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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Telefonstrippe, nahm Festtagsgrüße entgegen und bedeutungsvolle Neuigkeiten wie etwa die Tatsache, daß ›Manfred, der Schuft, mir doch nicht die Persianerjacke geschenkt hat‹, oder daß ›die Helga tatsächlich mit ihrem Freund zusammen in den Winterurlaub gefahren ist‹. Ein Herr erkundigte sich, ob er übermorgen die Wäsche abholen könne, und ließ sich nur schwer davon überzeugen, daß er falsch verbunden war. Dann klingelte es wieder an der Haustür, und als ich Frau Kroiher samt den hausgemachten Würsten nach oben gebeten hatte (»ha no, i will aber net stören«), bimmelte erneut das Telefon, und Regina fragte, ob ich schon aufgestanden sei!
    Omi stand in der Küche und stopfte Äpfel in die Weihnachtsgans, eine Tätigkeit, die von guten Ratschlägen ihres Sohnes begleitet wurde. Er meinte unter anderem, man könnte zur Abwechslung den Vogel auch mal mit Maronen füllen (wir hatten überhaupt keine!), außerdem müßten Thymiankräuter in die Füllung, und wenn man eine Rundnadel benützen würde, könnte man die Gans viel besser zunähen. Omi ließ sich aber nicht stören, antwortete nicht und hantierte ungerührt weiter.
    Als ich den ewigen Besserwisser endlich aus der Küche hinausgeworfen hatte, erklärte ich meiner Schwiegermutter: »Ich glaube, an deiner Stelle hätte ich Rolf schon längst eine Bratpfanne auf den Kopf gehauen!«
    »Aber weshalb denn? Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß ich ihm zugehört habe? Ich habe schon vor einer halben Stunde mein Hörgerät abgeschaltet!«
    Kurz nach Neujahr reiste Omi ab, versprach aber, uns diesmal auch Ostern zu besuchen. Ein paar Tage lang hielten die Nachwehen ihres segensreichen Einflusses noch an, dann vergaß Sascha wieder, sich die Hände zu waschen, und Stefanie verbannte alle Kleider in die hinterste Schrankecke. Und als Rolf am nächsten Sonntag wieder unrasiert und im Bademantel am Frühstückstisch erschien, wußte ich: Der Alltag hatte uns wieder!

12
    Ende Januar feierten wir Svens Geburtstag. Der Knabe war nunmehr elf Jahre alt, fühlte sich fast erwachsen und begehrte die seinem fortgeschrittenen Alter angemessenen Vergünstigungen. Darunter verstand er längeres Aufbleiben am Abend sowie die Befreiung von einigen niederen Diensten, wie Entleeren des Mülleimers oder gelegentliches Abtrocknen. Seine Wünsche lösten erbitterten Protest bei Sascha aus, der sich ohnehin ständig benachteiligt fühlte. »Immer sagst du, ihr beiden Großen deckt den Tisch, oder ihr Kleinen räumt das Mäusezimmer auf, und jedesmal bin ich dabei!«
    Nun hat Sascha die Arbeit ohnehin nicht erfunden und läßt keine Gelegenheit aus, ihm übertragene Aufgaben auf andere abzuwälzen. Darüber hinaus besitzt er einen ausgeprägten Erwerbssinn, wobei er sorgfältig darauf achtet, daß der zu erwartende Gewinn möglichst hoch, die zu leistende Vorarbeit dafür aber möglichst gering sein muß.
    Ich erinnere mich noch an eine Begebenheit, die ein paar Jahre zurückliegt. Wir hatten damals gerade den vierten oder fünften Umzug hinter uns und fingen an, den zum Haus gehörenden Sturzacker in einen Garten zu verwandeln. Vorher mußten wir allerdings Tausende von Steinchen absammeln, unter denen wir die Gartenerde vermuteten.
    »Für jeden vollen Eimer, den ihr abliefert, gibt es fünfzig Pfennige.« So versuchte Rolf seinen Söhnen diese Sisyphusarbeit schmackhaft zu machen. Sven, der gerade ein halbes Jahr zur Schule ging, bemühte sich vergeblich, den zu erhoffenden Verdienst in Eisportionen umzurechnen, gab diesen Versuch aber schließlich auf und versicherte seinem Bruder: »Es wird schon reichen.« Worauf die beiden einträchtig in den ›Garten‹ trotteten.
    Fünf Minuten später – Sascha hatte kaum den Boden seines Eimers bedeckt – verschwand er mit dem Hinweis: »Ich komme gleich wieder.« Er kam auch tatsächlich und hatte ein halbes Dutzend Freunde aus dem Kindergarten im Gefolge. Mit dem Versprechen, ihnen eine großartige Kasperlevorstellung zu geben, trieb er seine Hilfskräfte zur Arbeit an, versorgte sie zwecks Hebung der Arbeitsmoral freigebig mit Sprudel, den er aus dem Keller heraufschleppte, und zwischendurch besorgte er sich die Utensilien für seinen Bühnenauftritt. Mit Holzlöffel und Kochtopfdeckel bewaffnet zog er auf den Balkon, baute sein Kasperletheater auf und veranlaßte durch diese Vorbereitungen seine Hilfstruppe zu Rekordleistungen. Nach einer guten halben Stunde standen drei Eimer, bis zum Rand mit Steinen gefüllt, auf

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