Mit Haut und Haar (German Edition)
beteuert – war es für sie mehr gewesen als Verliebtheit und Leidenschaft und Abenteuer. Ihren Blick, den sie anfangs als schüchtern eingestuft hatte, würde sie wahrscheinlich nie wieder vergessen können, denn plötzlich wurde ihr klar, dass dieser Blick mit Schüchternheit überhaupt nichts zu tun hatte. Patrizia liebte sie und sie litt sehr unter dem Verlust. Sie selbst hatte die Sache beendet, Daniel alles gebeichtet und war danach einfach zur Tagesordnung übergegangen. Klar, dass Patrizia das nicht konnte. Clarissa kam sich sehr schäbig vor. Patrizia litt wahrscheinlich fürchterlich, während sie sich wieder voll ihrem Familienleben gewidmet hatte, ihren Blick auf den Umzug gerichtet hatte und im Geist eigentlich schon in Köln in dem neuen Haus lebte. Sie hätte so gerne etwas für Patrizia getan, irgendetwas das ihr helfen würde, darüber hinwegzukommen, aber natürlich war da nichts, was sie für sie tun konnte. Außer aus ihrem Blickfeld zu verschwinden und darauf hoffen, dass sie sich eines Tages in eine andere Frau verlieben würde.
-22-
Drei Wochen später erfolgte der Umzug nach Köln. Als sie das Haus zum ersten Mal sahen, brachen Damian und Charlotte in so laute Begeisterung aus, dass Clarissa sie bremsen musste, um nicht gleich negativ bei den neuen Nachbarn aufzufallen. Es war eine sehr gute Wohngegend, mit Sicherheit lebten nur gut situierte Nachbarn um sie herum, die weitaus weniger neugierig waren, als die Nachbarn mit der typischen Reihenhausmentalität, die sie bis jetzt um sich herum gehabt hatten, und der erste Eindruck war schließlich der Wichtigste. Clarissa hatte noch nie besonders viel Wert auf Freundschaften mit Nachbarn gelegt, aber schließlich wollte man sich mit ihnen verstehen und in Frieden leben. Charlotte war gleich nach oben gestürmt und hatte sich mit ihrem Rucksack auf dem Rücken, strahlend in eines der Zimmer gesetzt und es zu ihrem Eigentum erklärt. Damian musste wohl oder übel das andere Zimmer nehmen, aber ihm war es ohnehin grundsätzlich egal, wie er sagte.
»Die sind doch eh beide gleich«, sagte er. Das stimmte nicht ganz. Charlottes Zimmer hatte einen kleinen Erker, während Damians Zimmer quadratisch geschnitten war, aber Jungs standen ohnehin nicht auf Schnickschnack wie Erker oder Ähnliches, wie Damian mit wichtiger Miene erklärte. Die Möbel, die Clarissa nach der Besichtigung des Hauses bestellt hatte, waren inzwischen geliefert worden und Daniel war vor einer Woche extra schon einmal für einen Tag nach Köln gefahren um die Möbellieferanten einzulassen. Clarissa bestaunte das Bett mit einem vielsagenden Lächeln im Gesicht, denn es war genau das, was sie sich vorgestellt hatte.
»Weißt du«, sagte sie, als Daniel plötzlich neben ihr stand. »Bevor du mir erzählt hast, dass wir nach Köln umziehen müssen, habe ich dieses Bett im Katalog gesehen und ich dachte nur, dass ich es unbedingt haben will. Sieht es nicht toll aus?«
»Naja«, sagte Daniel. »Es ist wunderschön, aber wenn ich ein Bett hätte aussuchen müssen, wäre ich auf dieses hier ganz sicher nicht gekommen...«
»Ist klar«, sagte Clarissa lachend. »Zu verspielt, nicht wahr?«
Daniel nickte. »Clarissa, wenn Männer so was aussuchen, dann gehen sie irgendwie mit anderen Motiven an die Sache. Es muss breit genug sein. Es muss lang genug sein. Die Matratze muss gut sein. Der Rahmen muss stabil wirken.«
Für Clarissa war es in diesem Moment das weltschönste Bett, denn genau dieses hatte sie haben wollen. Es hatte ein dunkelbraunes, fast schwarzes schmiedeeisernes Gestell, war 1,80 m breit und 2 m lang, von daher konnte Daniel sich nicht über Platzmangel beschweren. Das Schönste für Clarissas Geschmack war jedoch das Himmelgestell, welches das Bett umfasste, mit cremefarbenen Vorhängen aus zartem Organza, die man entweder, je nach Lust und Laune, komplett zuziehen konnte oder aber an den vier Ecken befestigen konnte. Beide Varianten waren wunderschön.
»Vielleicht können wir es eines Tages mal auf ein Wasserbett umrüsten« sagte Daniel und griff sich ins Kreuz. »Weißt du, ich werde nicht jünger und ich habe mir sagen lassen, Wasserbetten sind toll für den Rücken.«
»Hm,« sagte Clarissa. »Und ich habe gehört, die sind nicht gut für das Sexleben.«
»Wieso?« Daniel lachte.
»Weil man keinen Halt hat und alles schwabbelt und plätschert.«
»Aha. Wieder was dazu gelernt. Also weiterhin Kreuzschmerzen.«
Für das Wohnzimmer hatte Clarissa sich für
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