Mit Haut und Haar (German Edition)
seufzte.
»Daniel, ich hatte ernsthafte Probleme mit mir selbst. Ich fühlte mich minderwertig. Und übrigens nicht erst, seit ich hinter deine Affäre gekommen bin, sondern davor auch schon. Warum? Das kann ich dir nicht so genau sagen. Vielleicht war es deswegen, weil es bei uns im Bett nicht mehr so gelaufen ist. Weil ich mich nicht mehr begehrt fühlte. Aber nach dem ich von deiner Affäre erfahren habe, ging es mir dann erst richtig schlecht. Ich habe mich alt gefühlt und uninteressant. Ich weiß nicht ob du das verstehen kannst...«
Er seufzte erneut.
»Weißt du Clarissa, es ist nicht so dass ich letzte Nacht besonders viel geschlafen hätte, ich habe viel nachgedacht. Ich weiß, ich habe dich mit meinem Betrug zutiefst verletzt und du hast es mir oft genug erklärt, dass du die Bilder vor Augen hast, dass du davon nachts wach wirst, dass du diese Bilder sogar vor Augen hast, wenn ich dich berühre. Und Clarissa, es mag dämlich klingen, aber ich habe mir ein ganzes Jahr lang den Arsch aufgerissen um dich zurückzugewinnen, um dir zu beweisen, dass du mir alles bedeutest, dass es keine Frau auf der Welt gibt , die ich so lieben könnte wie dich. Es ist mir nicht gelungen und ich war manchmal sehr verzweifelt! Aber ich habe den Mund gehalten, es weiter versucht, ich wollte etwas retten, von dem ich kaum noch hoffen konnte, dass es zu retten ist.« Er seufzte erneut. »Und plötzlich ging es wieder. Plötzlich hast du mit mir geschlafen, nicht nur einmal, sondern ständig. Plötzlich warst du ständig scharf, wolltest mich dauernd haben. Plötzlich hat unser Eheleben wieder Spaß gemacht. Du ahnst nicht wie viel mir das bedeutet hat!«
»Doch«, sagte Clarissa. »Denn es hat mir mindestens genauso viel bedeutet wie dir.«
»Weißt du, Clarissa, vielleicht sollte ich jetzt richtig wütend sein. Vielleicht sollte ich dir vorwerfen, dass du gleiches mit gleichem vergolten hast, aber selbst wenn ich das tun würde – es würde nichts ändern. Denk nicht dass ich nicht wütend wäre oder verletzt, aber ich glaube, ich komme drüber weg.«
»Ehrlich?« Sie sah ihn hoffnungsvoll an.
»Ach Schatz«, sagte er, und räusperte sich. »Weißt du, ich ahne jetzt, was du damals durchgemacht hast, denn ich habe letzte Nacht Ähnliches durchgemacht und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Aber die ganze Angelegenheit unterscheidet sich grundlegend durch drei sehr wichtige Dinge.«
»Was meinst du?«
Er sah sie an und nippte an seinem Kaffee. Als müsste er genau darüber nachdenken, was er jetzt sagen würde, sprach er sehr langsam.
»Clarissa, im Gegensatz zu mir hast du Schluss gemacht bevor ich es herausfinden konnte. Das ist Punkt Nummer eins, und der sagt mir dass du eine Entscheidung getroffen hast. Und die fiel zu meinen Gunsten aus. Das bedeutet mir sehr viel. Punkt Nummer zwei ist, du warst auch noch sehr viel mutiger als ich, du hast mir deine Affäre gebeichtet. Das zeigt mir, dass ich dir wichtig bin. Dass du ein schlechtes Gewissen hattest. Und dass du eigentlich ehrlich bist und mich gar nicht belügen möchtest, auch wenn du es jetzt für ein paar Monate trotzdem getan hast.«
Sie nickte und starrte weiter zu Boden.
»Punkt Nummer drei ist – und das kommt dir wahrscheinlich lächerlich vor – sie ist eine Frau. Du hast mich mit einer Frau betrogen und nicht mit einem anderen Mann. Damit bleibt das Ganze zwar immer noch Betrug und glaube nicht dass ich lesbische Liebe nicht ernst nehmen würde, denn das tue ich. Aber es macht die Sache irgendwie leichter für mich.«
»Wieso?« fragte Clarissa und sah ihn verwundert an.
»Weil wir Männer auch nicht anders sind als ihr Frauen wenn es um solche Dinge geht. Was hast du dir für Fragen gestellt damals, Clarissa? Du hast es mir selbst gesagt! Du hast darüber nachgedacht, ob mir dein Körper vielleicht nicht mehr gefällt! Ob mich irgendwelche Schwangerschaftsstreifen stören könnten. Du hast deinen Körper mit dem von Anita verglichen und kamst dir im Vergleich alt und verbraucht vor, du hast es oft genug gesagt. Du hast Vergleiche angestellt und warst der Meinung, ich hätte dich betrogen, weil die andere hübscher ist als du, jünger, eine bessere Figur hat – auch wenn das alles Quatsch ist.«
Er schnaufte.
»Das bleibt mir glücklicherweise erspart. Es tut mir weh, mir vorzustellen, dass du einen Orgasmus erlebt hast in den Armen dieser Frau, es tut mir weh mir vorstellen zu müssen, wie du geseufzt hast, wie glücklich du dich
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