Mit Haut und Haar (German Edition)
»Du, ich bin erwachsen, ich gehe nicht arbeiten und muss in keine Schule mehr, da dauert so was etwas länger.«
»Boah, das würde mich nerven«, sagte Damian. »Da wirst du ja eine Weile ziemlich alleine sein.«
»Das macht mir nichts aus«, sagte Clarissa. »Ich hab mit dem Haus genug zu tun, ich muss es jetzt auch erst mal fertig einrichten, außerdem muss ich kochen und eure Wäsche machen – glaub mir, Langeweile kommt bei mir ganz sicher nicht auf. Und dann gibt es auch noch ein Telefon, wenn ich wollte könnte ich mit meinen Freunden telefonieren.«
»Telefonieren, ja«, brummte Damian.
»Mütter sind so was gewöhnt«, sagte Clarissa lachend. »Mach dir keine Sorgen um mich.«
Das hatte Damian offensichtlich überhaupt nicht vor, denn eine halbe Stunde später verschwand er durch die Haustür.
Auch Daniel betrat das Haus am Abend fröhlich und mit einem breiten Lächeln im Gesicht. »Alles super gelaufen«, sagte er, und küsste Clarissa zur Begrüßung. Hungrig verspeiste er fünf Minuten später bereits die Frikadellen und das Gemüse vom Mittagessen. »Mensch Clarissa, das ist eine so schöne Firma«, schwärmte er. »Und stell dir mal vor, sie mag ja klein sein, aber nebenan ist eine Gaststätte und es gibt eine Vereinbarung mit den Inhabern – sämtliche Mitarbeiter können mittags dort essen, für drei Euro pro Mahlzeit – nicht schlecht, oder?«
Clarissa nickte. »Und deine Kollegen? Wie sind die Mitarbeiter so?«
Daniel grinste und schüttelte den Kopf. »Ach Clarissa, ich bin da Geschäftsführer. Wie sollen sie sich verhalten? Ich bin kein neuer Mitarbeiter, den sie erst mal checken müssen, ich bin der neue Chef mit dem sie gefälligst klarzukommen haben. Sie haben sich natürlich mächtig Mühe gegeben, es gab Blumenarrangements und ein kleines Buffet. Und natürlich Sekt um mich willkommen zu heißen. Für einen einfachen Kollegen hätten die wahrscheinlich nicht so einen Aufwand gemacht, aber ich bin eben der neue Chef. Da zeigt sich erst mal jeder von seiner besten Seite, ist doch klar.«
S ie lachte. »Naja, so die Marke Sklaventreiber bist du ja nicht und das wirst du auch nicht werden. Ich denke, es hätte deine neuen Mitarbeiter schlimmer treffen können.«
Er nickte. »Das denke ich auch. Und übrigens hatte ich heute gleich das erste Problem zu lösen, mächtig spannende Sache.«
»Aha?« Daniel nickte. »Die streiten sich wohl seit Wochen herum, ob in der Firma in den Büros geraucht werden darf oder nicht. Und sie meinten, sie hätten diesbezüglich auf meine Entscheidungen gewartet.« Er lachte.
»Aber es gab doch vorher auch einen Chef, hat der das nicht geregelt?«
Daniel lehnte sich zurück. »Clarissa, der letzte Chef hat sich zur Ruhe gesetzt, er war schon älter. Sein Sohn war es auch eigentlich, der diese Firma aufgebaut hat. Aber der leitet die Berliner Zentrale. Und der alte Chef – na ja, wenn ich das richtig verstanden habe, dann war der wohl selbst starker Raucher und seine Entscheidung diesbezüglich klang wohl nach ›haut euch doch die Köpfe ein‹. Also keine Entscheidung.«
»Und was hast du heute deswegen entschieden?« fragte Clarissa amüsiert.
»Ich habe gesagt, dass ich nichts dagegen habe, wenn in der Firma geraucht wird, aber sie sollen sich doch einfach so zusammensetzen, wie es passt. Raucher sollten sich mit anderen Rauchern ein Büro teilen und Nichtraucher mit anderen Nichtrauchern. Sie sitzen sowieso immer zu zweit und irgendwie wird das schon gehen. Aber dazu müssten ja manche Leute dann mit ihrem Krimskrams innerbetrieblich umziehen, und das nervt die jetzt sehr.« Er schüttelte den Kopf. »Die haben Probleme...« sagte er. »Und an den Stellen in der Firma, wo man eventuell mit Kunden oder Vertretern von Firmen zu tun hat, darf nicht geraucht werden – habe ich entschieden. Da waren ein paar ganz unglücklich, aber man kann es heutzutage nicht mehr bringen, Geschäftspartner in verqualmte Büros zu schicken. Das erweckt immer einen schmuddeligen Eindruck.«
»Warum erteilst du in den Büros nicht generelles Rauchverbot und schickst deine Mitarbeiter vor die Tür? Oder habt ihr keine Teeküche?«
Daniel nickte. »Klar ginge das und eine Teeküche gibt es dort auch. Aber sie sollen ja arbeiten und nicht ständig in der Teeküche stehen. Und dort stören sich die Nichtraucher ja auch am Qualm.« Er lachte. »Ach Clarissa, der Streit zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist ehrlich entnervend, kannst du mir ruhig glauben. Die
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