Mit Haut und Haar (German Edition)
Daniel fest.
Sie nickte. »Ich habe versucht, ihr durch die Briefe klar zu machen, dass sie aus deinem Leben verschwinden soll. Sie hatte dich lang genug. Wie lange? Du sagtest, es sind fast zwei Jahrzehnte. Das reicht für einen Nichtsnutz wie sie.«
»Wie kommst du nur darauf, dass meine Frau ein Nichtsnutz ist?«
Andrea stand wieder auf.
»Na ist sie das denn nicht? Was tut sie denn schon für dich? Lässt sich von dir ein schönes Leben finanzieren! Und was fängt sie mit ihrer Zeit an? Malt diese fürchterlichen Bilder! Und betrügt dich auch noch!«
»Woher weißt du das?«
Sie lachte. Ein sehr hässliches Lachen.
»Daniel, ich bin deine Sekretärin. Ich habe dir vorgestern Abend schon gesagt, dass Sekretärinnen oft mehr von ihren Chefs wissen als man vermuten könnte. Ich kann jedes deiner Telefonate mithören, Daniel, wenn ich das will, und das habe ich auch getan. Ich habe alle deine privaten Gespräche mitgehört. Daher weiß ich es. Die Galeristin war es, nicht? Und ist sie da jetzt nicht wieder hin gekrochen? Siehst du Daniel«, sagte sie, und sie setzte sich wieder neben ihn auf das Bett. »Sie verdient dich überhaupt nicht. Sie hat doch nur auf eine Gelegenheit gewartet, zu ihrer großen Liebe zurück zu kehren. Du denkst doch nicht etwa, dass du das warst?«
Wieder lachte sie. Es klang so unangenehm.
»Du denkst, sie wäre aus Angst zu ihr zurück gegangen? Vergiss es! Das ist eine Ausrede! Frauen wie deine Frau legen sich die Dinge so zurecht wie es ihnen passt, glaub mir. Sie verdient dich nicht. Ich kann mir denken, was sie jetzt gerade tut!«
»Sie ist zu Patrizia gefahren, weil sie Angst hatte vor dem, was du dir noch ausdenken könntest«, sagte Daniel. »Du hast unseren Hund vergiftet, du hast anonyme Briefe geschrieben, du hast ihr sogar ein Beerdigungsinstitut auf den Hals gehetzt. Glaubst du etwa, das hätte sie achselzuckend schlucken können?« Er schnaufte verächtlich. »Ich verachte dich, Andrea, das solltest du wissen. Jetzt wo ich weiß, dass du dahinter steckst, verachte ich dich.«
»Du musst was trinken«, sagte Andrea ungerührt. »Die Tropfen waren ziemlich stark. Ich hätte nie gedacht, dass die Wirkung so lange anhält. Aber du liegst hier nun seit zwei Tagen, und jetzt wo du wach bist, solltest du was trinken.«
Sie hielt ihm ein Glas Wasser hin. Am liebsten hätte er es ihr aus der Hand geschlagen, aber er spürte dass er tatsächlich sehr durstig war. Und außerdem konnte er mit seinen Händen ohnehin nichts anfangen.
»Brav«, sagte sie, nachdem er das ganze Glas leer getrunken hatte.
»Und was machst du, wenn ich pinkeln muss?« fragte er provokant. Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Ich habe eine Urinflasche hier«, sagte sie. Wieder lachte sie.
»Daniel, siehst du, ich bin gut vorbereitet. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, dich in den ersten Stock und in dein Bett zu schaffen. Ich fürchte, du wirst ein paar blaue Flecken abbekommen haben.«
»Wie stellst du dir das jetzt vor?« fragte er. »Glaubst du tatsächlich, du kannst mich jetzt so unter Druck setzen, dass ich dir irgendwann verfalle?«
»Ich setze dich nicht unter Druck«, sagte sie. »Ich möchte dich überzeugen, dass ich viel besser bin als deine Frau. Dass ich viel besser zu dir passe. Und ich weiß auch dass es mir gelingen wird. Sie musste erst mal weg sein, das war das Wichtigste.«
»Sie wird bestimmt versuchen mich anzurufen«, sagte er. Sie nickte. »Ja, das hat sie sogar getan. Sie hat auf den Anrufbeantworter gesprochen und dein Handy hat auch ständig geklingelt. Es hat mich genervt, ich habe es ausgeschaltet.«
»Man wird mich in der Firma vermissen.«
»Als pflichtbewusste Sekretärin habe ich dich in der Firma entschuldigt. Du befindest dich im Urlaub.«
Daniel lachte. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mich in dich verliebe! Andrea! Mach mich los von diesem Bett, hör auf mit diesem Spiel! Du hast nichts davon, glaub mir!«
»Doch«, sagte sie. »Du wirst es sicher begreifen. Sehr bald schon, da bin ich sicher.«
Sie stand wieder auf und lief zur Tür.
»Hast du Hunger?« fragte sie. »Ich habe gekocht. Gulasch, Spätzle und Salat. Magst du etwas essen?«
Daniel antwortete nicht.
»An deiner Stelle würde ich essen wollen«, plapperte sie weiter. »Ich war einkaufen. Das Zeug, das in der Gefriertruhe lag, habe ich rausgeworfen. Diese Frau kauft tatsächlich abgepacktes Fleisch aus dem Supermarkt, das ist wirklich
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