war mit zwei altersschwachen Heizöfen angerückt, die wir stundenweise in den Zimmern verteilten. Die nächste Stromrechnung war dann auch entsprechend!
    Die Heizölrechnung übrigens auch. Und es warlängst nicht die letzte. Der angeblich geringe Ölverbrauch erwies sich sehr schnell als Illusion, die wir im wahrsten Sinne des Wortes teuer bezahlen mußten.
    Weihnachten nahte, und damit die Zeit, in der ich regelmäßig an Auswanderung denke, möglichst in eine Gegend, wo es Winter und Weihnachten nicht gibt, beispielsweise Burma oder Thailand. Untrügliche Anzeichen der beginnenden Festlichkeiten sind neben den vermehrten Reklamesendungen (weshalb soll ich mir ausgerechnet zu Weihnachten ein 72teiliges Besteck mit Bambusgriffen zulegen?) die tannenzweigverzierten Einladungskarten zu irgendwelchen Weihnachtsfeiern. So ziemlich jede Firma, für die Rolf einmal tätig gewesen war, versicherte ihm schriftlich, daß sie sich freuen würde, ›Sie und Ihre Frau Gemahlin bei unserer kleinen Feier begrüßen zu können‹.
    Einmal haben wir solch eine Feier besucht, zwei Stunden in einer ungemütlichen Betriebskantine herumgesessen, während dunkelgekleidete Herren mit Wohlstandsbäuchen gegenseitig ihre Verdienste lobten, hatten als Präsent einen Aschenbecher mit Firmenaufdruck in Empfang genommen und uns vor dem gemütlichen Teil der Veranstaltung gedrückt. Seitdem bin ich gegen Weihnachtsfeiern allergisch! Auch gegen solche, die in kleinem Kreis stattfinden, sehr förmlich beginnen und in weinseliger Verbrüderung enden.
    Künftig teilten wir Einladungen in drei Kategorien ein: Erstens ›unwichtige‹, die sofort in den Papierkorb flogen; zweitens ›nicht ganz so wichtige‹, die mit einer gedruckten Karte und den üblichen konventionellen Floskeln beantwortet wurden; drittens ›wichtige‹, auf die wir mit einer formellen Entschuldigung wegen anderweitiger Verpflichtungen

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