Mit Haut und Haar (German Edition)
gesessen und nur darauf gewartet, dass Anja ihn endlich zum Gehen aufforderte. Clarissa schloss die Tür hinter ihnen ab und setzte sich zu Daniel.
»Ich kann es nicht fassen«, sagte er. »Sie hat mit dir monatelang ein Verhältnis und dann kommt sie hier her? Sie kommt einfach her! Wie wäre dir zumute gewesen, Clarissa, wenn Anita hier aufgetaucht wäre?«
»Daniel, genauso wahrscheinlich aber ich kann doch nichts dafür. Ich habe sie nicht eingeladen.«
»Das wäre ja auch noch schöner gewesen!«
»Daniel bitte, ich sag es jetzt noch mal, ich kann nichts dafür! Ich habe sie nicht eingeladen!«
»Woher wusste sie denn, dass wir heute feiern?«
»Von Anja. Anja hat sie in einer Boutique getroffen und sich mit ihr unterhalten. Sie hat sie auf die Party angesprochen weil sie davon ausgegangen ist, dass sie auch kommt.«
»Na prima, dann kann ich mich ja bei Anja bedanken.«
»Daniel, Anja wusste nicht was da gelaufen ist, sie wusste nur, dass ich bis dahin viel Zeit mit Patrizia verbracht habe und dass sie meine Agentin ist, unter normalen Umständen wäre es ja auch logisch gewesen, sie einzuladen.«
Daniel schnaufte. »Clarissa, ich gehe jetzt schlafen, ich mag nicht mehr diskutieren. Ich habe getrunken, das geht nicht gut aus. Ich will nie wieder mit dieser Frau konfrontiert werden, das ist wirklich kein schönes Gefühl.«
Clarissa fühlte, wie der Zorn in ihr aufstieg, als Daniel sich anschickte, die Treppenstufen nach oben zu steigen.
»Gut, dann geh jetzt ins Bett und lass mich ruhig mitten im Gespräch stehen, aber vergiss bitte nicht, dass ich einen noch viel schlimmeren Anblick verkraften musste!«
Daniel wurde bleich und machte auf dem Absatz kehrt.
»Ja, das musstet du. Aber seit dem, Clarissa, tu ich alles für dich, ich tu alles um diesen schrecklichen Fehler wieder gut zu machen, den ich begangen habe und jetzt ist es für mich einfach ein Riesenschock, der Frau gegenüber zu stehen, die monatelang mit meiner Frau gevögelt hat, okay?«
»Kann ich verstehen Daniel, aber du darfst nicht vergessen, dass ich dich damals erwischt habe, ansonsten wäre dein Verhältnis vielleicht noch monatelang weitergegangen. Ich hingegen habe meines von selbst beendet und vor allem, du hast es von mir erfahren, ich habe dir alles gebeichtet. Alleine daran solltest du eigentlich sehen, dass die Sache beendet ist und wenn sie hier auftaucht, dann kann ich dafür nichts!«
Daniel schnaufte und begann wieder, die Treppen nach oben zu steigen. Nun drehte er sich erneut um.
»Clarissa, ich sag dir nur eins, ich will diese Frau nie wieder sehen müssen und ich dulde sie nicht in meinem Haus, lass dir das gesagt sein. Egal unter welchen Umständen und auch in hundert Jahren nicht! Und du brauchst hier gar nicht meine Fehler gegen deine Fehler aufzuwiegen, wir haben beide schwerwiegende Fehler gemacht! Aber niemals und unter keinen Umständen hätte ich dich auch noch mit meinem Fehltritt konfrontiert! Ich habe dich um Verzeihung gebeten, ich habe alles für dich getan, ich habe mich damit abgefunden, dass du mich über Monate, mehr als ein Jahr lang, täglich dafür bestraft hast was ich getan habe. Ich habe den Eindruck dass du jetzt, nachdem du den gleichen Mist gebaut hast, irgendwie der Meinung bist, jetzt sind wir quitt und ich hätte den Mund zu halten! Und ich halte meinen Mund nicht, ich will diese Frau nie wieder sehen und du wirst sie auch nicht wiedersehen, ansonsten war es das für mich! Und jetzt gehe ich schlafen. Gute Nacht!«
Clarissa setzte sich noch auf eine Zigarettenlänge ins Wohnzimmer und starrte vor sich hin. Schließlich schenkte sie sich noch einen Cognac ein. Ihr Tröster seit mehr als einem Jahr. Und ach ... wahrscheinlich schon viel länger. Nur hatte sie früher nie drüber nachgedacht. Liebe war schon seltsam. So unvollkommen. Und in den meisten Zeiten des Lebens überhaupt nicht romantisch: Meist war die Liebe wohl eher ein Kampf ums Überleben und um die Machtverhältnisse. Irgendjemand wurde immer verletzt, sobald Gefühle existierten.
Für Daniel empfand sie tiefe Liebe. Und für Patricia? Sympathie, Leidenschaft. Neugier auf das Unbekannte. Der Reiz des Abenteuers. Das genügte nicht für das, was Patrizia sich von ihr erhofft hatte. Und jetzt hatte sie einen Riesenärger mit Daniel, denn keine Frage, sie konnte verdammt gut nachvollziehen wie er sich fühlte. Andererseits tat ihr auch Patrizia leid, denn offensichtlich – und das hatte Patrizia ja auch immer wieder
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