Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
eingeht…«
»Dieses schreckliche Balg?« Wyatt schoss hoch. »Also kommt sie doch noch mit eingekniffenem Schwanz angekrochen. Tja, womöglich ist sie klüger, als man denkt.«
»Sie hat dir eine Ohrfeige gegeben?« Margaret fragte nicht, warum. »Und was für ein Angebot hast du ihr gemacht, Wyatt Hayes? Möchtest du sie wirklich…«
»Ja! Auf jeden Fall, sie sollen sie nach oben schicken«, sagte Wyatt. Zum ersten Mal, seit er zurückdenken konnte, war er gespannt wie ein Flitzebogen, was wohl als Nächstes passieren würde.
Aufmerksam schaute Wyatt zu, wie Margaret die nervöse, hochrote junge Frau ins Esszimmer führte und dann widerwillig hinausging. Blickkontakt konnte diese Lucy Jo Ellis höchstens mit dem Porträt von Alex Katz haben, das in der Ecke des Zimmers hing. Wyatt trat ein paar Schritte auf sie zu. Selbst im gnädigen Licht des Kristalllüsters war sie ein schlimmerer Fall, als Wyatt anfangs gedacht hatte. Vielleicht war er ein wenig vermessen gewesen: Er hatte an dem fraglichen Abend ein bisschen zu tief ins Glas geschaut, und das eine hatte bekanntermaßen häufig das andere zur Folge.
»Was führt Sie denn hierher?«, fragte er, nachdem Trip aufgestanden war, um ihr die Hand zu geben.
Diese simple Frage schien sie umso mehr in Angst und Schrecken zu versetzen. Angespannt stand Lucy Jo im Türrahmen und sah dabei aus, als wappnete sie sich für ein Erdbeben. Er konnte zusehen, wie ihr die Schweißperlen auf die Oberlippe traten. »Sie sagten, Sie könnten mein ganzes Leben verändern«, brachte sie mit Mühe hervor. »Ich… ich wollte wissen, wie Sie das gemeint haben.«
Ohne es zu wollen, fühlte Wyatt sich tatsächlich ein bisschen geschmeichelt, sowohl von ihrem Interesse als auch von ihrer offensichtlichen Nervosität. Fast hätte er ihr die anfängliche Unhöflichkeit an jenem verregneten Abend vor zwei Wochen auf der Stelle verziehen, aber nicht ganz. Wenn sie nun wegen eben jenes Angebots gekommen war, das sie damals als unglaubliche Frechheit abgetan hatte, dann sah er keinerlei Veranlassung, ihr durch ein Entgegenkommen seinerseits aus der Patsche zu helfen. »Setzen Sie sich doch«, sagte er zu ihr und wies auf einen leeren Stuhl.
Lucy Jo tat wie ihr geheißen und trampelte ungelenk durch das lange Esszimmer. Sie bewegte sich, wie Wyatt auffiel, ohne den geringsten Anflug von Anmut oder Eleganz, sie wackelte mit den Hüften und ruderte übertrieben heftig mit den Armen. Das lässt sich ändern. Schließlich war er mit genügend Models ausgegangen, um zu wissen, dass ein anmutiger Gang wesentlich mehr mit Übung zu tun hatte als mit einem angeborenen Talent. Als sie sich dann unelegant auf einen Stuhl plumpsen ließ, schien sich das Mädchen noch immer nicht recht wohlzufühlen in seiner Haut. Vor ihr auf dem Tisch stand eine dreistöckige Etagere mit Schokoladen und Makrönchen von Ladurée, im Hintergrund spielte leise klassische Musik – aber ihrer Miene nach hätte man annehmen können, sie säße in einem Vernehmungszimmer vor einer grellen Lampe und einem entschieden unfreundlichen Bullen.
»Sie möchten also, dass ich Sie in die feine Gesellschaft einführe?«, setzte Wyatt an und brach damit das Schweigen.
»Na ja … so würde ich das nicht sagen.«
Wyatt hielt in seinem Umhertigern inne. »Das verstehe ich nicht. Warum sind Sie denn dann hier?«
»Ich möchte in einem Modeunternehmen arbeiten. Darum bin ich überhaupt nach New York gekommen …«
»Mode?« Wyatt schaute sie ungläubig an. Gut die Hälfte der Mädels, die er kannte, arbeiteten in der Modebranche, und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich eine von ihnen in einem Aufzug wie dem von Lucy Jo vor die Tür wagen würde. Ihre Perlen waren groß wie Golfbälle und wirkten noch billiger. Ihr Kleid war nicht unbedingt scheußlich – ein klassisches Blusenkleid mit feinen Streifen, das sie in der Taille mit einem breiten Ledergürtel gerafft hatte – aber dazu trug sie College-Slipper, einen Shetlandpulli um die Schultern und auf den heruntergeknabberten Fingernägeln rosa Nagellack. Sie sah aus, als sei ihr Das offizielle Handbuch für College-Mädchen aus den frühen Achtzigerjahren in die Hände gefallen, und sie habe den Look so billig wie möglich nachgeahmt. »Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen.«
»Alter, lass den Quatsch!« Trip funkelte Wyatt warnend an.
Lucy runzelte die Stirn, rührte sich aber nicht vom Fleck. »Es ist nicht so einfach, einen Job in den
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