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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Vorderpfoten auf die Schultern und reckte den Hals, um mir das Gesicht zu lecken. Die Gewalt seines Enthusiasmus warf mich um. Ich drehte mich auf den Bauch und legte mir die Arme über den Kopf. Boyd lief dreimal um mich herum und versuchte dann, noch einmal mein Gesicht zu besabbern.
    Als ich mich aufsetzte, schaute Birdie uns mit aller Missbilligung an, die eine Katzenmiene aufbringen kann. Dann stand er auf, machte einen Buckel, sprang zu Boden und verschwand in den Gang.
    »Hör zu, Boyd.«
    Boyd erstarrte für eine Nanosekunde, sprang zurück und kreiste dann wieder.
    »Schau mich an. Ich bin außer Form. Du hast Ryan gesehen. Was meinst du?«
    Boyd lief noch eine Runde.
    »Du hast Recht. Training.«
    Ich stand auf, ging in mein Schlafzimmer und zog meine Joggingklamotten an. Als ich in die Küche zurückkehrte und die Leine vom Haken nahm, drehte der Hund durch.
    »Sitz.«
    Boyd versuchte scharf zu bremsen, verlor das Gleichgewicht und schlitterte gegen ein Tischbein.
    Ich absolvierte meine kurze Runde die Radcliffe hoch, hinüber in den Freedom Park, einmal um den See herum und dann die Queens Road West wieder zurück. Boyd lief neben mir her und schlug gelegentlich Zwischenstopps vor an Stellen, die sein hündisches Interesse weckten.
    Wir liefen durch einen späten Augustnachmittag voller junger Mütter, die Kinderwagen schoben, alter Männer, die alte Hunde ausführten, und Kinder, die Frisbee und Football spielten oder Rad fuhren.
    Die drückende Hitze schärfte meine Wahrnehmung von Geräuschen. Ich hörte Blätter in der leichten Brise wispern. Eine auf und ab schwingende Kinderschaukel im Park. Ein einsamer Frosch. Gänse in der Luft. Eine Sirene.
    Ich blieb wachsam, doch ich sah keine Spur eines Fotografen, hörte keinen Verschluss klicken. Trotzdem war ich dankbar für Boyds Gesellschaft.
    Als wir nach Sharon Hall zurückkehrten, war ich schweißnass und mein Puls bei weit über siebenhundert. Boyd hing die Zunge seitlich aus dem Maul wie eine dünne Scheibe Rinderlende.
    Damit er sich etwas abkühlen konnte, gestattete ich Boyd, das Gelände nach seinem Rhythmus zu erschnuppern. Der Chow-Chow trottete von Strauch zu Baum zu Blumenbeet, arbeitete am Feinschliff des gewohnten Programms »Schnuppern, Markieren und Vergraben« und hielt hin und wieder an, um ausführlicher zu schnüffeln und zu pinkeln.
    Meiner neuen Fitness-Kampagne entsprechend, bestand das Abendessen aus dem frischen Grünzeug, das Andrew Ryan dankenswerterweise eingekauft hatte. Boyd bekam braune Brocken.
    Um zehn war ich fast am Verhungern. Ich holte mir eben Jogurt, Karotten und Sellerie aus dem Kühlschrank, als das Telefon klingelte.
    »Glaubst du immer noch, dass ich der attraktivste, intelligenteste und aufregendste Mann auf diesem Planeten bin?«
    »Du bist eine Schau, Ryan.«
    Der Klang seiner Stimme belebte mich. Grinsend wie ein Schulmädchen, biss ich in eine Karotte.
    »Was isst du?«
    »Karotten.«
    »Seit wann isst du rohes Gemüse?«
    »Karotten sind gut für dich.«
    »Echt?«
    »Gut für die Augen.«
    »Wenn Karotten gut für die Augen sind, warum sehe ich dann so viele tote Hasen auf den Straßen?«
    »Ist deine Nichte okay?«
    »Nichts ist okay. Dieses Mädchen und seine Mutter lassen die Osbournes wie normale Nachbarn aussehen.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Aber es ist nicht hoffnungslos. Ich glaube, sie hören auf mich. Sollte hier nur noch ein paar Tage dauern. Ich habe mir überlegt, ob ich vielleicht noch eine dritte Woche Urlaub beantragen soll.«
    »Oh!« Mein Grinsen sprühte geradezu Funken.
    Boyd trug ein Maul voll Brocken von seiner Schüssel zu mir und ließ sie mir auf den Fuß fallen.
    »Ich habe in Charlotte noch was zu erledigen.«
    »Wirklich?« Ich schüttelte den Fuß. Die schleimigen Brocken fielen zu Boden. Boyd fraß sie.
    »Was Persönliches.«
    Mein Bauch war zu angewidert von den Brocken, um zu kribbeln. Aber er registrierte die Bemerkung.
    »Wie geht’s Hooch?«
    »Gut.«
    »Was Neues bei den Klo-Knochen?«
    Ich erzählte ihm von meiner Fahrt nach Columbia.
    » Carmmba! Eine Spazierfahrt mit Skinny.«
    »Der Mann ist ein Neandertaler.«
    »Haste tote Hasen gesehen?«
    »Die Sekretärin der Anthropologischen Fakultät sagte, Cagle hätte einen Besucher gehabt, den sie nicht kannte, ein kleiner Kerl mit dunklen Haaren. Looper hat ihn ebenfalls mit einem Fremden beobachtet.«
    »Dieselbe Beschreibung?«
    »Ungefähr. Obwohl Looper extra betont hat, dass der Kerl so toll ausgesehen habe. Hat

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