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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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brauchte, um die ausgelesenen Mappen einzusammeln und die neuen zu verteilen, konnte man sicher sein, daß die meisten Einwohner über die modischen Eigenheiten orientalischer Gewänder im Bilde waren. Ich hatte zwar keine große Lust, mich zu kostümieren, beugte mich aber Wenzel-Bertas Diktat.
    »Sie können da nich so mit ohne was kommen«, erklärte sie. »Haben Sie nich ein altes Nachthemd? Weil da kann man eine Bauchtänzerin draus machen.«
    »Bauchtänzerinnen heißen so, weil sie ihren Bauch zeigen und ihn nicht unter einem Nachthemd verstecken«, belehrte ich sie.
    »Na, denn geh'n Se eben als Haremsdame oder so!«
    Nun besaß ich tatsächlich ein Nachthemd, das Wenzel-Bertas Vorstellungen entsprechen könnte. Es war bodenlang, bestand aus einem spitzenähnlichen Produkt der heimischen Kunstfaserindustrie und kratzte ganz jämmerlich. Ich hatte es nur einmal ein paar Stunden lang getragen, weil ich kurz nach Mitternacht das Gefühl gehabt hatte, einen Flohzirkus in meinem Bett zu beherbergen. Als ich Großmütterchens Geburtstagsgeschenk in die Ecke geworfen und statt dessen einen Schlafanzug angezogen hatte, waren die Flöhe plötzlich verschwunden.
    Wenzel-Berta war begeistert. »Nu müssen Se aber noch was für drunter haben, weil wenn Se so kommen, dann werden alle Frauen wild von wegen der Moral und wegen ihre Männer!«
    Ich hatte wirklich nicht die Absicht, die moralische Festigkeit der männlichen Ballbesucher auf die Probe zu stellen. Es fand sich auch sogar noch ein ausrangiertes Unterkleid, und als ich mich probehalber hineingezwängt hatte, würde mich jeder Scheich wegen mangelnder weiblicher Reize sofort aus seinem Harem verstoßen haben. Einen Schleier zur Verhüllung der unpassenden Kurzhaarfrisur sowie eine Art Tüllgardine fürs Gesicht stiftete Wenzel-Berta; eine Bekannte lieh mir ein halbes Kilo Messingschmuck mit gläsernen Edelsteinen.
    Jetzt fehlten nur noch Schuhe. Eigentlich besaß ich nur ein einziges Paar, das zu diesem Aufzug gepaßt hätte, aber das hatte zehn Zentimeter hohe Absätze und war lediglich für Opern- oder Theaterbesuche geeignet, weil man da sitzen kann. Also suchte ich meine alten Turnschuhe aus dem Schrank, pinselte sie mit Silberbronze an und verlebte zum erstenmal eine Ballnacht ohne schmerzende Füße!
    Als ich mich an dem bedeutungsvollen Abend gegen sieben Uhr ins Bad zurückgezogen hatte, um mich mit Hilfe von brauner Schminke, falschen Wimpern und Goldstaub von der simplen Hausfrau in einen orientalischen Vamp zu verwandeln, hörte ich Rolf nebenan im Schlafzimmer herumkramen. Schließlich steckte er den Kopf durch die Tür.
    »Haben wir ein weißes Frotteehandtuch?«
    »Keine Ahnung, ich glaube, die haben alle bunte Ränder. Was willst du überhaupt damit?«
    »Würde die Odaliske die Begleitung eines Scheichs akzeptieren?«
    Die Odaliske wischte sich die Wimperntusche von den Fingern, holte eine große Serviette, stülpte sie dem Scheich aufs Haupt, fummelte aus der Bademantelkordel den notwendigen Kopfschmuck, komplettierte den ganzen Aufzug mit einer Sonnenbrille, bürstete den Goldstaub aus dem dunklen Anzug und stellte nach genauer Prüfung fest, daß der Scheich große Ähnlichkeit mit einem verkleideten englischen Börsenmakler hatte. Es fehlte nicht nur der Wohlstandsbauch, den Ölscheichs gemeinhin haben, es fehlte auch noch irgend etwas anderes! Der Bart!
    Alle mir bekannten Scheichs trugen Bärte, sie müssen wohl so eine Art Stammesabzeichen sein.
    »Wo soll ich denn jetzt einen Bart herkriegen?«
    Sascha wußte es. »Der Günther hat einen. Der geht nämlich übermorgen als Räuber Hotzenplotz.«
    Sven musterte mich von Kopf bis Fuß. »Eigentlich könntest du immer so rumlaufen, siehst prima aus. Beinahe wie eine balinesische Tänzerin. Ich habe neulich mal so welche im Fernsehen gesehen. Allerdings waren die viel jünger«, fügte er mit der brutalen Ehrlichkeit Heranwachsender hinzu.
    Sascha kam mit dem Bart. Der war ungefähr einen halben Meter lang und kaputt. Rolf schnippelte ihn auf modische Länge zurück, sicherte dem entsetzten Sascha den umgehenden Ankauf eines neuen zu und klebte sich das Gestrüpp ans Kinn.
    »Mensch, du siehst aus wie Ibn Saud!« Sven staunte.
    »Ich hätte nichts dagegen, wenn ich auch sein Geld besäße«, erklärte Rolf, hüllte mich in den völlig unpassenden Wollmantel (zum Ankauf eines standesgemäßen Nerzes hatte ich ihn nicht bewegen können) und schob mich zur Tür hinaus.
    »Stürzen wir uns ins

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