Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Kreativ-Abteilungen zu bekommen. Dazu braucht man mehr als bloß Talent. Man braucht Beziehungen.«
»Aha«, murmelte Wyatt. Die junge Dame hatte offensichtlich eigene Pläne. »Sie meinen also, das Talent hätten Sie? Und Sie glauben, ich hätte die Beziehungen?«
»Tja, na ja, ich habe Sie gegoogelt …«
»Sie hat mich gegoogelt, Trip. – Und?« Dabei wusste er ganz genau, worauf sie bei ihrer Recherche gestoßen war. Fotos von diversen Partys. Hinweise auf sein Harvard-Studium und die Doktorarbeit. Uralte Urkunden, die zurückreichten bis in die Zeit der Schlacht von Hastings. Wyatt googelte sich alle zwei Wochen.
Lucy Jo wirkte wieder völlig verunsichert. »Und, na ja, Sie
haben offensichtlich ganz gute Kontakte. Ich möchte Karriere machen. Und um Karriere zu machen, brauche ich Kontakte. Sehen und gesehen werden.«
»Weißt du was, sie klingt schon genau wie eine Karriere-Societylady. Opportunistisch! Ehrgeizig! Sehr vielversprechend.« Vielleicht steckt ja tatsächlich eine Cornelia Rockman unter diesem wenig ansprechenden Äußeren , überlegte er, während er zu erkennen versuchte, ob sich mit ihrem Knochenbau arbeiten ließ. War er womöglich an diesem regnerischen Abend auf das perfekte Fallbeispiel gestoßen? Und war das womöglich das Buch, das er immer schreiben wollte? Er dachte an seine letzte Unterhaltung mit Kipling, als sie darüber gesprochen hatten, dass er Bücher verlegen wollte, die nicht bloß ein wissenschaftlich interessiertes Publikum ansprachen, sondern die breite Masse. Wenn Wyatt Lucys Aufstieg aus dem Nichts zum Alpha-Weibchen dokumentierte, könnte das genau in Kiplings Konzept passen.
»Wenn Sie mich in die Gesellschaft einführen«, sagte sie, »dann brauche ich bloß noch die Gelegenheit nutzen.«
»Brauch ich bloß noch die Gelegenheit zu nutzen« , korrigierte er sie. Na? Das war doch gar nicht so schwer.
»Es wäre so viel einfacher, an einen guten Job zu kommen. Ich meine, schauen Sie sich mal all die It-Girls an, die inzwischen in der Modewelt Karriere gemacht haben. Ich behaupte ja nicht, die nächste Tory Burch werden zu wollen – aber ich dachte, vielleicht könnte ich einen Job bei einem der großen Designer bekommen, wissen Sie, wenn ich erst mal dazugehöre.«
Wyatt schlug die Hände zusammen und fing dann wieder an, im Esszimmer auf und ab zu laufen. »Sie wären also willens und bereit, in den nächsten Monaten alles zu tun, was ich von Ihnen verlange? Nach meinen Regeln zu leben?« Er
sah, wie Lucy sich unbehaglich wand. »Seien Sie versichert, dass ich nichts Unanständiges von Ihnen verlangen werde. Bloß jede Menge harte Arbeit.«
»Harte Arbeit bin ich gewöhnt.«
»Worüber redet ihr hier bitte?« Margaret schaute aus der Küche herein, wohl weil sie beim Lauschen an der Tür nicht alles Wissenswerte in Erfahrung bringen konnte.
»Wyatt hat sich mal wieder so eine verrückte fixe Idee in den Kopf gesetzt, Margaret«, erwiderte Trip. »Er möchte aus diesem netten Mädchen hier eine Dame der Gesellschaft machen. Sie müssen ihn wieder zur Vernunft bringen!«
Wyatt war heilfroh, dass sein Freund vor Lucy Jo kein Wort über das anvisierte Buch verloren hatte. Denn sie wäre sicher befangen, wenn sie wüsste, dass sie als Studienobjekt herhalten sollte – und außerdem wäre sie sicher nicht allzu erpicht darauf, sich als reiche Erbin auszugeben, wenn sie wüsste, dass er in seinem Buch enthüllen wollte, aus welch einfachen Verhältnissen sie stammte. Bei dem Gedanken zwickten Wyatt ganz kurz ein paar Gewissensbisse, aber die verdrängte er rasch. Das Mädchen wollte für einen Modeschöpfer arbeiten. Was er noch heute möglich machen könnte, wenn er wollte. Er bräuchte bloß zum Telefonhörer zu greifen – aber das brauchte sie ja nicht zu wissen. Im Grunde genommen war es doch so, dass sie nach dem Ablauf ihrer gemeinsamen Zeit besser dastehen würde als heute. Und er ebenfalls.
»Du kannst doch nicht einfach so über das Leben eines wildfremden Menschen bestimmen, Wyatt«, meldete Margaret sich zu Wort.
»Wenn sie nichts dagegen hat, warum denn nicht? Lucy Jo, ich will aus dir das glamouröseste It-Girl machen, das die New Yorker Society je gesehen hat.« Er unterbrach sich, weil ihm ein weiterer Geistesblitz gekommen war. »Und das alles
bis zum Fashion Forum Ball im März! Das ist das perfekte Ziel – das größte gesellschaftliche Ereignis des ganzen Jahres. Damit bleiben uns nur noch drei Monate Zeit, aber das kriegen wir schon
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