Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
du die Spannung noch einen kleinen Moment aushalten?« Lächelnd nickte sie, worauf Trip aus dem Wagen stieg. Einen Augenblick später wurde die Tür auf ihrer Seite geöffnet, und er nahm wieder ihre Hände und half ihr beim Aussteigen.
»Wo sind wir?«, zwitscherte sie und genoss jede Sekunde dieses besonderen Augenblicks, während Trip sie führte. Sie hörte unter ihren Füßen Kies knirschen, und dann wurde die seidene Augenbinde gelöst…
»Überraschung!«, rief Trip, während sie sich verdutzt umschaute und zu begreifen versuchte, wo sie war.
Sie standen am Kai des Boat Basin an der Upper West Side. Eloise kannte die Stelle von ihrer ersten Zeit in New York, als sie ganz in der Nähe gewohnt hatte. »Machen wir eine Bootstour?«, erkundigte sie sich. Es war der perfekte Abend für einen romantischen Heiratsantrag auf dem Hudson River, mit Manhattan auf der einen Seite und einem strahlend orangeroten Sonnenuntergang auf der anderen.
»Wir machen jede Menge Bootstouren«, rief Trip begeistert. Und damit zeigte er auf eine strahlend blaue Hinckley, die ganz in der Nähe vertäut war. Eine riesige amerikanische Flagge war an einer Mahagoni-Fahnenstange am Heck gehisst,
und in marineblauen und goldenen Buchstaben stand auf die Seite gemalt der Name des Bootes: Eloise.
»Da ist sie«, sagte Trip stolz. »Die Hinckley T38. Handgemacht, offen bis nach vorn zum Cockpit. Du und ich, wir könnten diesen Sommer mit ihr nach Nantucket schippern – das wird der Hammer.«
Eloise starrte das Boot, das ihren Namen trug, nur wortlos an. »Das ist meine Überraschung?«, fragte sie ungläubig, wobei ihr plötzlich übel wurde, als sei sie seekrank.
Trip, der sie in freudiger Erwartung hoffnungsvoll angeschaut hatte, merkte plötzlich, was er angerichtet hatte. Seine Miene verfinsterte sich schlagartig. »Babe, ich habe unser Gespräch nicht vergessen. Versprochen. Ich brauche bloß noch ein bisschen Zeit. Ich dachte, du freust dich – El, du bist ganz grün im Gesicht.«
»Du hattest also nicht vor, mir heute Abend einen Antrag zu machen?«, fragte sie.
»El, Liebeskäferchen, wir haben doch schon darüber geredet«, sagte er. Dann schlug er die Autotür zu, damit Raoul, der auf dem Fahrersitz saß und angestrengt nach vorn schaute, sie nicht hörte.
»Also nein .«
»Ich dachte, du freust dich mit mir! Ach, komm schon, Schatz, ich führe dich rum, es wird dir bestimmt gefallen …«
»Unter keinen Umständen setze ich auch nur einen Fuß auf dieses Boot.« Eloise hatte das Gefühl, nur Sekunden vor einer alles vernichtenden Explosion zu stehen. »Sag mir jetzt auf der Stelle, Trip, jetzt sofort – heiraten wir oder nicht?«
Trip starrte sie wortlos an. »Das kann nicht dein Ernst sein. Wenn du von mir erwartest, dass ich auf ein derartiges Ultimatum eingehe, dass ich von heute auf morgen mein
ganzes Leben auf den Kopf stelle … Du kennst doch meine Einstellung zur Ehe.«
»Und meine Einstellung dazu zählt nicht?«, fragte Eloise scharf. Die Krux ihres gesamten Problems, so ging ihr jetzt auf, lag darin, dass Trip nicht bereit war, ihre Bedürfnisse über seine zu stellen. »Was für ein abgewichster Volltrottel denkt sich so was aus«, wutentbrannt warf sie den Hermès-Schal auf den Boden, »und macht dann keinen Heiratsantrag?«
»Tu das nicht, El. Wir sind gerade erst zusammengezogen …«
Der Zorn raubte ihr beinahe die Luft zum Atmen. »Wage es ja nicht zu tun, als wollte ich dich zu irgendwas drängen!« Eloise riss die Autotür auf und ließ sich auf den Rücksitz fallen. »Raoul, fahren Sie mich bitte nach Hause.« Doch dann merkte sie, wie der Chauffeur zögerte, weil er es sich mit seinem Arbeitgeber nicht verscherzen wollte. Immer dreht sich alles um Trip. Trips Pläne, Trips Gefühle, Trips Entscheidungen. Sie stieg wieder aus. Es fiel ihr schwer, nicht die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren, aber sie schaffte es und lief los, so schnell es ihre Zwölf-Zentimeter-Stilettos zuließen.
»Eloise, warte, bitte!«, Trip rannte hinter ihr her und packte sie am Arm, wodurch sie leicht ins Straucheln geriet.
»Wage es ja nicht, mit mir zu reden, solange du nicht um meine Hand anhalten willst!«, zischte sie ihn an.
Das war aus ihr geworden. Das hatte er aus ihr gemacht.
Sie lief weiter, lief und lief und lief. An den Menschenmengen vorbei, die sich vor den Obstständen des Fairway Market tummelten, über den Bürgersteig, auf dem John Lennon erschossen worden war, an den abendlichen Joggern
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