Mit Haut und Haar (German Edition)
schwarz und Metall. Das Bett bestand auch hier aus einer riesigen Landschaft aus Kissen, die lediglich über eine feste, schwere Matratze gelegt worden waren. Patrizia hatte offensichtlich ein Faible für diese Kissenlandschaften. Kein Kleiderschrank, dafür hinter einer gemauerten Wand ein kleiner Ankleideraum. Clarissa war überwältigt von der Menge an Kleidung, die Patrizia hier untergebracht hatte. Sie musste lachen. Angesichts dieser Menge an Schuhen, Kostümen und Hosenanzügen musste man als Frau einfach in Begeisterung ausbrechen. Das Schönste war allerdings die große Dachterrasse, die man über die große verglaste Tür im Schlafzimmer erreichen konnte. Eine Terrasse, ungefähr in der Größe des darunter liegenden Wohnzimmers und wunderschön hergerichtet. Liegestühle, die mit Planen überzogen waren wie der Tisch, der zwischen ihnen stand, und selbstverständlich jede Menge Pflanzen.
»Aber von den umliegenden Häusern aus hat man hier vollen Einblick«, stellte Clarissa fest.
»Na und?« sagte Patrizia grinsend. »Was glaubst du wohl, wie viel Spaß es macht, bei schönem Wetter hier zu liegen und zu sehen, wie die braven Ehemänner im Haus gegenüber alle hinter den Gardinen stehen! Und wie schnell sie verschwinden, wenn Frauchen nach Hause kommt!«
Clarissa zuckte zusammen. Nein, als Nachbarin hätte sie Patrizia auch nicht haben wollen.
»Entschuldige Liebes, jetzt habe ich gerade in einer offenen Wunde gebohrt, was?«
Sie hatte es sofort gemerkt, bereits als sie es ausgesprochen hatte. Clarissa zuckte mit den Schultern.
»Ach, was soll ich sagen? Ist wohl normal, dass Männer gaffen solange sie es können. Meiner hat ja den Fehler gemacht, nicht nur zu gaffen. Obwohl mich auch diese Gafferei von Männern stört. Sie können es nicht lassen und ich finde es verletzend. Vor allem, weil sie es dauernd tun.«
»Ja, aber hast du noch nie einen Mann angeschaut, der dir gefallen hat?« fragte Patrizia. »Ich meine, nur weil man mit jemandem fest zusammen ist oder sogar verheiratet ist wie du, wird man doch nicht blind.«
Sie reichte ihr ein Glas. Wohlig seufzend zog Clarissa die Plastikplane von dem Liegestuhl und setzte sich hinein. Es war später Herbst, tagelang hatte es nur geregnet, aber ausgerechnet an diesem Nachmittag strahlte die Sonne vom Himmel, und auf der Dachterrasse herrschte eine angenehme Temperatur. Patrizia nahm in dem zweiten Liegestuhl Platz.
»Sicher habe ich auch nach Männern geschaut, die gut aussehen, aber nicht in dem Ausmaß in dem Männer das tun«, antwortete sie. »Eher selten. Und vor allem, ich habe es bei einem Blick belassen. Festgestellt, dass nicht nur mein Daniel gut aussieht, sondern auch andere Männer da mithalten können. Und das war es dann. Ich hatte dann nie das Bedürfnis, sie kennenzulernen.«
Patrizia steckte eine Zigarette in ihre Zigarettenspitze und zündete sie mit ihrem Zippo an. Nachdenklich atmete sie den Rauch aus.
»Ich hab mich nie mit Männern befasst«, sagte sie. »Ich kann sie nicht einschätzen. Geschäftlich ja, aber privat ... nein.«
»Du hattest nie einen Mann? Woher weißt du dann dass du lesbisch bist?«
Patrizia lächelte. »Wie meinst du das? Man weiß einfach was man ist. Oder was man nicht ist.«
»Nun ja«, sagte Clarissa. »Ich denke, man weiß doch gar nicht ob etwas infrage kommt oder nicht, wenn man es nicht ausprobiert hat.«
»Tss«, sagte Patrizia und verzog verächtlich das Gesicht. »Doch, keine Sorge. Ich habe da schon meine Erfahrungen gemacht. Sie waren eben nicht gut.«
»So schlimm?«
»Nicht wirklich schlimm, aber ich konnte mit Männern einfach nichts anfangen. Es gab zwei oder drei. Es hat mich nicht wirklich interessiert, verstehst du?«
Sie seufzte.
»Meine Erfahrungen sind einfach nicht die Besten. Was sie alle gemeinsam haben ist die Tatsache, dass sie sich anfangs unheimlich Mühe geben, bis man sich mit ihnen einlässt. Kaum hatte man ein paar Mal Sex, zeigen sie wie sie wirklich sind. Und was ich da bisher gesehen und erlebt habe, hat mir eben nicht gefallen.«
»Was hast du denn erlebt? So viel kann es ja nicht gewesen sein, wenn du sagst, es gab zwei oder drei.«
Clarissa war ein wenig amüsiert.
»Ach Liebes ... es sind nicht nur meine eigenen zwei oder drei Erfahrungen, die ich gemacht habe. Sondern auch das, was ich so sehe und bei anderen Frauen erlebe. Entweder kehren sie irgendwann und meist recht schnell den Macho raus und möchten dich zur Haushälterin degradieren. Oder sie
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