Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit geschlossenen Augen

Mit geschlossenen Augen

Titel: Mit geschlossenen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Panarello
Vom Netzwerk:
verheirateten Mannes und Familienvaters sein! Er, seine Wohnung,
sein Mega-Bildschirm für Pornofilme ‒ das kann mir alles gestohlen
bleiben, das will ich nicht. Ich will nicht, dass er sich meine Fröhlichkeit
erkauft, als ginge es um eines seiner blöden High-Tech-Produkte. Mit
Daniele und dem eitlen Engel habe ich genug gelitten, und ausgerechnet
jetzt, wo ich anfange zu leben, wie es mir gefällt, kommt dieser fette
Orkus mit Krawatte daher und will mich sexuell verpflichten. Aber die
Strafe schwebt immer über unserem Haupt, einem spitzen Schwert
gleich, das jederzeit bereit ist, sich uns in den Schädel zu bohren, wenn
wir es am wenigsten erwarten. Und das Schwert wird auch ihn treffen,
weil ich es sein werde, die es am Griff packt.
Und jetzt die gute Nachricht.
Das Telefonat kam pünktlich und endete pünktlich.
Ich saß nackt auf dem Boden, meine Haut berührte den kalten Marmor
meines Zimmers. Das Telefon ans Ohr gepresst, lauschte ich seiner
sinnlichen, fast nur gehauchten Stimme, die etwas vom Klang fließenden
Wassers hatte. Er hat mir eine Phantasie erzählt. Ich saß in seiner Klasse
und folgte seinem Unterricht; irgendwann stand ich auf und bat ihn,
aufs Klo gehen zu dürfen, gleichzeitig steckte ich ihm einen Zettel zu,
auf dem stand »Folge mir«. Ich wartete in der Toilette auf ihn; als er
kam, riss er mir das T-Shirt vom Leib, nahm mit den Fingerspitzen etwas
Wasser aus dem tropfenden Wasserhahn und träufelte es mir auf die Brust. Dann schob er mein kurzes Faltenröckchen hoch und drang in mich ein, während ich an der Wand lehnte und seine Wonne in meinen Eingeweiden verspürte; die Wassertropfen bildeten unterdessen dünne Rinnsale auf meiner Haut. Später ordneten wir unsere Kleider und gingen ins Klassenzimmer zurück, wo ich von der ersten Reihe aus die
Kreide über die Tafel gleiten sah, wie er vorher in mich geglitten war. Wir haben uns am Telefon berührt. Mein Geschlecht war geschwollen
wie noch nie, die Lethe überschwemmte mein Allerheiligstes, meine
Finger waren mit mir selbst durchtränkt, aber auch mit ihm, denn ich
fühlte ihn trotz der Entfernung ganz nah, ich spürte seine Wärme, seinen
Duft und stellte mir seinen Geschmack vor. Punkt Viertel nach zehn
sagte er: »Gute Nacht, Loly.« »Gute Nacht, rofessore.«
20. Februar 2002
    Es gibt Tage, an denen ich nicht weiß, ob ich ganz aufhören soll zu atmen oder die Luft anhalten, bis ich umfalle. Tage, an denen ich den salzigen Geschmack meiner Tränen auf der Zunge spüre, die ich unter der Decke einatme und runterschlucke. Ich wache in einem zerwühlten Bett auf, mit wirrem Haar und geschändeter Haut. Nackt vor einem Spiegel stehend, betrachte ich meinen Körper. Ich beobachte, wie aus einem Auge eine Träne auf meine Wange rinnt, wische sie mit einem Finger ab und kratze mir dabei mit dem Nagel ein wenig die Haut auf. Ich streiche meine Haare zurück, halte sie straff nach hinten und schneide eine Grimasse, nur um mich ein bisschen sympathisch zu finden und über mich lachen zu können, aber es gelingt mir nicht, ich möchte weinen, ich möchte mich bestrafen.
    Ich gehe zu meiner Kommode und ziehe die oberste Schublade auf. Zuerst schaue ich mir alles an, dann wähle ich sorgfältig aus, was ich anziehen will. Die gefalteten Kleidungsstücke lege ich aufs Bett und stelle den Spiegel frontal vor mich. Noch einmal betrachte ich meinen Körper. Die Muskeln sind noch angespannt, die Haut aber ist weich und glatt, weiß und makellos wie die eines Kindes. Schließlich bin ich ja noch ein Kind. Ich setze mich auf die Bettkante und streife mir die halterlosen Strümpfe über; wie ein dünner Schleier schmiegen sie sich an meine Beine bis hinauf zum elastischen Spitzenrand, der meine Schenkel ein wenig einzwängt. Dann kommt das schwarze Spitzenbustier dran, es wird geschnürt und hat Strapse. Da es hauteng anliegt, betont es meine schmale Taille und lässt die Hüften dadurch noch stärker hervortreten, obwohl sie ohnehin schon üppig sind ‒ zu üppig, zu rund und weich, um verhindern zu können, dass die Männer ihre Bestialität daran abreagieren. Die Brüste sind noch klein: Fest, weiß und rund, passen sie gerade in eine Hand und geben ihre Wärme an sie weiter. Das eng geschnürte Bustier presst den Busen zusammen. Noch ist es nicht an der Zeit, mich zu betrachten. Ich schlüpfe in die hochhackigen Stiefeletten, die mir bis zu den schlanken Fesseln reichen, stehe auf und bin plötzlich um stattliche zehn Zentimeter auf einen

Weitere Kostenlose Bücher