Mit Haut und Haar (German Edition)
Sicherheit zu geben. Er fühlte sich allerdings hilflos und nutzlos. Wie sollte er gegen einen Feind kämpfen, der unsichtbar blieb und heimtückisch aus dem Hinterhalt zuschlug?
»Herr Ostermann«, sagte Meierhofer. »Darf ich reinkommen?«
»Natürlich.«
Daniel bat ihn ins Wohnzimmer und Clarissa stellte dem Beamten unaufgefordert eine Tasse Kaffee auf den Tisch.
»Danke schön«, sagte der Polizist höflich. »Ich möchte Ihnen unsere Ermittlungsergebnisse mitteilen.« Daniel und Clarissa setzten sich gespannt dem Beamten gegenüber.
»Frau Schweiger war es nicht«, sagte Meierhofer.
»Patrizia war es nicht?« Meierhofer schüttelte den Kopf und rührte nachdenklich in der Kaffeetasse.
»Herr Ostermann, nach dem Sie die Tage auf dem Revier waren und konkrete Angaben und eine Beschreibung der eventuellen Verdächtigen abgegeben haben, dachten wir auch zunächst, wir hätten die Person, die das alles zu verantworten hat. Aber es war ein Irrtum.«
»Aber das ist der einzige Mensch mit langen, roten und lockigen Haaren, den wir kennen«, sagte Clarissa.
»Möglich«, sagte Meierhofer. »Aber sie war es nicht.«
»Woher wissen Sie das?«
»Sie hat ein Alibi.«
»Aha«, sagte Daniel. All seine Hoffnungen waren geplatzt. Ja, er hatte tatsächlich gehofft, dass Patrizia all das zu verantworten hatte. Es wäre für ihn erklärbar gewesen. Es hätte ihm vielleicht auch das Schuldgefühl genommen, das auf ihm lastete. Auch wenn er sich selbst schon oft wegen dieses Schuldgefühls für verrückt erklärt hatte. Die Sache mit Anita war zwei Jahre her. Aber Clarissa hatte von Anfang an eine Frau vermutet, und zwar eine, die sich in Daniels direktem Umfeld befand. Auch wenn er sich keiner Schuld bewusst war, so war dies doch ein unangenehmer Gedanke für ihn. Immerhin war er der einzige Mensch der wusste, dass Anita sich eben nicht so einfach mit dem Ende des Verhältnisses abgefunden hatte. Und dass er öfter und anders mit ihr kommuniziert hatte als angegeben.
Meierhofer räusperte sich. »Nun, nach Ihrer Anzeige und der Beschreibung dieser Person die wir durch das Bestattungsinstitut bekommen haben, vor allem nach dem Sie uns einen Namen einer möglichen Täterin nennen konnten, haben wir uns natürlich mit den Kollegen in Frankfurt in Verbindung gesetzt. Die Täterin war gegen siebzehn Uhr im Bestattungsinstitut. Und Frau Schweiger kann es nicht gewesen sein. Sie war an diesem Nachmittag in ihrer Galerie.«
»Sagt sie«, murmelte Daniel.
»Ja, das sagt sie. Aber nicht nur sie sagt das, sondern auch der Kunde, der den ganzen Nachmittag über bei ihr war – in Begleitung seiner Frau. Beide sind gegen sechzehn Uhr zu Frau Schweiger in die Galerie gekommen, haben sich die ganzen Bilder angeschaut, die Skulpturen angesehen, haben sich beraten lassen. Und letztlich hat der Kunde auch zwei Bilder gekauft, übrigens Bilder von Ihnen, Frau Ostermann. Er hat mit EC-Karte bezahlt, da steht die Uhrzeit und das Datum auf der Abrechnung. Der Mann wie auch seine Frau haben Frau Schweiger eindeutig als die Frau identifiziert, von der sie in der Galerie beraten wurden.«
»Ich bin froh dass sie es nicht war«, sagte Clarissa leise.
»Das können wir gar nicht wissen«, sagte Daniel unwirsch. »Vielleicht war sie das nicht mit dem Beerdigungsinstitut. Vielleicht ist sie aber diejenige, die den Hund auf dem Gewissen hat! Vielleicht hat sie eine Komplizin!«
Meierhofer schüttelte den Kopf. »Hören Sie, Herr Ostermann, die Beschreibung war schon sehr gut. Und als ich ein Bild von Frau Schweiger gesehen habe, dachte ich mir auch, dass es ja nur sie gewesen sein kann, denn die Beschreibung passt hundertprozentig auf sie. Ich meine, so auffällige Haare haben doch wirklich wenige Damen, nicht? Rothaarig sind viele, aber diese hüftlangen Locken und die schlanke Figur – so sieht die Durchschnittsfrau wirklich nicht aus. Nein, sie war es nicht. Sie kann es nicht gewesen sein. Das Alibi ist hieb und stichfest. Der Kunde ist für Frau Schweiger ein völlig fremder Mensch, sie kennen sich privat nicht und weder er noch seine Frau hätten einen Grund, Frau Schweiger ein Alibi zu geben. Und mal ehrlich, sie ist eine kluge Frau. Glauben Sie allen Ernstes, eine Frau mit einigermaßen Köpfchen begibt sich in eine solche Situation? Sucht ein Beerdigungsinstitut auf, wo sie doch damit rechnen muss, dass man sich zumindest an diese ungewöhnlichen Haare erinnert?«
Clarissa erhob sich und seufzte. Sie ging ans Fenster. Der Herbst hatte
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