Mit Haut und Haar (German Edition)
Schultag in der neuen Schule für ihre beiden Racker und sie wusste genau, dass sich mit diesem Tag alles zum Guten wenden würde. Mit Sicherheit würde Damian morgen Nachmittag von der Schule kommen, schnell eine Kleinigkeit essen und dann mit einem neuen Kumpel, einem neuen besten Freund, irgendwohin verschwinden. Die Geheimnisse erkunden, die diese neue Stadt für Jugendliche seines Alters zu bieten hatte. Charlotte war fröhlicher als ihr Bruder, für sie war der Umzug nach Köln nicht halb so problematisch wie für ihren Bruder. Im Gegenteil, sie freute sich auf das Leben in der neuen Stadt und war neugierig auf ihre neue Schule und die Freundschaften, die sie dort schließen würde.
»Stimmt was nicht, Liebes?« fragte Daniel, als die Kinder gefrühstückt und sich wieder in ihre Zimmer zurückgezogen hatten. Schließlich hatten beide noch alle Hände voll zu tun, denn noch immer standen in ihren Zimmern zahllose Umzugskisten, die noch ausgepackt werden mussten. Clarissa hielt sich da absichtlich raus, sie war der Meinung, dass ihre Kinder in diesem Alter solche Dinge ruhig alleine erledigen konnten. Außerdem hatte sie selbst genug zu tun.
»Es ist nichts«, versicherte sie Daniel. »Ich habe nur nicht allzu gut geschlafen letzte Nacht.«
»Aha«, sagte er. »Sonst wirklich alles okay?«
Sie nickte.
»Also ich habe hervorragend geschlafen«, sagte er, und streckte sich genüsslich. »Geträumt habe ich zwar gar nichts, oder ich kann mich nicht mehr dran erinnern, aber geschlafen habe ich wie ein König. Sehr erholsam, dieses Bett, das muss ich dir lassen!«
Sie lächelte.
»Morgen ist mein erster Arbeitstag in der neuen Firma«, sagte Daniel nachdenklich. »Irgendwie ist es schon komisch, ich war jetzt in den letzten fünfzehn Jahren in der gleichen Firma und die meiste Verantwortung lag ja nicht auf mir, sondern auf dem Geschäftsführer. Die alte Firma kannte ich in- und auswendig, die kleinsten Abläufe und Zuständigkeiten waren mir vertraut, sämtliche Ansprechpartner in anderen Firmen, sämtliche Geschäftspartner. Jetzt bin ich selbst der Geschäftsführer, und das in einer ganz neuen Firma in einer völlig anderen Branche, das ist schon irgendwie befremdlich.«
»Du hast Bedenken vor dem was jetzt auf dich zukommt?« fragte Clarissa amüsiert. »Tja, da wirst du durch müssen...«
Er lachte. »Wird schon schief gehen«, murmelte er. »Ist nur ein komisches Gefühl. Ich muss mich komplett neu einarbeiten und das wird all meine Konzentration erfordern.«
-23-
Den nächsten Tag verbrachte Clarissa zunächst mit einem Großeinkauf in dem glücklicherweise nahe gelegenen Supermarkt und amüsierte sich im Stillen über den völlig anderen Dialekt den man hier sprach. Irgendwie hatte sie den Kölner Dialekt immer sehr gemocht, er klang temperamentvoll und lustig vor allem, aber auch sehr energisch. Nachdem sie all ihre Einkäufe weggeräumt hatte, schaffte sie ein wenig Ordnung im Haus und beschäftigte sich dann mit der Zubereitung des Mittagessens. Und wie sie es geahnt hatte, die Kinder kamen beide sehr fröhlich von ihrem ersten Vormittag in der neuen Schule zurück. Charlotte hatte gleich eine neue beste Freundin im Schlepptau, die nur eine Straße weiter wohnte und von Charlotte großzügig zum Mittagessen eingeladen worden war. »Frikadellen«, sagte das Mädchen, das sich als Kathrin vorgestellt hatte, aber erst nachdem Clarissa sie nach ihrem Namen gefragt hatte. Es klang ein wenig abfällig und Clarissa zog, wie sie es immer tat wenn ihr jemand suspekt war oder eine Aussage ihr nicht gefiel, die rechte Augenbraue nach oben.
»Magst du keine Frikadellen?« fragte sie.
»Doch doch«, versicherte das Mädchen. »Ist nicht gerade mein Lieblingsessen, aber man kann es essen.«
»Was für ein Glück«, sagte Clarissa amüsiert.
Damian stürmte eine halbe Stunde später die Küche.
»Viel Zeit habe ich nicht«, verkündete er.
Genau das hatte Clarissa erwartet.
»Ich treffe mich mit Kevin, der ist in meiner Klasse, ziemlich cooler Typ. Der will mir zeigen, wo man hier in Köln am besten rumhängen kann.«
»Na dann iss mal schnell noch was«, sagte Clarissa. »Mit hungrigem Magen irgendwo rumhängen, das stelle ich mir verdammt anstrengend vor.«
Damian musterte sie gründlich, setzte sich dann aber an den Tisch und stopfte sein Essen in sich hinein.
»Und wo warst du heute schon?« fragte er seine Mutter. »Hast du auch schon Leute kennen gelernt?«
Clarissa schüttelte den Kopf.
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